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Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 10:45
von iasi
Jörg hat geschrieben:
und zum Thema Technik (ich weiss wir sind hier im slashcam video-forum) : die ist mir da auch relativ schnurz - hoffe das mein Vater sich die Folgen zuhause auch angesehen hat und wir zusammen über die Familiengeschichte reden können ....
na hallo, da ist ja bei dem ganzen Restkram- und Technikgeplauder doch noch einer, der wieder die Essenz sieht...
... vielleicht sollte man „Unsere Mütter, unsere Väter“ mal mit "Heimat" vergleichen ...

"Familiengeschichte"?
Erkennt sich denn wirklich jemand in den Aktionszenen?
Ich dachte mir: Wackelkamera. Kurze Belichtszeit. Und vor allem vergleichsweise schlecht gemacht.


Wenn ich dann Kritiken lese, wie im Spiegel - so nach dem Motto: Sie hat Sexxx mit einem Nazi - und sie hat auch noch Spaß dabei.
Wenn so viele Kritiker über „Unsere Mütter, unsere Väter“ jubeln, sagt das auch etwas über das Gesamtniveau aus, auf dem wir uns heute befinden.

"Heimat" rief wirklich Erinnerungen hervor. Ob diesem Dreiteiler dies auch gelingt?
Er ist in jeder Hinsicht schlechter gemacht als "Heimat" ...

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 12:31
von Blancblue
In Deutschland / als Deutscher Filme zu machen, ist echt ein undankbarer Job:


- Generell machen die Amis immer alles besser (wobei an anderer Stelle die Amis dann auch wieder immer völligst zerissen werden)

- früher war alles besser / die alten Meisterwerke sind unerreichbar (die armen Filmemacher in 50 Jahren haben ja dann null Chance mehr, war ja alles schon mal da und der erste ist scheinbar immer automatisch der beste und unerreicht)

- und wenn dann mal die Kameraarbeit stimmt, ist´s inhaltlich natürlich beschissen (siehe Schweiger)

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 12:35
von rollimo
@blanblue:
Ja, genau, und außerdem wars bei Fassbinder eh alles ... echter ... krasser ....

:-)

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 12:36
von ennui
Werner Herzog hat seine eigenen Konsequenzen daraus gezogen. Mittlerweile (!) wird er doch auch in Deutschland hofiert. Til Schweiger wollte ja auch nach Hollywood... naja.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 13:11
von iasi
ach ja?

man muss sich doch z.B. nur die Berlinale ansehen:
wieder ist ein rumänischer Film unter den Gewinnern - warum wohl?

vielleicht liegt es auch einfach an den deutschen Machern und deren Themen


Was will uns z.B. „Unsere Mütter, unsere Väter“ sagen?
Welches aktuelle gesellschaftliche Anliegen hat der Dreiteiler denn?

Der deutsche Film kann mit der Unterhaltungsindustrie in Übersee nicht mithalten - er könnte jedoch Themen besetzen.
Scheinbar gibt es aber nur noch historische Themen.
Ansonsten steht Schweiger für das Niveau des detschen Films: Hohle Komödien und tumpe US-Action-Nachahmer.


Und zur Machart:
Ich sage es mal provokativ:
Wer die Kamera auffällig schaukeln lässt und somit ins Bewußtsein des Zuschauers rückt, scheint inhaltlich nicht viel sagen zu wollen.
Das hat auch nichts mit früher oder heute zu tun, sondern schlicht um Wahrnehmungspsychologie.
Neulich beim Wiener Tatort: Die Kamera kreist um vier Darsteller auf einem Flachdach über der Stadt. Sie beten ihre Dialoge herunter, wobei sie ab und zu auch ins Bild kommen. Man hätte sie auch ein nettes Liedchen trällern lassen können - das wäre wahrscheinlich packender und unterhaltsamer gewesen. Am Inhalt des Gesagten hatten die Macher doch offensichtlich eh kein Interesse.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 14:40
von handiro
Ok ich stimme zu: mir sind 14 Mio für diesen Film lieber als 50 Mio für Fussballrechte oder 1,5 für so einen Tatort. Insofern ist das immer noch "besser" vernichtetes GEZ Geld.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 15:42
von dienstag_01
iasi hat geschrieben:Was will uns z.B. „Unsere Mütter, unsere Väter“ sagen?
Schiksal. Alles Schiksal.

Wirklich interessant finde ich ja den Verdrängungsmechanismus der Generation der Kinder, in so einem Film, aber auch im begleitenden Blätterrauschen. Der Produzent hat im Spiegel auf die Frage, ob der Vater getötet hat, mit ja geantwortet - Mut, Mut. Aber natürlich kommt gleich im Anschluß: Er hat geschossen, ohne zu Wissen, auf wen. Das kann man doch fast klassisch nennen. Schuld, natürlich, ja, schon, aber nur im Rahmen der Umstände. Und bitte, man kann sich da auch selbst befragen, wie sollte es anders sein, welches Bild seiner Eltern wäre ertragbar. Diesen unverstellten Blick ohne Sebstbetrug wagen, das können dann wirklich nur Persönlichkeiten. Und die arbeiten nicht beim ZDF.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 15:56
von Jörg
Aber natürlich kommt gleich im Anschluß: Er hat geschossen, ohne zu Wissen, auf wen. Das kann man doch fast klassisch nennen.
diese Aussage war in allen ihren Unterformen so etwas von gang und gäbe...
ich habe sie in meiner Jugend aber auch bei jeder Gelegenheit, bei der ich die "Veteranen" über die Erlebnisse des Krieges "vernommen" habe, in allen Varianten gehört.

Nach meiner spöttischen Bemerkung "und ich dachte, durch solch ein Zielfernrohr könne man besonders gut sehen, und genau wissen WEN man da tötet" sah mich mein Großvater an, stand auf und verschwand.
Ich fand ihn Stunden später an einem Teich sitzend, immer noch bitterlich weinend...bis er dann endlich erzählte.
In dieser Nacht ist mein Pazifismus zwar nicht geboren, aber doch für den Rest des Lebens zementiert worden.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:09
von iasi
tja - da fragt man sich natürlich immer - wie soll denn bitte eine Generation etwas nicht vergessen, das sie nicht erlebt hat?
Die Szenen in diesem Dreiteiler sind kaum geeignet, die damalige Realität widerzuspiegeln.

Es kann sich doch noch nicht mal jemand in D vorstellen, wie das Leben von Menschen in ärmeren Regionen heute ist ... so ohne Wasser aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose.

Dieser ständige schiefe Blick auf Einzelschiksale mit den Augen unserer Zeit - und in diesem Fall auch noch mit den hippen flmischen Mitteln, die heute gerade so in sind.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:22
von iasi
Jörg hat geschrieben:
Aber natürlich kommt gleich im Anschluß: Er hat geschossen, ohne zu Wissen, auf wen. Das kann man doch fast klassisch nennen.
diese Aussage war in allen ihren Unterformen so etwas von gang und gäbe...
ich habe sie in meiner Jugend aber auch bei jeder Gelegenheit, bei der ich die "Veteranen" über die Erlebnisse des Krieges "vernommen" habe, in allen Varianten gehört.

Nach meiner spöttischen Bemerkung "und ich dachte, durch solch ein Zielfernrohr könne man besonders gut sehen, und genau wissen WEN man da tötet" sah mich mein Großvater an, stand auf und verschwand.
Ich fand ihn Stunden später an einem Teich sitzend, immer noch bitterlich weinend...bis er dann endlich erzählte.
In dieser Nacht ist mein Pazifismus zwar nicht geboren, aber doch für den Rest des Lebens zementiert worden.
Und ich würde einmal behaupten, dass der Dreiteiler nicht einmal dies erreicht.
Zudem kann die Erkenntnis, dass Krieg etwas schreckliches ist, doch nicht schon alles sein. Auch nicht die Feststellung, dass Krieg das Schilmmste im Menschen hervorzerrt.

Was folgen müsste, ist eine Beschäftigung mit dem Thema Pazifismus.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:28
von Blancblue
iasi hat geschrieben:tja - da fragt man sich natürlich immer - wie soll denn bitte eine Generation etwas nicht vergessen, das sie nicht erlebt hat?
Die Szenen in diesem Dreiteiler sind kaum geeignet, die damalige Realität widerzuspiegeln.
Welche Szenen wären das Deiner Meinung nach?

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:32
von iasi
Blancblue hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:tja - da fragt man sich natürlich immer - wie soll denn bitte eine Generation etwas nicht vergessen, das sie nicht erlebt hat?
Die Szenen in diesem Dreiteiler sind kaum geeignet, die damalige Realität widerzuspiegeln.
Welche Szenen wären das Deiner Meinung nach?
Zum Beispiel dieses abgegriffene "gute Krankenschwester sorgt sich um russischen Verletzen, dem die Behandlung versagt wird" ... oder allgemein die ganzen Kriegsszenen ...

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:40
von mannamanna
iasi hat geschrieben: Zum Beispiel dieses abgegriffene "gute Krankenschwester sorgt sich um russischen Verletzen, dem die Behandlung versagt wird" ... oder allgemein die ganzen Kriegsszenen ...
In welchem Film findest Du die damalige Kriegsrealität denn "echt"/glaubwürdig dargestellt?

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:52
von RUKfilms
mannamanna hat geschrieben:
iasi hat geschrieben: Zum Beispiel dieses abgegriffene "gute Krankenschwester sorgt sich um russischen Verletzen, dem die Behandlung versagt wird" ... oder allgemein die ganzen Kriegsszenen ...
In welchem Film findest Du die damalige Kriegsrealität denn "echt"/glaubwürdig dargestellt?
stalingrad - deutsche film schon etwas älter, aber ich denke der könnte dem realen sehr nahe kommen. zumindest war mein opa davon angetan. allerdings kann man wohl mit keinem film die realität dieser zeit widerspiegeln!

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 16:55
von Isoboy
mannamanna hat geschrieben:
iasi hat geschrieben: Zum Beispiel dieses abgegriffene "gute Krankenschwester sorgt sich um russischen Verletzen, dem die Behandlung versagt wird" ... oder allgemein die ganzen Kriegsszenen ...
In welchem Film findest Du die damalige Kriegsrealität denn "echt"/glaubwürdig dargestellt?
Saving Private Ryan - das ist aber nur meine persönliche Meinung.
Okay der hat 65 Millionen verschluckt.Dafür aber ein wirklich guter Film, was natürlich auch Geschmackssache ist.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 17:46
von Jörg
iasi schreibt
Und ich würde einmal behaupten, dass der Dreiteiler nicht einmal dies erreicht.
keine Ahnung ob, wenn ja, welche Zielsetzung dieser Film hat.
Zumindest bringt er eine Diskussion in Gang.
Es waren selten die grausamen Dokus, die zeigten, wie tausende Leichen mit schwerem Gerät in Massengräber verscharrt wurden, die Anteil geweckt haben.
Es waren seltsamerweise immer die Filme, die Einzelschicksale benutzt haben, um Betroffenheit zu schüren. Ob nun Roots, mit dem helden Kunta Kinte auf die Sklavenproblematik zielten, ob Holocaust das Schicksal von Millionen
Verbannterund Ermordeter beschrieb.
Es ist auch beinahe egal, die Hauptsache, das Anliegen muss eine Beschäftigung mit diesen Greeln sein.

Isoboy fragt
In welchem Film findest Du die damalige Kriegsrealität denn "echt"/glaubwürdig dargestellt?
nach wie vor ist die "Brücke" ein sehr einfühlsamer Versuch, gerade aus Sicht der Jugend, diese Zeit zu beleuchten

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 18:13
von iasi
mannamanna hat geschrieben:
iasi hat geschrieben: Zum Beispiel dieses abgegriffene "gute Krankenschwester sorgt sich um russischen Verletzen, dem die Behandlung versagt wird" ... oder allgemein die ganzen Kriegsszenen ...
In welchem Film findest Du die damalige Kriegsrealität denn "echt"/glaubwürdig dargestellt?
Viele sagen ja richtigerweise, dass es keine Antikriegsfilme geben kann -
aber dennoch gibt es z.B. in "Komm und sieh" eine äußerst intensive Szene, die vor allem auch deshalb derart stark wirkt, weil sie nicht wirklich zeigt, wie die Menschen sterben.

"Im Westen nichts Neues" (die alte Version) - der Wahnsinn des Kieges wird deutlich ... und dann natürlich die Szene mit dem verletzten Franzosen im Bombentrichter.

...

Es geht jedoch in diesen Filmen nicht darum, die Kriegsrealität "echt" darzustellen ... das kann Film eigentlich gar nicht leisten ...

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 18:39
von mannamanna
iasi hat geschrieben: Es geht jedoch in diesen Filmen nicht darum, die Kriegsrealität "echt" darzustellen ... das kann Film eigentlich gar nicht leisten ...
Das ist klar, ein guter Film (wie Du sagst, eine gute einzelne Szene) kann zumindest uns glücklichen Kriegsnichterfahrenen die leisteste Ahnung geben, was Krieg bedeutet - und das hat mir jedenfalls (zB Im Westen nichts Neues) unter anderem gereicht, um jeder Kriegsfaszination vollkommen abhold zu sein...aber ebenso sind andere Filme/Szenen nützlich, um zu verstehen, wie (junge) Menschen zunächst naiv begeistert sein können von der Idee des Krieges (auch in "Im Westen nichts Neues") - bis zur Desillusion in der Wirklichkeit dann - "The horror...the horror..."

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 19 Mär, 2013 21:48
von olja
Gucke gerade online..aber der Shutterspeed kommt mir teilweise eigenartig vor und macht mich irre bei den schnellen Szenen. Das sind doch keine 1/50 !?
Strobo und bei Pause nahezu scharfe Konturen. Wollte man sich hier durchgängig die Slowmo offenhalten ? Jedenfalls ist die Bewegungsunschärfe komisch und irgendwie gar keine.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 26 Mär, 2013 16:56
von AmateurFilmer
Ich habe gestern die ersten zwei Teile gesehen und freue mich nun auf den dritten Teil, den ich heute Abend sehe.

Die Beiträge zu der technischen Machart kann ich überhaupt nicht nachvollziehen; weder die Kritiken an der Musik, noch an der Kamera oder am Licht.

Ich habe lange nicht mehr einen Film gesehen, der mich so gefesselt hat wie dieser Dreiteiler. Das mag natürlich zum Einen an der epischen Erzählweise liegen, zum anderen kam aber auch super die Atmosphäre rüber.. So gut, dass ich noch davon geträumt hatte und heute immer noch Bilder und Szenen im Kopf habe, die mich nicht losließen.. mehr der Authentizität als der Brutalität wegen.

Die Kamera-Arbeit hat mir super gefallen. Ein perfektes Beispiel, welchen Einfluss verhältnissmäßig hohe Schärfentiefe auf die Wirkung hat. Ein unscharfer Hintergrund hätte dem Film die Nähe zur Handlung genommen und aufwendige Kamerafahrten hätte die Illusion genommen, welche auf dieser Nähe basiert. Ich bin froh, keine Dolly-Fahrten etc. gesehen zu haben - wobei ich generell nichts dagegen habe, aber im Kontext eines historischen Films haben solche "Spielereien" einfach nichts zu suchen.

Die Verbindung von dem Licht und der hohen Schärfentiefe ergeben ein "rohes Bild". Daumen hoch; das unterstützt ebenfalls die vorigen Aspekte.

Und die Story gefällt mir bisher auch sehr, genauso wie die schauspielerischen Leistungen.



... Es ist immer noch ein HISTORISCHER Film. Das bitte nicht vergessen. Da kann man nun mal nicht mit Hollywood-Techniken rangehen.

Re: „Unsere Mütter, unsere Väter“ - Eure Meinung?

Verfasst: Di 26 Mär, 2013 17:07
von dienstag_01
AmateurFilmer hat geschrieben:Und die Story gefällt mir bisher auch sehr,
Manchmal könnte ich quieken vor Glück. Danke.