Metallsau hat geschrieben: ↑Di 02 Apr, 2019 21:24 mir ist bewusst das YT komprimiert, wenn ich mir jedoch videos der
"konkurenz" ansehe empfinde ich die qualität als DEUTLICH besser.
Man darf nicht die Qualität irgendwelcher YouTube-Videos vergleichen, die inhaltlich sehr verschieden und dadurch sehr unterschiedlich gut komprimierbar sind.
YouTube komprimiert stark - viel stärker als jede Kamera. Es handelt sich um eine Interframe-Kompression, die immer mehrere aufeinanderfolgende Frames vergleicht und (vereinfacht gesagt) nur deren Unterschiede speichert.
Die YouTube-Bandbreite reicht bei weitem nicht, um in komplexen Videos alle Feinheiten zu bewahren. Ob das hinterher stört, hängt allerdings ganz stark vom Bildinhalt ab: Manche Inhalte lassen sich gut komprimieren, andere nicht so gut. Die YouTube-Bandbreite ist ein Kompromiss, der für manche Videos recht gut funktioniert und für andere weniger.
YouTube stellt aber stur eine feste Bandbreite zur Verfügung. Die ist gestaffelt nach Auflösung und ggfs. Framerate - aber nimmt keine Rücksicht auf den Inhalt.
Ich will das mal an ein paar Beispielen ausführen.
Wenn z. B. jemand irgendwo steht und was erzählt, während die Kamera still auf dem Stativ steht, tut der Kompressor sich leicht. Da kann er den Großteil des Bildinhalts von Frame zu Frame übernehmen. Bandbreite verbraucht er fast nur für die kleinen Bereiche des Bildes, die in Bewegung sind. Im Rest des Bildes können trotz geringer Bandbreite auch feinste Details erhalten bleiben.
Wenn die Kamera langsam schwenkt, ist der Bandbreitenbedarf nicht viel höher. Der Kompressor erkennt die Bewegung und kann Teile des Bildes zuordnen und in die folgenden Frames übernehmen. Neue Informationen werden überwiegend an einem der Ränder gespeichert (z. B. bei einem Linksschwenk am Rand links, wo mit jedem Frame was Neues dazukommt) und natürlich bei weiteren kleinen Bewegungen im Bild, aber insgesamt sind solche Aufnahmen immer noch gut komprimierbar. Dasselbe gilt für ruhige Handkamera-Aufnahmen, wo zwar auch nicht jeder Pixel von Bild zu Bild gleich bleibt, aber der Großteil des Bildes durch das Handwackeln lediglich hin- und hergeschoben wird und in sich konstant ist.
Schwieriger wird es, wenn sich Bewegungsrichtungen überlagern, z. B. auf einer Kreuzung, wo Autos gleichzeitig in gegensätzliche Richtungen fahren und vielleicht zusätzlich noch die Kamera etwas wackelt. Da muss der Kompressor dann schon sehr fein arbeiten, um die Bewegungen erkennen und trennen zu können. Der Bandbreitenbedarf wächst bzw. die Qualität sinkt, wenn nicht genug Bandbreite zur Verfügung steht.
Fahraufnahmen aus einem Auto heraus, so wie im Beispiel, sind so ziemlich das Übelste, was man dem Kompressor zumuten kann. Da bewegen sich Objekte in alle vier Richtungen "aus dem Bild hinaus" und dabei ändert sich auch noch ständig die Größe; da bleibt nicht viel, was man von Frame zu Frame als simple Bewegungsvektoren festlegen könnte. Dem Kompressor bleibt im Extremfall nichts Anderes übrig, als jeden Frame einzeln für sich zu komprimieren - also aus der effektiven Interframe-Kompression wird eine ineffektive Intraframe-Kompression. Dass dann bei knapper Bandbreite die Fehler/Vereinfachungen deutlicher sichtbar werden, liegt auf der Hand.
Bleibt die Frage, was man zur Verbesserung der Qualität tun kann. Nicht so viel, fürchte ich.
Eine Möglichkeit wurde ja schon genannt: Videos auf UHD (4k) hochskalieren, weil dann YouTube etwas mehr Bandbreite "spendiert". Kann allerdings böse Kommentare von Besitzern von UHD-Monitoren einbringen; die fühlen sich veräppelt, weil es ja in Wirklichkeit gar keine UHD-Auflösung ist.
Eine weitere Empfehlung ist, Videos zum Hochladen mit möglichst hoher Datenrate auszugeben (sofern man einen Internetzugang mit großer Uploadbandbreite hat, so dass der Upload dann nicht eine Ewigkeit dauert). Man würde ja denken, das sei relativ egal, wenn YouTube es hinterher eh wieder "eindampft". Tatsächlich aber kann der YouTube-Kompressor ganz anders arbeiten als der Kompressor des Schnittprogramms, so dass Fehler aus verschiedenen Bildbereichen sich addieren und dann erst recht sichtbar werden.
Was auch sinnvoll sein könnte, ist ein Schneiden und Hochladen in 50p statt 25p (wenn das Material, wie in diesem Fall, ohnehin schon in 50p vorliegt). Ob YouTube deswegen deutlich mit der Bandbreite hochgeht, weiß ich nicht (müsste man testen). Aber unabhängig davon hätte es den Vorteil, dass Bewegungen flüssiger wirken. Actioncams verwenden ja bei entsprechender Helligkeit sehr kurze Belichtungszeiten, so dass man quasi keine Bewegungsunschärfe hat; da wirken Bewegungen in 25p schon ziemlich abgehackt. Mit 50p wird das besser. Zeitlupen kann man dann übrigens trotzdem noch machen (mittels Frameblending oder Framewiederholung); die sehen gar nicht so übel aus wie man denkt.