@Jalue - das Drei-Akt-Modell ist eine Vereinfachung von Aristoteles' Poetik und deren Regeln/Beschreibung der Tragödie (in der griechischen Antike bis zu Shakespeare und Schiller noch mit einer fünf-Akt-Struktur).
Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Poetik und Erzähltheorie seit der Renaissance als Erzählstrukturen entwickelt haben und beschreiben. In der modernen Literaturwissenschaft - und in ihrer Praxisvariante "Creative Writing" - firmiert das unter dem Begriff Narratologie.
Ein deutschsprachiger Klassiker ist Eberhard Lämmerts schon 1955 erschienenes Buch "Bauformen des Erzählens":
https://d-nb.info/750345756/04
Ein moderner Klassiker ist Mieke Bals 1985 (und seitdem in zahlreichen Neuauflagen) erschienenes Buch "Narratology: Introduction to the Theory of Narrative":
https://books.google.nl/books?vid=ISBN9 ... edir_esc=y
- Mieke Bal ist hier in den Niederlanden übrigens emeritierte Professorin und immer wieder auch mit Gastvorträgen im Kunst- und Filmbetrieb unterwegs, und hat selbst auch Kurzfilme gemacht:
http://www.miekebal.org/artworks/films/ .
Und eine gut lesbare, aktuelle deutschsprachige Einführung ist Monika Fluderniks "Einführung in die Erzähltheorie" von 2006, die mittlerweile auch ins Englische übersetzt ist als "Introduction into Narratology".
An Syd Field orientierte Drehbuchkurse beschränken sich auf einen sehr kleinen Ausschnitt möglicher/bekannter Erzählstrukturen, weil das für Genrefilm und die Beschränkungen von 90-120-Minütern bewährte Formeln sind. Das ist im Prinzip nicht anders als in der Musik, wo die 3-Minuten-Liedstruktur Strophe/Bridge/Refrain 90% der populären Musik abdeckt, es daneben aber noch alle möglichen und unmöglichen anderen musikalischen Formen gibt. (Auch in der Popmusik, wenn man z.B. an Techno oder Krautrock denkt.)
Drehbuchautoren/Showrunner wie Nic Pizzolatto von "True Detective" kommen aus Literatur-, nicht Filmstudiengängen, und haben in ihren creative writing-Seminaren garantiert auch eines der o.g. Bücher als Seminarlektüre gehabt. Die Autoren dieser Bücher machen aber letztlich auch nichts anderes, als Erzählstrukturen, die von der Erfindung des modernen Romans durch Cervantes mit "Don Quichotte" bis hin zu James Joyce, Virginia Woolf und Thomas Pynchon erfunden wurden, zu versammeln, systematisieren und katalogisieren.
EDIT: - Um aber wieder auf Fields Modell zurückzukommen; moderne, sog. "vertikal erzählte" Fernsehserien seit den "Sopranos" haben eigentlich nur noch die Pilot-Episode als Akt I und die letzte Episode (vorm Absetzen der Serie) als Akt III. "Akt II" wird faktisch auf dutzende Episoden ausgedehnt, und da sind dann alle möglichen Erzählkniffe und -strukturen erlaubt, die nicht auf einen Akt III hinarbeiten. Damit ist Field weitgehend ausgehebelt. Bei den "Sopranos" hatte der Showrunner David Chase alle Erwartungen, dass die Final-Episode eine Auflösung (bzw. einen Akt III) liefern würde, ja sogar bewusst enttäuscht und unterlaufen.