iasi hat geschrieben:Skeptiker hat geschrieben:
Und hier noch das passende Inarritu-Zitat: "Rache lässt uns leer zurück"
Scheint bei Tarantino - Gefangener seiner eigenen Wut - auch nach x 'hassvoll-genialen' Versionen der eigentlich immergleichen Rachestory noch nicht angekommen zu sein ...
oh jetzt bemühen wir auch noch die Psychoanalyse und wenden sie auf die Filmemacher an.
Vergleich The Revenant vs H8:
Der eine schwelgt in langen WW-Einstellungen - der andere in langen Monologen.
Der eine spielt draußen, der andere drinnen.
Gemeinsam haben sie die kompromislose Gewaltdarstellung, die eigentlich auch der Unterhaltung dienen soll.
Das war´s dann auch schon.
Inhaltlich sind beide nur ziemlich aufgeblasen.
Gerade wenn man die erste Hälfte von H8 betrachtet, ist The Revenant unterhaltsamer.
Der Vergleich scheint auf den ersten Blick schlüssig, hinkt aber auf den zweiten.
Aber bevor ich das begründe, ehrlicherweise Folgendes: Inarritu ist Neuland für mich - vom
Revenant beeindruckt, liegt nun - auf Axels Empfehlung -
Amores Perros bereit, und vielleicht wird danach auch der
Birdman noch fällig.
In Tarantino habe ich immer mal wieder am TV hineingezappt, aber selten bis zum Ende durchgehalten. Ich weiss ... alles Kult. Aber für mich trotzdem Neuland, das ich wohl Neuland bleiben lasse.
Mein Urteil fusst also nicht auf fundierten Kenntnissen.
Tarantino kommt bei mir rüber als jemand, der mit "Gewalt ist geil" zitiert wird und der Gewalt und Rache in seinen Filmen zelebriert: Beispiel
Kill Bill.
Lässt seine Wut im Bauch und die Gewaltfantasien im Kopf in seinen Filmen auf zynisch-unterhaltsame, irgendwie Comic-hafte Weise heraus, und sein treues Fanpublikum dankt es ihm an der Kinokasse.
Tarantinos immergleiche Schnell'lösungen': Kopf ab, Arm weg, Kugel in den Bauch oder Faust in die Fr.... etc. etc. - das übliche Gemetzel. "Trash as trash can". Allerdings dank Tarantinos umfassendem Filmwissen gekonnt und unterhaltsam (die Zeit gut überbückend bzw. hier eher: totschlagend).
Muss man nicht ernst nehmen, muss man auch nicht toll finden.
Quasi Tarantinos schlagkräftig-anarchische Antwort an all die Gutmenschen, Moralisten, Besserwisser und Bessermeiner mit erhobenem Zeigefinger, die 18 Stunden am Tag ihre Umgebung mit irgendwas wie Regeln, Ethik und Moral zuschütten und nerven wollen.
Ein Rundum-Befreiungsschlag für alle, die sich als 'Underdogs' (irgendwer ist immer noch darüber) in ihrem "Ich bin mindestens 10 Stunden am Tag dynamisch, reaktiv, kreativ, kommunikativ, proaktiv und teamfähig"-Alltag etwas eingeengt fühlen. Da mag therapeutisch schon was dran sein!
Ansonsten Vergleich mit einem Besuch bei McDonald's (sorry McDonald's!): Stillt den schnellen Hunger, aber wenn man nach Cheeseburger, Pommes und Cola wieder rauskommt, wünscht man sich plötzlich, man hätte das Geld in ein richtig gutes Sandwich investiert.
Nach Lesen des ZEIT-Interviews komme ich zum Schluss: Inarritu ist aus anderem Holz geschnitzt.
Mag sein, dass beide als Gemeinsamkeit eine Wut in sich tragen, schlecht oder ungerecht behandelt worden zu sein.
Und dass beide - jeder auf seine Weise - versuchen, ungefiltert auf Gesellschaft und Umgebung zu blicken.
Aber Inarritu scheint mir bezüglich 'Storytelling' kreativer bzw. vielfältiger damit umzugehen.
Gibt dem Zuschauer - relevant im
Revenant ;-) - Gelegenheit, die Geschichte auf sich wirken zu lassen (weshalb auch die Überlänge und Monotonie des Films erzählerisch ok sind) und selbst zu einem Urteil zu gelangen, statt die Urteile filmisch überzeichet als grinsender Scharfrichter zu vollstrecken wie Tarantino.
Ich hab's oben schon geschrieben: Die Gewalt im
Revenant ist Teil der erzählten Geschichte, die in Tarantinos Filmen eher Ventil seiner "Probleme löst man am schnellsten mit Schwert oder Pistole"-Fantasien (Geld hilft auch).
Jeder wie er will - in den
Kill Bill-Kopf will ich nicht unbedingt eintauchen - es gibt für mich andere Filmemacher-Köpfe, die interessanter sind - da helfen dann auch T.'s echte 70mm-Filmrollen nicht weiter.