War heute mit einem Kollegen drin. Hatte nicht allzu viel erwartet, und diese Erwartung wurde nicht enttäuscht. Nicht direkt langweilig, eher gepflegt unterhaltsam. Einige unfreiwillig komische Klischees. Manches leicht unterdurchschnittlich, manches stellenweise leicht überdurchschnittlich, im Ganzen recht erwartbar. Gebe ja gerne vorgeblich Tiefgründiges zum Besten, aber hier scheint nicht viel unter Oberfläche zu lauern. Keine originale und keine originelle Story, kein raffinierter Schnitt. Ausstattung und Kamera wie erwartet gediegen, every frame a painting. Wer je eine fiktive deutsche Stadt des 19. Jahrhunderts atmosphärisch erleben wollte, kam wohl auf seine Kosten. Sounddesign und Musik, äh, angemessen. Depp spielt Skarsgard and die Wand. Orlock mit seinem drolligen slavischen Akzent und seinem Bismarck-Schneuz erinnerte mich irgendwie an Cholerik
aus Asterix bei den Goten.
Technisch gesehen ein Film, der nach OLED schreit. Soviel Nachtschwärze im Bild, die leider eine Standard-Kinoleinwand wie einen 2005er LED-TV wirken lässt.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Wolfgang Schmitt vom Filmanalyse-Kanal hebt hervor, dass die Unentschlossenheit zwischen technischem Purismus und CGI die Ästhetik eines B-Movie bewirkt. Das Fast-Schwarz-Weiß-Grading habe ihn oft denken lassen, ja doch, ich hab‘s kapiert. Edel, edel, aber warum lässt du nicht die Farbe gleich ganz weg? Außerdem, dass Siegfried Kracauer beim Murnau-Nosferatu im Nachhinein die Vorahnung der sich anbahnenden Tyrannei belegen wollte. Da ich vorgestern den Murnau (und den Herzog) nochmal komplett angeschaut hatte, war mir aufgefallen, dass die Bürger von Wisborg nicht sehr vorteilhaft wegkommen. Sie sind dümmliche Spießer, die zum Beispiel eine regelrechte Hexenjagd auf Herrn Knock (f.k.a. Renfield) anzetteln. Sie sind in all ihrer aufgeklärten Modernität schnell bereit, einen Sündenbock zu finden. Ratten, wie wir heute durch die epidemologische Forschung wissen, übertrugen nicht die Pest. Hätte man alle Ratten von der Demeter (Namen bei Murnau habe ich vergessen, irgendwas mit E) gleich im Hafen an der Einreise gehindert, wäre die Krankheit genauso schnell verbreitet worden. Irrationale Ängste, Aberglaube, böswillige Dummheit, das (und nicht „entweihte Erde“) ist der Nährboden für den Meister.
In 2025 scheinen wir uns wieder in einer Art Weimarer Republik zu befinden. Das spiegelt sich in Eggers‘ Nosferatu nicht. Seine tumben Deutschen sind kontemporäre Amis in farblich gedeckten Kostümen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Axel hat geschrieben: ↑So 05 Jan, 2025 22:59
… und diese Erwartung wurde nicht enttäuscht. Nicht direkt langweilig, eher gepflegt unterhaltsam.
Kann dem nur zustimmen. Der Kinobesuch war es aber wert. Atmosphäre, Kostüme, Bilder…
Als Vampierfilm hat mir aber „Die letzte Fahrt der Demeter“ um einiges besser gefallen, muss ich sagen. Der ist ja Ende 2023 erschienen.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
7River hat geschrieben: ↑Do 16 Jan, 2025 11:26
Als Vampierfilm hat mir aber „Die letzte Fahrt der Demeter“ um einiges besser gefallen, muss ich sagen. Der ist ja Ende 2023 erschienen.
Dito. Ähnlich erging es mir mit dem Billig-Ableger „Aliens vs Predators“ im Vergleich zu Scotts „Prometheus“. Zu angestrengtes Pressen in der Bedeutungsschwangerschaft bei letzterem, (wenn auch sonst nichts dann zumindest) eine gute Show bei ersterem.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
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