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Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 14:21
von domain
Benutzername hat geschrieben: ...ich bin kein psychologe, aber als ich mich gestern abend mit dieser blockade auseinandergesetzt habe, hatte ich eher das gefühl, dass es meine angst vor menschen ist, die mich so stark zurückhält.
Eigentlich ist diese Angst unbegründet, denn zumindest in der Anfangsphase eines Projektes und wenn man sich noch nicht so richtig kennt, sind alle Menschen unglaublich freundlich und positiv und späterhin auch noch, wenn man ihre eigenen speziellen Vorlieben und Restriktionen kennt und ihnen gut zuhören und mit ihnen Scherze machen und lachen kann.
Das Zuhörenkönnen ist überhaupt das Wichtigste, du brauchst nur zuhören können und kaum etwas sagen. Dann meinen sie, dass du sie gut verstehen kannst und dem ist wohl auch so.
Mir geht es oft so: ich habe immer Angst vor größeren Treffen, Festen und Veranstaltungen. Wenn ich aber mal dort bin, stürze ich mich ins Gewühl und fühle mich wohl. Das verstehe ich bis heute nicht.
Meine Schlussfolgerung ist, dass man eigentlich nur einen Menschen braucht, der einen zunächst mal geradezu zwingt, bei etwas mitzumachen oder etwas anzugehen, sozusagen die Initialzündung liefert.
Danach beginnt alles von selbst zu laufen.

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 19:44
von Benutzername
domain, danke für deine netten worte.

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 19:56
von Bergspetzl
Also die Angst vor Menschen. Ich glaube darauf geht keiner hier im Forum so richtig ein, weil es ein totbringendes Gift ist, in dieser Branche. Leider muss man in vielen Strecken ein "immergeil" sein, denn wenn du später damit mal Brötchen verdienen willst....uffff. Kaum eine Branche ist so vernetzt wie die hiesige und ob es sonstwo soviel blabla gibt...puh. Ich habe das auch massiv unterschätzt wieviel in dieser Branche durch Menschen läuft. Und wie wenig läuft, wenn man mal eine Zeit keine Lust auf Menschen hat...

Für zeitfressende Hobbys ist da kaum Platz oder Verständniss zb, es sein denn man isoliert sich eben ein wenig raus, was aber zum Eiertanz werden kann.Die eine Seite schaut verächtend und gleichfalls neidisch, weil du es dir rausnimmst, dir "zeit" zu nehmen, und mag dich nicht, die andere Seite denkt er muss ja eh genug Geld und Jobs haben, wenn er nicht immer alles annimmt, und ruft dich auch nicht als erste Prio an...Also je mehr "eigen" du in dieser Branche bist (abseits von 0815 Wurstsemmel in Pause fressen...wie, du nicht?) desto mehr musst du über Kommunikation kompensieren...sonst rollt der Ball bald ohne dich...

Also musst du einmal da ansetzen, zu Realisieren, dass Film(en) immer gleich Kommunikation bedeutet. Wenn dir das die Haare zu Berge stehen lässt sehe ich zwei Dinge:

entweder schaffst du es aus deinem Loch und drehst unter riesem Kraftakt Filmchen, mit denen du kaum zufrieden sein wirst und die aber ein gewisses Level kaum übersteigen werden, da man alleine "begrenzt" ist. Du wirst dich immer fühlen als wäre dein Potential nicht ausgeschöpft und wirst keine ernsthafte Ursachenforschung betreiben, nur unglücklich und "verbittert" werden...

Oder

Du lässt das Filmemachen sowieso sein, weil du dich erstmal Grundlegend mit dir beschäftigen solltest. Da du wohl alles in Eigenregie aufgestellt hast klingt es nach einer Flucht in etwas vor etwas, was dich vor dir selber schützen soll. Damit konntest du eine Zeit überbrücken, und nun, je näher das "Enddatum" rückt, desto näher bist du am Zahltag. Sprich dem Spiegel, an dem du dir eingestehen müsstest, das die alles nur wieder Flucht war, und Verdrängung des eigentlichem Problemchens. Willst du dir mit diesem Kraftakt beweisen, dass du was kannst? Und hast Angst das es dir nicht genügt, weil es von vornerein "uninteressant" ist für dich? Wird der Film eigentlich etwas wie eine Eigentherapie?

Such mal nach einer Lüge in deinem System, wenn du die ausschließen kannst, dann kannst du weiter denken....

Oder sage einfach: Leck mich am Arsch, Laberbacke, ich lass mir doch son scheiß net unterschieben...und machst den Film...

:)

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 20:01
von Bergspetzl
und damit das alles nicht so hart und von obenherab klingt:

mach ein open source Project draus. Wo wohnst du? Weit weg?

Wer hat eine Cam, wer hat dies, wer hat jenes. Vielleicht gibt es ja bald den ersten "slashcam" Film. Frage hier im Forum, ob wer Lust hat mitzumachen. Lass schüchtern auf dich zugehen, vielleicht hat ja noch wer Lust. Ideen. Können. Arschrtritte.

1+1 ist nicht gleich 2 sondern wesentlich mehr befruchtung, wenn es um Teamarbeit geht (stand hier auch neulich nochmal irgendwo).

Wenn es mal eine Deadline und initialzündung von aussen gibt, dich Quasi jemand indirekt zwingt, weil du bei ihm im Wort stehst, dann geht was weiter. Das schlimmste an der One-Man-Show ist der nicht vorhandene Druck etwas Tun zu MÜSSEN.

In diesem Fall sind andere Menschen nämlich ganz Hilfreich, wenn man ihnen verpflichtet ist.

Vergiss die Hoffnung "abgeholt" zu werden, das passiert nicht. Aber vielelciht kommst du in ein Abhängigkeits-Druck Verhältnis. Und wenn der Motor läuft, wirds ein Selbstläufer...wirst sehen :)

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 21:16
von Benutzername
Bergspetzl hat geschrieben:Such mal nach einer Lüge in deinem System
das von menschen keine gefahr ausgeht? aber sag das mal meinem unterbewusstsein.

ich will erst mal alleine drehen. habe genug storys die was hermachen, auch wenn man die alleine dreht. mal sehen, wie sich das alles entwickelt.

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Mo 30 Sep, 2013 23:39
von rkunstmann
Tom Tykwer (man kann ja von seinem Werk halten, was man will) hat mal gesagt, wenn nicht ein paar Freunde ihn genommen hätten und gesagt hätten (singemäß wiedergegeben): Lass uns einfach mal ein Bier trinken gehen, dann wäre er ewig Filmvorführer in kleinen Programmkinos geblieben. Filmemachen ist dann halt doch mehr als man aus Büchern lernen kann. Du zeigst aber, dass es Dir ernst ist, ich glaube das und finde das gut! Mach weiter, aber geh auch mal ein Bier trinken (sinngemäß). Und such Dir jemanden, der spielt... Glaub mir, das kannst Du nicht. Alles andere... Ja... Aber das halte ich für zumindest schwierig. Anyway viel Erfolg. Hoffe man sieht mal was.

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Di 01 Okt, 2013 00:16
von Benutzername
rkunstmann: ich kann natürlich nicht immer so weiter machen, aber jetzt muss ich erst mal alleine das beste aus meiner jetzigen situation machen. ich glaube, ich kann alleine ein paar echt gute filme drehen.


ich weiß, ich brauche keine angst zu haben, aber ich habe sie nun mal, und leider hat sich das in den letzen jahren verschlimmert. du glaubst nicht, wie schnell ich emotional erschöpft bin, wenn ich nur daran denke, mal zum chinesen zu gehen, um etwas zu essen. ich ziehe mich an, mache mich so weit klar und auf ein mal bekomme ich schlechte laune, werde aggressiv, und ich denke: was ist denn jetzt los? ach, du wolltest gerade unter leute.

klar, ich kämpfe dagegen an, aber weil ich dass jetzt bewusst angehen will, muss ich mir ein strategie ausdenken, damit es klappt. ist wie mit dem jojo effekt beim abnehmen. wenn ich mich mit anderen treffe und etwas passiert, was nicht so lustig ist... oha! dann habe ich schon wieder keinen bock auf leute...

ich drehe erst mal ein paar filme alleine. dann kommt beim nächsten film vielleicht ein zweite preson dazu. mal sehen...

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Di 01 Okt, 2013 01:12
von rkunstmann
Ich glaube Dir schon, weil ich selbst seit meinem 13. Lebensjahr an einer sogenannten atypischen Depression leide (oder manchmal/meistens auch nicht leide-- Sprache halt;) Kommt und geht. Nur ohne die Spiegelung im Gegenüber bleibt man halt Gefangener. Was viele nicht verstehen: Manchmal braucht es mehr Mut ein "Bier trinken zu gehen", als einen Film zu drehen oder sich irgendwo hinzustellen und zu sagen: ich bin der Größte!
Ich kann Deine Blockade verstehen, glaube aber, dass es der falsche Weg ist, es mit Dir selbst ausmachen zu wollen. Ist nur meine Meinung...
Vielleicht einfach mal sich selbst als Schauspieler in der richtigen Welt inszenieren als Dein Regisseur und sich selbst zu Dingen herausfordern, die man sich sonst nicht traut- Klein anfangen- wenn es klappt größere Ziele setzen- Das ist auch nichts anderes als Schauspielschule.
Viel Erfolg!
Robert

Re: brauche psychologischen rat

Verfasst: Di 01 Okt, 2013 19:50
von Benutzername
danke für die tipps, Robert. tut mir leid, dass du hin und wieder an einer atypische depression leidest. aber gut zu hören, dass du das zumindest nicht durchgehend hast. es gibt menschen, die waren schon seit jahren nicht mehr draussen. schlimm, was es so alles gibt.