carstenkurz hat geschrieben: ↑Sa 23 Jan, 2021 01:17
Der Dienstleister oder die Software, mit der das Masterfile in ein DCP konvertiert werden muss, kann nicht alle Parameter im Masterfile automatisch (sicher) aus irgendwelchen Metdaten ziehen. Er/Sie muss entweder davon ausgehen, dass Normstandards verwendet werden, oder dass man ihm irgendwelche Besonderheiten explizit mitteilt.
Wenn man in rec.709 gegradet hat, ist das einzig sinnvolle, ein 08/15 Master in ebendiesem Farbraum zu exportieren. rec.709 ist im Übrigen nur noch ein verbreiteter historischer Begriff, faktisch ist das heute immer BT.1886 und das ist mit Gamma 2.4 spezifiziert.
PAL-HD gibt es nicht. PAL ist SD und damit rec.601, HD ist rec.709 bzw. BT.1886.
Und oh Wunder, in DCP-o-matic gibt es ein Eingangs rec.709 Preset mit Gamma 2.2, und ein BT.1886 Preset mit Gamma 2.4. Man kann also beides korrekt nach X'Y'Z' konvertieren, muss aber nunmal wirklich WISSEN, mit welchem Gamma das Master erstellt wurde, damit man hier das richtige einstellt. Macht man es nicht selbst, teilt man es dem Dienstleister auf dem Beipackzettel mit oder fragt dort ggfs. vorher nach, ob er das in seiner Software auch ändern kann, oder ob er einen bestimmten Wert voraussetzt.
Auch der Weisspunkt wird automatisch bei so einer Konvertierung angepasst. Genau dafür ist das Programm ja da.
Nach meiner Erfahrung spielt der Unterschied zwischen den Gammas 2.2 vs. 2.4 (faktisch sind es eh keine stetigen Gammas bei Video) im Kino keine große Rolle. Wenn ich kaputte Konvertierungen gesehen habe, waren das bisher typisch Interpretationsprobleme zwischen Full Range (data levels) und Limited Range (video levels). Oft DENKEN dann die Leute, dass es ein Gammaproblem sein muss, weil es sich in Schatten und Lichtern bemerkbar macht.
NORMAL bei rec.709/BT.1886 bzw. im Grunde allen komprimierten Videoformaten ist LIMITED RANGE (16-235), aka video levels (auch das kann man in DCP-o-matic noch korrigieren, und begrenzt sogar im Vectorscope auf Plausibilität prüfen). Manche Leute glauben, die 0-15 und 236-255 wären so unglaublich wichtig weil sie ja mit der tollen 15stops Kamera gearbeitet haben. Aber was mal ganz vorne war, spielt hier keine Rolle mehr.
Wer auf Full Range Wert legt, muss das vorher schon beim Import, Arbeitsfarbraum, Grading und der Monitorlösung ebenso korrekt umgesetzt (und validiert!) haben, sonst macht das keinen Sinn. Besser lässt man es also.
Beim Tonpegel ist -20 LUFS/R128 eine gute Hausnummer. LUFS hat nicht der Dialog, sondern das gesamte File (nicht mit Dialnorm verwechseln). -20 LUFS ist nur ein typischer pragmatischer Zielkorridor fürs Kino bei kurzen Spiellängen wie Werbung oder Kurzfilme. Keine Norm kann deine subjektive Entscheidung ersetzen, wie laut dein Werk sein soll. Wenn Du Bienchen auf einer Wiese drin hast, werden die bei -20 LUFS zu Sturzbombern. Wenn's bißchen mehr drücken soll, nimm -17 bis -18 LUFS. Richtung -15 LUFS tut's weh.
Amateurmischungen (nicht übel nehmen) haben manchmal Probleme, die nötige Lautheit in Stereo zu erreichen - dafür muss der Mix in der Regel in der Tonmischung ein bißchen komprimiert werden. Wenn man viele Peaks im Material hat, kriegt man den Pegel nicht ohne Limiter/Kompressor, oder eben (bäh) Clipping auf die nötige Lautheit. Also nicht blind z.B. in DCP-o-matic auf -18 LUFS hochdrehen, sondern dabei die Peak-Level im Auge behalten (es gibt bei Clipping eh ne Warnung).
Kommt aber ein bißchen drauf an, was das ist, was man da macht. Lautheit im Kino ist ne lange und komplizierte Geschichte. In DCP-o-matic kann man die Lautheit analysieren und auch noch problemlos anpassen.
Der übliche Weg für z.B. Werbung und Doku ist, dass eine Stereospur in ein DCP mit zwei Kanälen (ZULÄSSIG!) oder 5.1 verpackt wird, dabei bleiben bei 5.1 aber die Kanäle 3-6 silent und belegen unnötig Platz. Centermischung für Dialog ist schön, macht aber Arbeit.
Irgendwelche Upmixe passieren weder beim Dienstleister noch im Kino automatisch, da muss man sich vorher selber drum kümmern. Von den Surrounds und dem .1/LFE (das ist KEIN Subwoofer) lässt man die Finger, wenn man kein Profi im Bereich 5.1 ist.
Was Dienstleister angeht - da tummeln sich welche, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Gut arbeitende rauszufinden ist fast so schwierig wie sich selbst in DCP-o-matic reinzuarbeiten.
Und ja, leider gibt es auch Festivals, die in ihre Anforderungen Mist rein schreiben.
Für ein 08/15 DCP kann man mittlerweile auch Resolve ab 16.x verwenden. Viele Leute machen aber auch da Fehler, weil sie eben glauben, in Resolve auch noch eine zusätzliche gezielte Farb- oder Gammakonvertierung im Hinblick aufs DCP einbauen zu müssen.
Was ist denn deine Untertitelquelle - gibts die schon, wie legst Du die dann? Grundsätzlich kannst Du die Untertitel auch gleich beim Erstellen des Masters rein rechnen. Da gibts aber viele Möglichkeiten, kommt ein bißchen auf die gewünschten Verwendungen des DCPs an.