cantsin hat geschrieben: ↑Sa 03 Jul, 2021 17:34
Alle mir bekannten Log-Profile von 10bit-Prosumerkameras (wie z.B. Sonys SLog3 für die A7sIII und A1, Fujis F-Log für die X-T3 und X-T4, ZCams ZLog und Blackmagics "Film"-Log für die Pockets) nutzen AFAIK den gesamten 10bit-Wertebereich aus, ohne dass es da zu Artefakten kommt.
das würde ich in dieser weise nicht behaupten:
https://nick-shaw.github.io/cinematicco ... curves.svg
es gibt durchaus gute gründe, warum man die extremen werte in den dunklen aber auch in den ganz hellen bereichen praktisch meidet, obwohl im zusammenhang mit LOG-formaten tatsächlich meist full-range genutzt wird und die entsprechenden bereiche ja theoretisch zur verfügung stehen würden. da man es aber in der praxis fast immer mit komprimierten videosignalen zu tun hat, und dabei verschiedene helligkeitsbereiche jeweils anders bzw. mit unterschiedlicher erhaltung der helligkeitsabstufung abgebildet werden, ist es in der praxis recht vorteilhaft, wenn man diese ränder besser nicht mitbenutzt.
in der praxis folgen fast alle LOG-formate einem ähnlichen aufbau, der sich nur in hinblick auf ein paar konkret benutzten konstanten, die den kurvenverlauf schließlich festlegen, unterscheidet:
ein ganz wesentlicher punkt ist die vorgabe, welchen wert die aufnahme einer 18% graukarte bei korrekter belichtung bzw. im hinblick auf angegebe ISO-empfindlichkeit der kamera in den resultierenden daten annehmen soll ("A").
natürlich muss man nicht unbedingt so belichten, sondern kann die werte auch mit ETTR od. ETTL ein wenig verschieben, trotzdem gibt's eben bei jedem heutigen sensor einen punkt, jenseits der 90% reflexionsmarke ("B"), die noch problemlos abgebildet werden sollte, wo die sättigung (full well) einsetzt und keine höheren werte mehr vom sensor geliefert werden, auch wenn noch mehr licht einfällt. das ist der bereich rechts in der empirisch erfasten kurve, wo der werteverlauf nicht mehr ansteigt -- im falle der GHx modelle liegt das bei korrekt gewählter belichtung und 10bit nutzung etwa um den wert 720.
zwischen dem 18% grau und dieser sättigung liegen allerdings bereits 4-5 EV stufen, die sich recht sauber abbilden lassen.
dass es gerade so viele sind bzw. der belichtungsvorgaben in dieser weise gewählt wurden, hat unter anderem damit zu tun, wieviel DR die betreffenden sensoren tatsächlich zu liefern im stande sind bzw. wie man die dunkleren bereiche in den betreffenden übertragungskuven am besten handhabt.
da ja fast alle gebräuchlichen CMOS-sensoren in den rohdaten lineare helligkeitswerte liefern, und daher in dieser urspünglichen form auch mit jeder blendestufe doppelt so viele werte aufzulösen bzw. zu unterschieden vermögen, gibt's zwar ausgesprochen viel derartige nutzbare information über belichtungsnuancen in den ganz hellen bereichen (alleine für die hellste abbildbare blendenstufe werden ja quasi 50% der möglichen werte verschwendet! -- weit mehr als praktisch benötigt werden!), deshalb versucht, man das ganze mittels LOG codierung in einer weise zu transformieren, wo dann jeder belendestufe in etwa gleich viel abtufungen zur verfügung stehen um es besser im beschränkten werteumfang der ausgabe unterzubringen. allerdings macht eine solche Log-codierung nur im mittleren und hellen bereich einen sinn, weil in den ganz dunklen bereichen gar nicht so viele unterschiedliche werte innerhalb einer blendenstufe in der ursprünglichen linearen wertedarstellung zur verfügung stehen. deshalb nutzen praktisch alles diese LOG formate ganz links bzw. in den dunklen bereichen in wahrheit eine fast unveränderte bzw. nur angehobene übergabe linarer helligkeitswerte, die erst dort nahtlos in eine log codierung übergeleitet wird, wo eben tatsächlich mehr ausgangswerte innerhalb einer blendenstufe zur verfügung stehen und eine derartige wertekompression über den weiteren kurvenverlauf sinn macht.
wenn man diese dahinterliegenden technischen überlegungen berücksichtigt, bleiben im grunde gar nicht mehr so viele möglichkeiteiten über, wie man die entsprechenden kurven sinnvoll gestalten bzw. an die praktischen erfordernisse und fähigkeitend der sensoren anpassen kann. am ehesten kann man noch die steigung, und damit natürlich auch die differnzierbaren abstufungen innerhalb einer blendenstufe, im hauptteil der übertragungsfunktion ein klein wenig verschieben bzw. das obere ende der skala an die tatsächlichen fähigkeiten der verwendeten sensoren anpassen, so wie das etwa den unterschied zw. slog2 und slog3 bildet.
in der praxis bekommt man aber mit all diesen betrachtungen, die nur die oberflächlichsten und recht trivial erfassbaren unteschiede und techn. rahmenbedingungen berücksichtigen, die komplexität des ganzen nicht wirklich zu fassen!
fast immer wird bei diesen betrachtungen ausgeklammert, dass sich die farbdifferzierung im falle der LOG-formate an scene referred farbräumen (V-Gamut, etc) orientieren, die einen weitaus größerem umfang bzw. gänzlich andere farbabstufungen innerhalb einer gleichen anzahl an möglichen werten mit sich bringen als das im vergleichsweise winzigen rec.709 farbraum der fall ist:
https://nick-shaw.github.io/cinematicco ... gamuts.svg
auch die ganzen probleme, die sich daraus ergeben, dass videokompressionen, wie h.264, h.265 etc., sich bekanntlich die tatsache zunutze machen, dass die menschliche wahrnehmung sehr eng benachbarte farb- und helligkeitsabstufungen ohnehin nicht bzw. in verschieden bereichen unterschiedlich stark wahrnehmen kann, was aber natürlich nur funktioniert, wenn die genutzen werte auch tatsächlich der dort erwarteten farbe entsprechen, aber natürlich nur mehr sehr bedingt aufgeht, wenn plötzlich völlig andere skalen und farbbezugsräume statt dessen genutzt werden, bleiben bei diesen betrachtungen gerne ausgeklammert.
natürlich macht's trotzdem sinn, sich mit diesen dingen ein bisserl zu befassen und die damit verbundnen technischen probleme und grenzen besser zu verstehen, jedenfalls sollte man nicht den fehler begehen, sich mit viel zu vereinfachenden erklärungen od. urteilen zufrieden zu geben, die höchstens die spitze des eisbergs zu erfassen vermögen.
die wirklich gravierenden probleme im zusammenhang mit V-Log sind also keineswegs alleine nur mit dem nicht vollständig ausgenutzten werteumfang zu erklären!
allerdings ist es trotzdem so. dass man mit V-Log, trotz all seine praktischen schwächen, korrektere farben erhält od. besser: "erhalten kann" als das mit all den andern aufzeichnugsprofilen auf den betreffenden kameras möglich ist. (o.k -- auch da gibt es noch zusätzlich das problem -- dass die entsprechenen empirisch feststellbaren kurven im falle der GHx-kameras sich leider nicht völlig mit den formalen V-Log spezifikation deckt -- also die entsprechenden importfilter in den programmen bzw. ACES IDTs in der regel nicht wirklich exakt passen -- aber das kann man eben ausmessen und korrigieren!)