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Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 13:36
von wolfgang
arnolde hat geschrieben:Ich hatte mich schon gewundert daß hier noch kein Flamewar ausgebrochen war ;-)
Ist sie dir schon abgegangen?
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 14:43
von domain
Mich wurmt es eh, dass ich Wolfgang so unrecht getan habe. Armer Kerl, tut mir so leid.
Allerdings ist der Ausdruck „dynamische Balancierung“ einer Steadycam sehr unglücklich gewählt, denn diese ist natürlich nach wie vor nicht gegeben und deshalb muss der Operator ja auch mit- bzw. besser vorausdenken und manuell eingreifen.
Was ich aber übersehen habe ist, dass die Umlaufgeschwindigkeit von Gewichten mit zunehmenden Abstand von ihrer Achse linear anwächst (Umfang = 2R.Pi), die ansteigende Zentrifugalkraft aber eine quadratische Komponente in ihrer Formel hat: Zentrifugalkraft= Masse * Geschwindigkeit zum Quadrat gebrochen durch den Radius.
Unter Berücksichtigung von Hebelgesetzen gilt also folgendes:
die Zentrifugalkraft der Gewichte unter dem Gelenk * (Hebel-) Länge der Stange unter dem Gelenk muss gleich sein der Zentrifugalkraft der Kamera über dem Gelenk* Länge der Stange über dem Gelenk.
Der Ausdruck „ Zentrifugalbalance“ würde also viel besser passen als dynamische Balance, der beinahe irreführend ist und Laien suggeriert, dass die Steadycam nun unter allen Bedingugen und bei jeder Bewegung stabil bleibt.
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 15:44
von TomStg
Wenn mann/frau das Taumeln einer rotierenden Steady sieht, die nur im statischen Gleichgewicht ist, wird schnell klar, warum es dynamisches Gleichgewicht heißt.
Das Problem beim dynamischen Gleichgewicht ist vor allem, dass es sich bei einer komplett aufgeriggten Steady nicht um einen rotationssymmetrischen Körper wie einen einfachen Kegel oder Zylinder handelt, sondern um ein komplexes Gebilde mit sehr unterschiedlich lokalisierten Schwerpunkten von Batterie, Monitor, Ausgleichsgewichte, Kamerabody.
Und deshalb lässt sich dabei kaum etwas berechnen, sondern muss mühselig Schritt für Schritt ermittelt und korrigiert werden. Allerdings ist das im wesentlichen ein Einmalaufwand, aber einer der sich lohnt. Denn nahezu alle Amateurfilme mit der Steady zeigen, dass das dynamische Gleichgewicht in der Regel gar nicht oder nur sehr geringfügig hergestellt wurde. Nur ein statisches Gleichgewicht allein reicht in der Regel nicht aus oder erlaubt nur beschränktes Arbeiten.
Es liegt auch sehr an der Hardware, was sich für das dynamische Gleichgewicht tun lässt. Ich arbeite mit einer Glidecam 4000 mit Arm und Weste für eine XF300 oben drauf. Die Verstellmöglichkeiten der Glidecam bzgl horizontalem Achsenabstand sind sehr begrenzt, so dass schon etwas gebastelt werden muss, um ausreichend einzeln verstellen zu können. Die Profiteile von Steadicam bieten da wesentlich mehr Möglichkeiten.
Tom
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 16:28
von wolfgang
domain hat geschrieben:Mich wurmt es eh, dass ich Wolfgang so unrecht getan habe. Armer Kerl, tut mir so leid.
Wers glaubt wird seelig.
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 16:33
von wolfgang
TomStg hat geschrieben:Es liegt auch sehr an der Hardware, was sich für das dynamische Gleichgewicht tun lässt. Ich arbeite mit einer Glidecam 4000 mit Arm und Weste für eine XF300 oben drauf. Die Verstellmöglichkeiten der Glidecam bzgl horizontalem Achsenabstand sind sehr begrenzt, so dass schon etwas gebastelt werden muss, um ausreichend einzeln verstellen zu können. Die Profiteile von Steadicam bieten da wesentlich mehr Möglichkeiten.
Wobei das Glidecam doch nicht unbedingt die schlechteste Wahl ist - da gibts Schlimmeres, denke ich mir. Da dürfte mein Zolinger deutlich mieser sein.
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 16:43
von domain
@ TomStg
Na klar kann man da nichts berechnen, sondern muss einem bestimmten Prozedere bei der Abstimmung folgen. Ich habe im Lichte der Erkenntnis nur die physikalischen Grundlagen nachgeliefert.
Interessant ist aber die Tatsache, dass die Steadycam sich trotz sgn. dynamisch erreichter Balance in die Kurve hineinlegen wird und bei Beschleunigungen und Abbremsungen nicken wird, wenn der Operator nicht manuell gegensteuert.
In Anbetracht all dieser Tatsachen verwundert es eigentlich nicht, dass man zeitweilig ziemlich viele Verkaufsangebote hier zu lesen bekommt, von Usern mit ehemals guten Hoffnungen, die dann aber irgendwann das Handtuch geworfen haben.
Eine ziemliche Konkurrenz zu Steadycams sehe ich in Kameras mit speziellen Stabilisierungssystemen heranwachsen, wo das gesamte Objektiv inkl. Sensoren ziemlich genau das vollführt, was bei den Cineflex-Kameras ohnehin Standard ist.
Was aber bei diesen Cams noch fehlt, ist die Willensmitteilungsmöglichkleit des Kameramannes. Die Cam selbst nimmt ja einen Geradeauslauf an und reagiert äußerst unwillig auf Schwenks, sie versucht ja krampfhaft das Bild zu halten.
Anders läuft das schon jetzt bei den sich selbst stabilisierenden Helis ab. Die prinzipiell vorhandene Stabilsierungsfunktion kann durch Bewegungen am Steuerstick durch den Flieger ausreichend stark overrult werden.
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 18:19
von TomStg
@domain
Sehe ich genauso: viele Situationen, wo früher noch eine Steady im Einsatz war, erledigen dies bei einer linearen geraden Fahrt zunehmend die Stabis der Cam und/oder die Software-Stabis. Allerdings nur in diesen Anwendungen. Bei Umrundungen oder Perspektivwechseln wird dies eine Aufgabe für die Steadys bleiben.
Dazu kommt, dass Gyro-Systeme immer billiger werden, so dass wir zunehmend endlich ruhige geschmeidige bezahlbare Verfolgungen auch aus der Luft bekommen werden. Ebenso wird dies bei Cable- und Spider-Cams zum Einsatz kommen.
Aber jetzt werden wir wirklich off-topic...
Grüsse
Tom
Re: Preisfrage: Steadicam
Verfasst: Do 28 Mär, 2013 20:02
von martin2
domain hat geschrieben:
Der Ausdruck „ Zentrifugalbalance“ würde also viel besser passen als dynamische Balance, der beinahe irreführend ist und Laien suggeriert, dass die Steadycam nun unter allen Bedingugen und bei jeder Bewegung stabil bleibt.
es gibt den begriff "zentripetalkraft", denn das zeug drängt ja beim drehen nach außen und nicht nach innen.