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Film vs. Kunst



Kommentare und Diskussionen zu unseren Umfragen
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Framerate25
Beiträge: 1402

Film vs. Kunst

Beitrag von Framerate25 »

Tach auch zusammen,

mein Name ist Tim und ich bin leidenschaftlicher Filmer, Cutter und überhaupt alles was mit dem Thema Editing zutun hat. Da dies mein erster Beitrag hier im Forum ist und ich schon länger still mitlese (besonders in Bezug Rechte), dachte ich mir ein für mich interessantes Thema anzusprechen.

Zunächst wollte ich eine Produktion von mir von Euch zerpflücken lassen. Da ich aber immer sehr genau das Für und Wider abwäge, dachte ich mir das Pferd von hinten aufzuzäumen. Nämlich eine Umfrage im allgemeinen Sinne, einer aktiven sachlichen Diskussion.
Wo fängt bei einer Filmproduktion die "Kunst" an und wo endet sie? Ich meine, als Vergleich, die KSK erkennt Kameramänner, Cutter etc als Künstler an. Das tut sie aber nicht zwangsläufig bei Fotografen. Obgleich eine Fotografie trotz verwackelnden Bildes ein Kunstwerk sein kann, welches für hohe Summen den Nutzungsrechteinhaber wechselt. Oder wenigstens eine überzeugende und künstlerische Aussage haben kann. (Ich weiß das ich diese Antwort hier nicht ernsthaft verlangen brauche, deswegen retorisch zu verstehen) ;-)

Aber warum ist der allgemeine Fotograf in den meisten Fällen ein schlichter Gewerbebetreibender und der Filmer grundsätzlich ein Künstler?

Soweit mir geläufig, ist der Beruf des Kameramann ein Lehrberuf. In diesem Beruf wird über Lehrbücher welche eine ISBN Nummer haben, Wissen und Grundlagen vermittelt. Ebenso "Normen". Ein Standart also. Wie kann ein Standart Kunst sein? Oder wenigstens als Kunst anerkannt werden? Jedenfalls aufgrund von Standarts, Kunst entstehen? Aufgabe des Regisseurs?

Keine Sorge, ich möchte hier niemanden ans Bein pinkeln oder in Frage stellen, darum geht es nicht. ;-) Ganz im Gegenteil. Es geht eher darum, bei einer Einschätzung zu meinen: "Das macht man aber so nicht".
Mir ist klar das der Einsatz von Technik natürlich auch den sicheren Umgang damit voraus setzt, aber ist Technik nicht schlicht der Mittel zum Zweck? Ähnlich im Kunststudium. Man sieht sich an welche Künstler früher was und wie transportiert haben. Die Entwicklung der Einflüsse und so weiter. Als Beispiel wieder Fotografen welche mit einer Wegwerfkamera echte Werke erschaffen haben, jedenfalls wenn man den Preisen des Werkes glaubt?

Aber wer entscheidet über Geschmack und technischer Ausführung? Ist es eine Erwartungshaltung? Ich erwarte das und jenes Grading, Bildfolge, Länge und Aussage. Eine logische Erklärung in der Ansicht selbst? Oder, das wäre gerade der Benchmark? Ähnlich einem industriellen Wettbewerb einer Automarke?

Fragen über Fragen. Aber mich würde Eure Ansicht dazu interessieren.

Ich hoffe sehr Ihr nehmt das in keinem Fall persönlich bitte, sondern konstruktiv und fühlt Euch herzlich eingeladen, Eure Ansichten mitzuteilen.

LG Framerate25
Grüßle
FR25 👩‍🎨



cantsin
Beiträge: 14271

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von cantsin »

Aus der Sicht eines Kunstakademiedozenten kann ich Dir nur sagen: Der Unterschied zwischen Handwerk und Kunst ist höchst unscharf, nicht objektivierbar und wird vor allem aus pragmatischen Gründen gemacht -
in Deutschland vor allem wegen des Rechts, sich über die KSK zu versichern, ansonsten als Beschirmung des Kunstssystems, um den Zugang dazu selektiv zu halten.

Es gibt auch - von Plinius bis Boris Groys - keine Kunsttheorie, mittels der man eine scharfe Grenze ziehen könnte.

Am ehesten funktioniert noch folgende Abgrenzung: Künstler kennen die Kunsttradition, in der sie stehen, und sie beziehen sich darauf in ihren Werken bzw. in ihrer Bildsprache. Reine Handwerker produzieren ohne kunst- bzw. foto-/filmhistorisches Bewusstsein und ohne ästhetisches/künstlerisches Konzept.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Peppermintpost »

cantsin hat geschrieben: Mi 04 Okt, 2017 19:59 Der Unterschied zwischen Handwerk und Kunst ist höchst unscharf, nicht objektivierbar und wird vor allem aus pragmatischen Gründen gemacht
abkängig von kulturkreis und zeit wurde handwerk sehr oft als kunst verstanden. die frage ist für mich nur, macht es irgend einen unterschied ob dich jemand als künstler sieht oder nicht? mal abgesehen von verwaltungstechnischen fragen der KSK?
-------------------------------------------------------
leave the gun take the cannoli
-------------------------------------------------------
www.movie-grinder.com



Frank Glencairn
Beiträge: 23109

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank Glencairn »

Ganz einfach - wenn die KSK Geld braucht bist du Künstler, wenn du KSK Mitglied werden willst bist du keiner.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Wurzelkaries »

Kunst ist, wenn alle sagen das ist Scheiße und Du es trotzdem machst.



Jott
Beiträge: 21812

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Jott »

Yep. Eine Leinwand blitzblau anmalen und damit berühmt werden geht nur mit brillantem Eigenmarketing. DAS ist die Kunst.



cantsin
Beiträge: 14271

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von cantsin »

Jott hat geschrieben: Mi 04 Okt, 2017 20:41 Yep. Eine Leinwand blitzblau anmalen und damit berühmt werden geht nur mit brillantem Eigenmarketing. DAS ist die Kunst.
Tja, wenn Du Dich hier auf Yves Klein beziehst, hast Du aber weniger als die Hälfte dessen gesehen und mitgekriegt, was der Mann gemacht hat. (Hint: (a) einen eigenen, durch seinen hohen Ultramarin-Anteil besonders tief wirkenden Blauton entwickelt, der als "International Klein Blue" standardisiert ist, (b) eine Maltechnik entwickelt, bei der die Pigmente dieses Blaus nicht in flüssige Farbe gebunden, sondern direkt auf die Leinwand appliziert werden.)



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Meine simple Erkenntnis dazu ist, dass Kunst von Können kommt und nicht von Wollen. Sonst hieße sie Wulst. Frei nach Friedrich Nietzsche.
Man spricht auch hin und wieder von Handwerkskunst. So sind eigentlich viele Künstler der Vergangenheit einfach nur gute Handwerker gewesen. Sie konnten mit ihren Materialien gut umgehen und haben diese in Sinnzusammenhänge bringen können.
Für mich ist ein Bauer, der eine gerade Furche ziehen kann, ein größerer Künstler als jemand, der eine Farbe, die er irgendwo gekauft hat, auf eine Leinwand klatscht, die er auch irgendwo gekauft hat. Obwohl letzterer vielleicht mehr die Gemüter erregt und vielleicht sogar Gott und die Welt in sein Werk hinein interpretiert.
Ich bin so böse.



Funless
Beiträge: 5500

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Funless »

Aus meiner Sicht wird Kunst erst dann zur Kunst, wenn eine bestimmte Gruppe von Klientel das Erschaffene als Kunst, respektive künstlerische Arbeit definiert.

Oder jedes erschaffene „Werk“ welches beim Betrachter/Zuhörer eine Abstraktion jedweder Art hervorruft kann ebenfalls als Kunst angesehen werden.

Anderes Beispiel:
Ein Newsbeitrag der Tagesschau wird wohl von kaum jemandem als Kunst definiert/wahrgenommen werden. Es ist reine Informationsübermittlung, also Handwerk. Wenn der selbe Newsbeitrag jedoch in einer (bspw. abstrakten) Installation implementiert wird, dann wird es ein Teil von Kunst, bzw. kann werden, schließlich wird noch die o.g. Klientel benötigt.

Fotograf:
Sind Passbilder die der Fotograf tagtäglich macht Kunst? Wird man wohl mit „Nein“ beantworten. Aber was ist, wenn derselbe Fotograf aus allen Passbildern die er jemals gemacht hat eine Collage mit einem besonderen Motiv erstellt?
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27416

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von klusterdegenerierung »

Die KSK unterscheidet dies mit: steht eine Idee, Konzept und Umsetzung in eigen Regie dahinter,
ist es zumindest abrechnungstechnisch Kunst, wobei es nicht definiert ist ob das Motiv letztenendes künstlerisch sein muß!

Bekomme ich allerdings alles vorgesetzt, kümmere mich um nichts und brauch nur den Auslöser drücken, ist es keine Kunst bzw Gewerblich.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Drushba »

Ich denke, Kunst ist es, wenn Du Deine eigene Perspektive, Deinen eigenen Blick auf die Dinge richtest und dieser Blick auch der eines Künstlers ist, der - im Unterschied zum Normalo -, etwas Besonderes in den Augenblicken spürt und dies mitteilt bzw. auch das Handwerk dazu besitzt, dies mitteilen zu können.

Am Beispiel Fotografie sieht man dies sehr deutlich: Von Sylt bis Salzburg gibt es dieselben Fotostudios, in welchen reines Handwerk gemacht wird. Passfotos, Hochzeitfotos, Gebrauchsfotos eben. Diese sehen alle gleich aus. Frauen werden als 50%-Schönheiten wiedergegeben, weil der gelernte Fotograf auch nichts anderes in ihnen sieht.

Anders der künstlerische Fotograf: Er sieht das Besondere in Menschen, im Augenblick, im Ganzen. Er beherrscht das Handwerk gut genug, um keine Zufallsprodukte zu machen, aber ist nicht durch das sprichwörtlich permanente Fegen der Ateliers in seiner Ausbildung und das beständige Erfüllen der Kundenwünsche verbogen. Ein aussergewöhnlicher Fotograf findet auch die aussergewöhnlichen Perspektiven und Details.

Hier das Porträt eines Augenblicks im Leben seiner großen Liebe, geknipst von einem der berühmtesten Kunstfotografen:
https://timedotcom.files.wordpress.com/ ... quality=85
Was würde der Fotostudioinhaber in Herne dazu sagen, wenn das sein Lehrling machte und als Portrait verkaufen wollte? Weiter oben sagte jemand, Kunst ist es, Kunst zu machen. Und ich würde hinzufügen: Wahre Kunst ist nie definierbar, aber immer erkennbar. Und das merkt auch die KSK ;-)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



Darth Schneider
Beiträge: 19452

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Darth Schneider »

Warum Kunst und Handwerk trennen ? Das würde ich gar nicht probieren. Kunst und Handwerk gehören immer zusammen, und sind eigentlich gar nicht zu trennen. Filme machen ist für mich eigentlich von daher daher ganz klar ein Kunsthandwerk. Ganz egal ob es jetzt nun Nachrichten sind oder ein Film von Frederico Fellini. Der Film als Endprodukt, wird dann zu Kunst wenn er vom Publikum als solches erkannt wird. Die Arbeit an einem Film bleibt aber in jedem Fall Kunsthandwerk, ganz egal was für ein Film es sich handelt.
Ich war 30 Jahre lang Bühnentänzer (Ballett und Zeitgenössischer Tanz) Ich sehe das genau so als Kunsthandwerk was ein Tänzer und ein Choreograf beherrschen muss. Zur Kunst wird Tanz erst durch das Publikum. Beim Film ist es nicht anders. Das Publikum entscheidet, die Geschmäcker sind aber verschieden, was für den einen Menschen Kunst ist, ist für den anderen Menschen keine Kunst. Es bleibt aber immer, in jedem Fall Kunsthandwerk. Wozu ich natürlich die ganzen YouTube Blogs, u.s.w. zu 90% mal nicht mit zähle, da dort nur in wenigen Fällen ein gelerntes Kunsthandwerk "am Werk" war, sondern eher, Selbstverwirklichung, Selbstbestätigung und Macht und Geldgeilheit. Natürlich gibt es dort in den sozialen Medien auch Kunsthandwerk, aber halt eher selten, verglichen mit der immensen Masse an schlechten Fotos und Videos, die halt so im Netz sind.
Bei der Fotografie sieht es ähnlich aus, nur das diese Milliarden von Selfies und anderem unsinnigem Smartphone Geknipse, was die meisten Menschen ja inzwischen bestens beherrschen, sicher nichts mit Kunsthandwerk zu tun hat, eher mit einer globalen Verwirrung, der Leute, die langsam verlernen was wichtig ist im Leben und was nicht.
Aber als ich dann zum Beispiel auf der "Foto 16" in Zürich war und mich ertappte dabei, wie ich sicher 5 Minuten auf ein simples SW Foto gestarrt habe wo ein Kind einfach durch den Regen rennt, und ich nicht wusste warum ??
Das ist Kunst.
Oder wenn ihr die Zeitung liest, und euch bei einem Artikel der Blick auf einem Foto hängen bleibt und etwas emotionales auslöst in euch, dann ist das auch Kunst.
Oder wenn das ganze sehr unruhige Kino plötzlich ganz still wird als Wonderwoman, im Kostüm zum ersten Mal über die Leinwand stolziert. Dann hatten die Filmemacher ihr Kunsthandwerk fest im Griff und die Schauspielerin hat in dieser Szene brilliert und ist somit eine Künstlerin.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Mir geht gerade eine Frage durch den Kopf.
Braucht Kunst Publikum?



Darth Schneider
Beiträge: 19452

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Darth Schneider »

Eigentlich schon,....oder auch nicht, es braucht aufjedenfall Jemanden der Etwas als Kunst wahrnimmt und definiert.
Aber das kann auch der Künstler selber sein, denke ich. (Gerade beim Film geht das, weil das Endprodukt ja nicht Live ist, bei der Kunsform Bühnentanz ginge das ganz klar nicht, weil der Tänzer wenn er auf der Bühne tanzt sich selber nicht beurteilen oder sehen kann, somit kommt es auch auf die Kunstform an)
Aber für ein Publikum etwas zu machen macht definitiv mehr Spass.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Kunst wird also erst Kunst, wenn sie wahrgenommen wird. Das hieße, ein Objekt, eine Tätigkeit oder sonstiger schöpferischer Akt, die nicht wahrgenommen werden, können keine Kunst sein. Selbst,, wenn diese Dinge da wären, was aber niemand weiß.
Wenn sie auftauchen, sind diese Dinge plötzlich Kunst.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27416

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von klusterdegenerierung »

Drushba hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 00:33 Ich denke, Kunst ist es, wenn Du Deine eigene Perspektive, Deinen eigenen Blick auf die Dinge richtest und dieser Blick auch der eines Künstlers ist, der - im Unterschied zum Normalo -, etwas Besonderes in den Augenblicken spürt und dies mitteilt bzw. auch das Handwerk dazu besitzt, dies mitteilen zu können.

Am Beispiel Fotografie sieht man dies sehr deutlich: Von Sylt bis Salzburg gibt es dieselben Fotostudios, in welchen reines Handwerk gemacht wird. Passfotos, Hochzeitfotos, Gebrauchsfotos eben. Diese sehen alle gleich aus. Frauen werden als 50%-Schönheiten wiedergegeben, weil der gelernte Fotograf auch nichts anderes in ihnen sieht.

Anders der künstlerische Fotograf: Er sieht das Besondere in Menschen, im Augenblick, im Ganzen. Er beherrscht das Handwerk gut genug, um keine Zufallsprodukte zu machen, aber ist nicht durch das sprichwörtlich permanente Fegen der Ateliers in seiner Ausbildung und das beständige Erfüllen der Kundenwünsche verbogen. Ein aussergewöhnlicher Fotograf findet auch die aussergewöhnlichen Perspektiven und Details.

Hier das Porträt eines Augenblicks im Leben seiner großen Liebe, geknipst von einem der berühmtesten Kunstfotografen:
https://timedotcom.files.wordpress.com/ ... quality=85
Was würde der Fotostudioinhaber in Herne dazu sagen, wenn das sein Lehrling machte und als Portrait verkaufen wollte? Weiter oben sagte jemand, Kunst ist es, Kunst zu machen. Und ich würde hinzufügen: Wahre Kunst ist nie definierbar, aber immer erkennbar. Und das merkt auch die KSK ;-)
Da gebe ich Dir vollkommen Recht!
Nachdem ich meine erste Zeit in einem klassischen Studio verbracht hatte, wurde ich Zögling von Daisy Steinbeck,
ihrer Zeit hochbegabte künstlerische & Theaterfotografin. Das war was völlig anderes.
Das hat mir richtig gut getan und mich Jahre lang und nachhaltig beeinflusst.
Leider hat Daisy sich umgebracht und vieles ihrer herrausragenden Werke ist mangels Familie verschüt gegangen.

http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/dais ... sresultate

Vorkurzem hatte ich das Glück, auf ebay eine SW Serie zu kaufen, die sie damals für den (P)harma Konzern Wyeth heute Pfizer angefertigt hat.

Damals waren die Zeiten aber noch anders, da hatte man mehr Zeit und auch Geld für sowas.
Heutzutage gehen viele davon aus, das die Kunst schon aus der Kamera kommt und man nur irgendeinen mit ner Knipse buchen muß.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"
Zuletzt geändert von klusterdegenerierung am Do 05 Okt, 2017 08:09, insgesamt 1-mal geändert.



thsbln
Beiträge: 1662

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von thsbln »

Drushba hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 00:33Und das merkt auch die KSK ;-)
Sei beruhigt, die KSK bemerkt es nicht.
損したくないあなたはここで買おう



Frank Glencairn
Beiträge: 23109

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank Glencairn »

Frank B. hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 07:25 Mir geht gerade eine Frage durch den Kopf.
Braucht Kunst Publikum?
Nein, und IMHO zeigt sich echte Kunst vor allem darin, das sie keinen "Künstler" braucht.

Was ich meine ist folgendes.
Echte Kunst braucht keinen "Künstler". Sie ist auch Kunst, wenn sie von jemand anderem gemacht wurde.

Sagen wir mal ein bekannter Künstler und die Putzfrau des Museums machen ein paar bunte Striche auf eine Leinwand.
Beide Werke sind völlig identisch. Echte Kunst wäre es, wenn beide als gleichwertig künstlerisch anerkannt würden.
Wird aber nur das Werk des Künstlers als Kunst betrachtet, und das der Putzfrau, als Schmiererei auf einer Leinwand, dann sind beide keine Kunst.

Wann immer als ein Künstler nötig ist, um das Werk zur Kunst zu machen, dann ist es keine.
Echte Kunst erkennt man IMHO daran, daß es völlig egal ist, wer sie gemacht hat.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



motiongroup

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von motiongroup »

Richtig Frank und da spannen wir den Bogen zur Filmstube und Jörg... es ist was es ist..;)



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 08:31
Frank B. hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 07:25 Mir geht gerade eine Frage durch den Kopf.
Braucht Kunst Publikum?
Nein, und IMHO zeigt sich echte Kunst vor allem darin, das sie keinen "Künstler" braucht.

Was ich meine ist folgendes.
Echte Kunst braucht keinen "Künstler". Sie ist auch Kunst, wenn sie von jemand anderem gemacht wurde.

Sagen wir mal ein bekannter Künstler und die Putzfrau des Museums machen ein paar bunte Striche auf eine Leinwand.
Beide Werke sind völlig identisch. Echte Kunst wäre es, wenn beide als gleichwertig künstlerisch anerkannt würden.
Wird aber nur das Werk des Künstlers als Kunst betrachtet, und das der Putzfrau, als Schmiererei auf einer Leinwand, dann sind beide keine Kunst.

Wann immer als ein Künstler nötig ist, um das Werk zur Kunst zu machen, dann ist es keine.
Echte Kunst erkennt man IMHO daran, daß es völlig egal ist, wer sie gemacht hat.
Wenn eine Putzfrau Kunst macht, ist sie eine Künstlerin. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Frank Glencairn hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 08:31
Frank B. hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 07:25 Mir geht gerade eine Frage durch den Kopf.
Braucht Kunst Publikum?

Nein, und IMHO zeigt sich echte Kunst vor allem darin, das sie keinen "Künstler" braucht.

Was ich meine ist folgendes. Echte Kunst braucht keinen "Künstler". Sie ist auch Kunst, wenn sie von jemand anderem gemacht wurde.
Sagen wir mal ein bekannter Künstler und die Putzfrau des Museums machen ein paar bunte Striche auf eine Leinwand.
Beide Werke sind völlig identisch. Echte Kunst wäre es, wenn beide als gleichwertig künstlerisch anerkannt würden.
Wird aber nur das Werk des Künstlers als Kunst betrachtet, und das der Putzfrau, als Schmiererei auf einer Leinwand, dann sind beide keine Kunst.
Wann immer als ein Künstler nötig ist, um das Werk zur Kunst zu machen, dann ist es keine.
Echte Kunst erkennt man IMHO daran, daß es völlig egal ist, wer sie gemacht hat.
Ich finde, deine letzten beiden Sätze bergen einen Widerspruch. Entweder ist es KEINE Kunst, wenn das Werk einer Putzfrau und des Künstlers identisch sein sollte, oder es ist BEIDES Kunst. Wenn es egal ist, ob das identische Werk von einem Künstler oder einer Putzfrau gemacht wird. Dann wären beide Personen sozusagen Künstler oder beides wäre keine Kunst.
Wogegen du dich in meinen Augen richtest, und das sehe ich genauso, ist der Hype um Künstler, deren handwerkliches Vermögen, das einer Putzfrau (hier synonym für jemand der nichts von Kunst versteht, was bei weitem nicht der Fall sein muss) nicht übersteigt. In diesem Falle wird das Kunstverständnis allein über Interpretationsvermögen des "Künstlers" und der Betrachter definiert plus einem gehörigen Schuss Personenverehrung (sei es sich selbst gegenüber oder gegenüber des Künstlers). Des Kaisers neue Kleider ist die Fabel, die das umschreibt.
Um nocheinmal auf mein Beispiel weiter oben zurück zu kommen. Es gibt inzwischen wohl sogar Weltmeisterschaften (also eher sportlich als künstlerisch) bei denen sich Bauern vergleichen im Ziehen möglichst gerader Furchen mit einem Pflug. Es ist nämlich tatsächlich eine große Kunst für einen Bauern, über hunderte Meter hinweg eine gerade Furche zu ziehen. Am Ende des Wettbewerbs ist dann für jeden Bauern sichtbar, wer diese Kunst am besten beherrscht. Natürlich wird das von den meisten Kunstexperten nicht als Kunst verstanden. Aber es ist ein schöpferischer Akt verbunden mit hohen handwerklichen Fähigkeiten. Es gibt jedoch nur eine sehr kleine Klientel, die das bereit ist als Kunst zu akzeptieren. Die Bauern nämlich, die das als Kunst erkennen.
Nehmen wir noch einmal das Beispiel von der Putzfrau und dem namhaften Künstler, die beide das gleiche täten. So unterschiede sich diese Art von Kunst nur darin, wer sie anfertigte und wer sie betrachtete, nicht aber in der handwerklichen Ausführung. Nun kann man zwar sagen, beides wäre Kunst oder beides wäre keine Kunst. Wenn man aber behauptete, nur das Werk des Künstlers wäre Kunst, dann würde man in eine Art Personenkult verfallen. Dann würden keine greifbaren Kriterien mehr entscheiden, sondern imaginäre, vielleicht sogar ideologische (entartete Kunst, systemkonforme Kunst, Nippes, Plunder, Schmierenkunst) und damit in meinen Augen sehr fragwürdige.
Von daher ist in meinen Augen, und da ist es mir auch persönlich egal, ob es andere anders sehen, die handwerkliche Ausführung eines künsterlischen Gedanken immer auch ein Kriterium für Kunst. Denn dann kommt Kunst auch von Können und nicht nur von Wollen oder Interpretieren.
Zuletzt geändert von Frank B. am Do 05 Okt, 2017 10:12, insgesamt 3-mal geändert.



Darth Schneider
Beiträge: 19452

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Darth Schneider »

Es gibt eigentlich keine echte Kunst ohne ein erlerntes Handwerk. Darum sagt man ja Kunsthandwerk. Auch wenn manche glücklichen Leute vieleicht einem Glückstreffer landen können, auch ohne gelerntes Handwerk. Allerdings muss dann ganz viel Talent vorhanden sein.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Darth Schneider hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 10:02 Es gibt eigentlich keine echte Kunst ohne ein erlerntes Handwerk. Darum sagt man ja Kunsthandwerk. Auch wenn manche glücklichen Leute einen Vieleicht Glückstreffer landen können, auch ohne gelerntes Handwerk. Allerdings muss dann ganz viel Talent vorhanden sein.
Gruss Boris
Ich glaube, diese Frage bzw. Aussage (dein erster Satz) ist eben der große Streitpunkt. Ich bin eher geneigt, dem zuzustimmen.
Anderseits gibt es auch Talent statt Unvermögen. Es gibt auch Seele statt Oberflächlichkeit. All das muss auch irgendwie mit einfließen in Kunst. Bloßes gut ausgeführtes Handwerk ist eigentlich schon Kunst. Aber große Kunst wird es erst, wenn es eine Seele bekommt. Das ist ein sehr ungreifbarer Begriff, aber ein schöner, wie ich finde. ;)
Zuletzt geändert von Frank B. am Do 05 Okt, 2017 10:19, insgesamt 2-mal geändert.



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Dann dürfe es 4'33'' von John Cage gar nicht geben.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Guter Einwand. Gibt es das Stück überhaupt? Kann es jeder spielen? Im Grunde Ja. Oder doch Nein?

Handwerklich: NULL
Ausführbarkeit: von jedem
Künstlerisch: Interpretation

Nach MEINER Kunstdefinition also keine Kunst, sondern eher Wulst.

Wenn ein Maler eine leere Leinwand als Werk bezeichnet, dann kann er vorher die Mona Lisa gemalt haben. Das Werk der leeren Leinwand wäre dann aber trotzdem eine leere Leinwand. Je weniger Handwerk in ein Werk fließt, um so stärker muss die Interpretation greifen. Die aber ebenfalls notwendig sein kann, bei einem handwerklich großartig ausgeführten Werk.
Zuletzt geändert von Frank B. am Do 05 Okt, 2017 10:29, insgesamt 1-mal geändert.



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Führ es doch auf.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Mach ich das nicht täglich?



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Mal noch eine Frage an uns Videofilmer und Fotografen. :D

Wo ist Kunst, vor der Linse oder hinter der Linse? ;)



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Der Ruf nach Handwerk in einer industrialisierten Welt, durch und durch ökonomisiert, hat etwas von Sehnsucht nach einer heilen Welt. Das reflektieren natürlich auch Künstler. Manche lachen darüber, andere Weinen. Man kann ein Haus auch stricken, meint ihr das mit Handwerk.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

dienstag_01 hat geschrieben: Do 05 Okt, 2017 10:34 Der Ruf nach Handwerk in einer industrialisierten Welt, durch und durch ökonomisiert, hat etwas von Sehnsucht nach einer heilen Welt. Das reflektieren natürlich auch Künstler. Manche lachen darüber, andere Weinen. Man kann ein Haus auch stricken, meint ihr das mit Handwerk.
Nein, man kanns ja versuchen. Aber ich glaube, ein gemauertes Haus bzw. ein Fachwerkbau ist beständiger und hält besser.



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Ist die Nützlichkeit ein Kriterium für z.B. Bilder?



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Warum nicht?
Wobei Nutzen sicher relativ ist. Es geht bei Kunst (in dem Fall ein Bild) sicher nicht nur darum, eine leere Wand zu dekorieren.



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Ok, dann darf sich die Mona Lisa verabschieden.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von Frank B. »

Aber wieso denn?



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Film vs. Kunst

Beitrag von dienstag_01 »

Staubfänger, kein Nutzen.



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