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Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Do 03 Mär, 2016 00:42
von Skeptiker
Nach einiger Absenz wieder zurück, sehe ich, dass wir immer noch bei der verlinkten 'körperlich-kinästhetischen Intelligenz' feststecken und ihrer Abrede in Bezug auf DiCaprio durch Benutzername.
Mit anderen Worten: Dem pauschalen Vorwurf, der Mann trete zu hölzern auf in all seinen Rollen, es fehle ihm das nötige Einfühlungsvermögen und Talent.
Man könnte jetzt zurückfragen: Hat derjenige, der das behauptet, das nötige Talent, dies zu beurteilen?

Aber diese Retourkutsche entkräftet nicht die Frage, ob DiCaprio mimisches Talent hat oder nicht?
Und sie beantwortet nicht den an anderer Stelle zu lesenden Vorwurf, er versuche, die fehlende, subtile Mimik und Feinmotorik teils mit 'Overacting' - übertriebenem Schauspiel - zu kompensieren (cantsin, https://www.slashcam.de/forum/viewtopic.php?p=839295#839295), was (meine eigenen Worte) oft erzwungen, bemüht und irgendwie aufgesetzt wirke.

Diese Frage lässt sich nicht streng rational mit 'körperlich-kinästhetischen Intelligenz' ja/nein oder dem Zählen von korrekt bewegten Gesichtsmuskeln pro Minute beantworten, sondern muss auch die Wirkung auf das Publikum berücksichtigen. Ob die - falls vorhanden - eher aufgrund Talents oder Charismas zustande kommt, spielt letztlich für die Übermittlung der filmischen Botschaft eine untergeordnete Rolle. Entweder die Leinwandpräsenz reicht aus, um ein Publikum 2 Stunden lang zu fesseln, zu 'illusionieren' und zu überzeugen oder eben nicht.
Ob man das im positiven Falle dann - losgelöst vom Umfeld - auf den Darsteller zurückführen will und kann und prämieren soll, ist nochmal eine andere Frage. Eine Wissenschaft ist es jedenfalls nicht.

Was ich mir angesichts DiCaprios Oscar-Rede zur Lage des Klimawandels und seines allgemeinen Engagements für die Umwelt vorstellen könnte: Dass der Mann mehr und mehr den Drang verspürt, aus der Hollywood-Glitzerwelt auszutreten und in ein gesellschaftliches Engagement einzutreten ('mehr sein als scheinen').
Und dass sich das in seinen Rollen möglichweise allmählich dadurch bemerkbar macht, dass er mehr und mehr authentisch er selbst sein möchte, statt imaginierten Fremden seine Persönlicheit und ganze Energie für eine gewisse Zeit zu borgen.

Wie es ist, als Star und Ikone nur noch angekreischt zu werden, weiss er ja seit seiner prägenden Titanic-Rolle, von deren erotischem Projektionsflächen-Image er sich seither nach Kräften zu befreien versuchte und versucht.

Für ihn war The Revenant neben einem Rachedrama offenbar vor allem auch ein Film über die Schönheit, Einzigartigkeit und Zerbrechlichkeit der Natur und unsere Verpflichtung zu ihrem Erhalt.
Vielleicht eifert er eher einem Al Gore nach als einem Marlon Brando oder einem etwas müde gewordenen Robert de Niro.

Wer weiss, ob er nicht noch in der Politik landet oder sich anderweitig gesellschaftlich engagiert. Das Interesse, das Sendungsbewußtsein und den Ernst scheint er zu haben (deshalb auch für Comedy-Rollen weniger geeignet), die Fähigkeit und den Intellekt müsste er noch beweisen. Aber vielleicht steckt der Reiz ja gerade im Pendeln zwischen Seinwelt und Scheinwelt?

Damit wäre er kein Einzelfall - auch ein Clooney versucht, sich ein sinnvolles Zweitleben ausserhalb von Hollywood aufzubauen und auch andere zeigen ihre bekannten Köpfe an Veranstaltungen wie dem alljährlichen WEF (ob das sinnvoll ist (für wen?) oder nicht, ist eine andere Diskussion) oder beim gelegentlichen Besuch im Krisengebiet.
Wie heisst es im Spiderman: "Mit grossem Einfluss und grossem Privileg kommt auch grosse Verantwortung".

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Do 17 Mär, 2016 22:29
von Benutzername

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Fr 18 Mär, 2016 01:25
von nachtaktiv
Skeptiker hat geschrieben:

Vielleicht eifert er eher einem Al Gore nach als einem Marlon Brando oder einem etwas müde gewordenen Robert de Niro.

Wer weiss, ob er nicht noch in der Politik landet oder sich anderweitig gesellschaftlich engagiert.
hatten wir auch schon. aber arnie is dann doch wieder zurück gekommen. alt, aber nicht veraltet.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Fr 18 Mär, 2016 13:10
von Frank B.
nachtaktiv hat geschrieben:
Skeptiker hat geschrieben:

Vielleicht eifert er eher einem Al Gore nach als einem Marlon Brando oder einem etwas müde gewordenen Robert de Niro.

Wer weiss, ob er nicht noch in der Politik landet oder sich anderweitig gesellschaftlich engagiert.
hatten wir auch schon. aber arnie is dann doch wieder zurück gekommen. alt, aber nicht veraltet.
Gabs schon öfter. Ronald Reagan hats bis ganz hoch geschafft. ;)

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Fr 18 Mär, 2016 14:39
von Skeptiker
nachtaktiv hat geschrieben:... aber arnie is dann doch wieder zurück gekommen ...
I'll be back - hasta la vista!
Frank B. hat geschrieben:Ronald Reagan hat's bis ganz hoch geschafft. ;)
Man hätte es ihm nicht gegeben.

Beides eher mässige Schauspieler.
Wobei, Arnie hat sich gemausert ...

Was heisst das für DiCaprio?
Er kann unmöglich Poltiker werden! ;-)


Nachträgliche Korrektur: 2. Zitat von Frank B., nicht nachtaktiv


Und noch ein Osternachtrag - hier ist der eigentliche Oscar-Gewinner:

Original-Links zu den Bildern:
http://bg.veselba.kafence.com/pix/carto ... _oscar.jpg
http://de.toonpool.com/user/65/files/os ... 656235.jpg

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Fr 18 Mär, 2016 14:51
von dirkus
Naja, die meisten Schauspieler werden als Bösewichte berühmt, oder zumindest Kämpfen sie tapfer und ehrenhaft - meist auch noch ausgestattet mit extremen Glückssträngen und Superkräften - gegen das vermeindlich böse.

In einer deutschen Filmproduktion wäre Arnie NIEMALS der Terminator, sondern wohl Koch oder Metzger geworden.

Di Caprio wäre aufm Traumschiff maximal als Combüsenjunge zu sehen gewesen.

und Tarantino hätte in Deutschland für seine Gewaltorgien wohl NIEMALS auch nur einen einzigen Cent von der Filmförderung bekommen, dafür aber wäre er als Schmuddeljunge wohl von allen Seiten der Branche gemobbt worden.

Machen wir uns nichts vor: In einer "heilen Welt" ohne Sorgen, hätte niemals jemand von denen Kenntnis genommen. Die meisten schaffen den Aufstieg nur deswegen, weil sie in Amerika eben die Möglichkeiten bekommen haben, sich in extremer Form darzustellen und auszuleben.

Als Politiker sind sie allein schon deswegen nicht sonderlich glaubwürdig. Schauspieler bleiben eben immer vor allem eines: Schauspieler.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 06:30
von 7River
DiCaprio ist ein erfolgreicher Schauspieler und bei vielen Frauen beliebt. Vielleicht fällt es da einigen Männern schwer, objektiv zu bleiben.

Entschuldigung, jetzt einfach mal in den Raum werfen, er hätte gar kein Talent, und Schauspielgrößen als Gegenargument aufzählen, die Filmgeschichte schrieben, ist doch nur mehr als schwach. Die Filme der letzten Jahre, in der DiCaprio mitwirkte, sprechen eine ganz andere Sprache.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei solchen Kritiken ein hohes Maß an Neid und Missgunst mitschwingt.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 11:23
von maxx miliano
@dirkus!
Deutschland ist auch nur mittelmäßig mit Hang zum Unterrand. Andere würden sagen,
todlangweilig in Igelstellung und schön eingelullt von der Werbung wie toll und ach........

Der Di Caprio hätte seine Oscar ja schon verschwitze im Dschungel abholen können oder
wenn sein Weibchen vom Sims springt .. :)
Oder was, WAS erwartest Dir in Deutschland, wo 25 Millionen die BILD abonniert haben?
Die reziproke Fekaliendusche des Gestern, das schon morgen wisse, wie übermorgen
der kollektive Hirnschiss wird..
Die wenigen, die es konnten sind von hier abgehauen und haben kapiert was das da drüben ist, eine MEGA-FILM-MASCHINE....
Und hier ist der Tatort ( haben noch nie einen gesehen..!) halt die Eiger Nord der totalen
Selbsterbauung ja und?? :)

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 11:36
von dirkus
Film muss immer das "Spielfeld von Verrückten" bleiben, sonst verkommt die Branche zum "Backladen".

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 13:20
von andieymi
7River hat geschrieben:DiCaprio ist ein erfolgreicher Schauspieler und bei vielen Frauen beliebt. Vielleicht fällt es da einigen Männern schwer, objektiv zu bleiben.
Das Argument macht in die andere Richtung (Schwärmerei) genau so viel Sinn.

Unabhängig davon glaube ich trifft ihn viel Kritik relativ ungerechtfertigt, weil immer auch die Rolle mit rein gemischt wird. Ich fand ihn im Revenant auch nur durchschnittlich, das lag allerdings vor allem an der Rolle, die ich trotz aller erkennbaren Bemühungen für nur durchschnittlich entwickelt halte.

Da gabs Charaktere in seiner Filmografie die weit tiefer waren. Klar war er da besser! Liegt das jetzt an seiner Schauspielleistung? Nicht unbedingt. Ich könnte nicht sagen, es hätte jemanden gegeben, der die Rolle viel, viel besser gespielt hätte. Wirft man da (nur z.B., erster Gedanke) einen Christian Bale rein, sieht die Performance vmtl. nicht mal unähnlich zu der von DC aus.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 13:46
von 7River
Bei DiCaprio war der Oskar überfällig, und jetzt hat er ihn bekommen. Aber ich stimme Dir soweit zu.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Sa 19 Mär, 2016 21:50
von Maximus63
Nicht ohne Grund sind die großen Schauspieler groß.

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: So 20 Mär, 2016 09:11
von Frank B.
Heinz Schubert war nur 1,58m, Bob Hoskins 1,68, Dennis Hopper 1,75, Humphrey Bogart und Ben Kingsley 1,73, Jack Nicholson 1,77.... Bin sicher, da gibt es noch recht viele Beispiele...
Man wundert sich auch, wie klein oft große Fußballspieler sind. Aber das ist Champions League und nicht Oscar...

Maxi mus(s) aber nicht immer äußerlich sein. ;)

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: So 20 Mär, 2016 09:38
von Maximus63
Mit " Groß " meinte ich nicht die Körpergröße ;)

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: So 20 Mär, 2016 23:48
von Frank B.
Achso? Welche Größe könnten große Schauspieler sonst haben?

Innere?

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: So 20 Mär, 2016 23:55
von 7River
Lebensjahre!

Re: Oscarverleihung 2016

Verfasst: Do 19 Mai, 2016 15:02
von Benutzername
Skeptiker hat geschrieben:Man könnte jetzt zurückfragen: Hat derjenige, der das behauptet, das nötige Talent, dies zu beurteilen?
dazu braucht man kein talent. aber egal. habe das hier gefunden. auch nicht schlecht: