Pianist hat geschrieben: ↑So 25 Mär, 2018 15:21
Drushba hat geschrieben: ↑So 25 Mär, 2018 15:13
Und auch Jotts 2000-Euro Filmer werden froh sein, wenn sie mit 80 mal Rente bekommen. Eine Kammer führt dazu, daß auch Sozialbeiträge zur Seite gelegt werden, nicht nur zu gerechtem Lohn.
Was hat das denn mit einer Kammer zu tun? Filmemacher sind Künstler im Sinne des Künstlersozialversicherungsgesetzes und somit sozialversicherungspflichtig. Mit der Besonderheit, dass sie zur Rente und zur Krankenkasse/Krankenversicherung 50 Prozent Zuschuss bekommen.
Nun, Fotografen die nebenher filmen kommen nicht ohne Weiteres in die KSK. Ich bezweifle, daß Imagefilmer das auf Dauer schaffen, es wäre auch ungerecht. Und selbst wenn: Die KSK öffnet die Möglichkeit, sich steuerlich arm zu rechnen und 100-200 Euro monatlichen KSK-Beitrag abzuführen. Kein 2000-Euro Filmer hat soviel Umsatz, daß er Monat für Monat den Höchstsatz schafft, der für eine vernünftige Rente wichtig wäre. Wird ein Imagefilmer 90 und filmt, bis er 70 ist, dann trägt die Solidargemeinschaft 20 Jahre seine Grundrente mit. Dann schon besser eine Kammer und bessere Absicherung im Vorfeld.
Pianist hat geschrieben: ↑So 25 Mär, 2018 15:21
Und zu den 2.000 EUR: Wenn ich für einen 2.000-EUR-Auftrag zweieinhalb Tage arbeiten muss, ist das doch ein guter Schnitt. Davon einen bis anderthalb pro Woche, und alles ist prima.
Matthias
Dazu gäbe es Einwände: Erstens wird es 2000-Euro Filmern nicht über längere Zeit gelingen, genügend Aufträge reinzuholen, das sehe ich schon an den vielen Imagefilm-Firmengründungen und -Schließungen in meiner Gegend. Eventuell leben wir in einer Zeitblase, aber ich glaube nicht, daß in fünf, sechs Jahren noch irgendjemand 2000 Euro für den Drohnen-Timelapsschrott bezahlen möchte, den man üblicherweise für 2000 Euro filmen kann. Ganz einfach deshalb, weil der Zuschauer qualitätsverwöhnt ist und nach drei Sekunden wegklickt, wenn er etwas Langweiliges sieht. Die angestrebte Wirkung solch eines Videos verpufft. Noch fallen die Firmeninhaber auf so etwas wirkungsloses wie 2000-Euro Imagefilme herein, ähnlich wie im Osten im Juni 1990 jeder ungelernte Studienabbrecher aus dem Westen überteuerte Lebensversicherungen an der Haustüre der Wohnblocks in Dresden und Bitterfeld verkaufen konnte. Das war wohl schon 1993 kein Erfolgsmodell mehr, weil Menschen dazulernen. Und ebenso wird das Imagefilmgeschäft immer halbseidener, weil es in der Billigform ja schlicht wirkungslos ist.
Natürlich lamentieren jene, die momentan Aufträge haben, gegen einen Kammerzwang. Ähnlich wie Sklaven der amerikanischen Südstaaten, welche auf der Seite der Konförderierten kämpften, um ihren materiell etwas abgesicherten Status als Sklave nicht zu verlieren. Der Mensch ist nicht immer rational und urteilt oft aus der momentanen Situation, ohne das Ganze zu überblicken. Mir wäre es z.B. wichtig, daß es auch meinen Kollegen gut geht und nicht nur mir. Deshalb bin ich für eine Kammer, die Marktzugang über Qualifikationen und soziale Absicherung regelt. Ähnliche Diskussionen gibt es derzeit ja überall, aktuell z.B. Uber vs Taxifahrer, die eine Familie ernähren müssen. Für das Modell von Uber sind eigentlich nur FDPler und verbeamtete Lehrer, weil sie dann etwas Geld beim Taxifahren sparen können. Aber fast alle Branchen wehren sich zurecht gegen diese Form der sozialen Erosionen. Und auch hier wäre es IMHO bitter nötig.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.