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Was macht Vintage Linsen aus?



Akkus, Stative, Optiken, Kabel, ... (für Licht und Ton gibt es jeweils ein eigenes Unterforum)
Antworten
Jörg
Beiträge: 10327

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von Jörg »

Was macht Vintage Linsen aus?
Filmen mit Vintagelinsen ist wie fahren mit nem Oldtimer....
Wer nicht kuppeln will, nur mit Servounterstützung lenken und bremsen kann, wird damit nie glücklich.
So geht es dem AF Anhänger und Auflösungsjunkie eben mit Vintagelinsen.

Unscharf, kontrastlos, vignettierung und was sonst noch... was habe ich hier bloss für Prachtexemplare
an Altglas...man muss es nur nicht an FF cams andocken.

Verdeck verstauen, Ölstand kontrollieren, dann die 12 zylinderchen langsam warmfahren, E-type,
wie unmodern ;-))



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

Um mal "Butter bei die Fische" zu tun - hab eben mal ein Testfoto mit drei 85mm-Objektiven geschossen, alle an derselben Kamera (Sony A9):
- ein russisches Jupiter-9 85mm/2.0 (M39/M42, adaptiert, Kopie des Zeiss Sonnar 85mm 2.0 von 1938).
- ein Samyang 85mm Cine T1.5 (Nikon-Fassung, adaptiert), von dem hier in der Forendiskussion strittig ist, ob es nun als "Vintage" zählt oder nicht;
- ein topmodernes Sony FE 85mm/1.8.

Hier mal die anonymisierten Bilder der drei Objektive:
_DSC6601.jpg
Objektiv A

_DSC6597.jpg
Objektiv B

_DSC6611.jpg
Objektiv C


Ausschnittsvergrößerungen:

_DSC6601-1.jpg
Objektiv A

_DSC6597-1.jpg
Objektiv B

_DSC6611-1.jpg
Objektiv C


Alle Aufnahmen bei Blende 2, RAW, Prozessierung in Raw Therapee, Weißabgleich der drei Objektive aneinander angeglichen.
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srone
Beiträge: 10474

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von srone »

ich würde mal tippen:

a-samyang

b-sony

c-jupiter

lg

srone
ten thousand posts later...



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

ich kann natürlich auch nur herumraten:

A. finde ich in manchen details verdammt scharf -- wie ich es persönlich eigentlich sehr schätze --, aber dafür zeichnet es die unscharfen bereiche (also bspw. die ziegelwand vorne rechts) in extrem problematischer bis schmerzhaft unbefriedigender weise.

B. finde ich in jeder hinsicht durchschnittlich -- akzeptabel, aber nicht wirklich aufregend.

C. über so etwas lass ich mich lieber gar nicht erst aus. manche mögen es als erstrebenswerte erachten, derart origenelle bildstörungen zu sammeln und zu kultivieren, aber ich persönlich empfinde derartige abbildungsmängel einfach nur als ziemlich störend und unbefriedigend.

übrigens kann ich mit deinem mittigen bildausschnitt bei dieser einschätzung fast überhaupt nichts anfangen. praktisch alles, auf das ich mich hier beziehe, wurzelt in vergleichen anderer bildbereiche -- trotzdem ist es natürlich nicht mehr als ein ganz oberflächliches schnelles herumraten...

85er objektive sind halt fast immer klassische portrait-obkjektive, also müsste man sie wohl auch in jenem kontext vergleichen, für den sie optimiert wurden.
Zuletzt geändert von mash_gh4 am So 28 Mär, 2021 19:46, insgesamt 1-mal geändert.



roki100
Beiträge: 15064

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von roki100 »

A: Samyang
B: Sony
C: Jupiter

Bin mir aber bei A, B nicht sicher. ;)
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
(Steve Jobs)



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

roki100 hat geschrieben: So 28 Mär, 2021 19:44 A: Samyang
B: Sony
C: Jupiter
Stimmt.



roki100
Beiträge: 15064

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von roki100 »

Vintage
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
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roki100
Beiträge: 15064

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von roki100 »

diesen Test hier : viewtopic.php?f=35&t=152290#p1089461 kann man vergessen! Bei Sigma war ein IR-Cut drauf, dadurch ist es mehr bläulicher... :/ tc tc tc.
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cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

Gerade veröffentlichte Vertiefung des Themas dieses Threads, hier mit Schwerpunkt Filmkameraobjektiven:



Frank Glencairn
Beiträge: 22704

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von Frank Glencairn »

roki100 hat geschrieben: So 28 Mär, 2021 12:13 Samyang ist alles andere aber nicht unscharf? vll. deine?
Da ist alles möglich Samyang hat ne ziemliche Serienstreuung.
Ich hatte mit den meisten Glück, aber das 16er hab ich 2 mal umgetauscht bis es okay war.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

mash_gh4 hat geschrieben: So 28 Mär, 2021 19:38 ich kann natürlich auch nur herumraten:

A. finde ich in manchen details verdammt scharf -- wie ich es persönlich eigentlich sehr schätze --, aber dafür zeichnet es die unscharfen bereiche (also bspw. die ziegelwand vorne rechts) in extrem problematischer bis schmerzhaft unbefriedigender weise.

B. finde ich in jeder hinsicht durchschnittlich -- akzeptabel, aber nicht wirklich aufregend.

C. über so etwas lass ich mich lieber gar nicht erst aus. manche mögen es als erstrebenswerte erachten, derart origenelle bildstörungen zu sammeln und zu kultivieren, aber ich persönlich empfinde derartige abbildungsmängel einfach nur als ziemlich störend und unbefriedigend.
Du beurteilst hier natürlich Testbilder in 6K-Auflösung. Wenn man auf 2K skaliert (wie in einem typischen Videoprojekt), sind zwischen dem Sony und Samyang praktisch keine Unterschiede mehr sichtbar, und auch das russische Objektiv ist zwar noch weichgezeichnet, aber nicht mehr so extrem. Würde ich alle drei Objektive auf f5.6 abblenden und 2K-Bilder vergleichen, dürften keine oder kaum noch Unterschiede sichtbar sein.

_DSC6601.jpg
Samyang 2K

_DSC6597.jpg
Sony 2K

_DSC6611.jpg
Jupiter-9 2K
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mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

cantsin hat geschrieben: So 28 Mär, 2021 23:13 Du beurteilst hier natürlich Testbilder in 6K-Auflösung. Wenn man auf 2K skaliert (wie in einem typischen Videoprojekt), sind zwischen dem Sony und Samyang praktisch keine Unterschiede mehr sichtbar, und auch das russische Objektiv ist zwar noch weichgezeichnet, aber nicht mehr so extrem. Würde ich alle drei Objektive auf f5.6 abblenden und 2K-Bilder vergleichen, dürften keine oder kaum noch Unterschiede sichtbar sein.
es ist sicher möglich mit beliebigen objektiven zu arbeiten, aber natürlich bemüht man sich im allgemeinen doch eher darum, equipment einzusetzen, dem man tatsächlich traut bzw. dessen qualität man schätzt. so gesehen hilft's nicht viel, wenn man unzulänglichkeiten zu kaschieren versteht bzw. vor anderen verbergen kann, weil man auf diese weise selbst meist nicht wirklich glücklicher und zufriedener mit seiner arbeit wird.

übrigens finde ich es ziemlich problematisch, den crop-faktor und das herausgreifen eines relativ kleinen bildausschnitts in relation zum vorgesehenen bildkreis der betreffenden optiken in der betrachtung weitestgehend auszuklammern.

irgendwie hab ich mir das bei tiefenstaffelung im bild schon gedacht, aber in wahrheit scheint es ja noch extremer als vermutet zu sein, wie dieses vergleich mit der google streetview perspektive zeigt:
Bildschirmfoto_2021-03-28_23-33-27.jpg
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Zuletzt geändert von mash_gh4 am So 28 Mär, 2021 23:59, insgesamt 1-mal geändert.



roki100
Beiträge: 15064

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von roki100 »

So, diesmal mit WB Korrektur, Sigma ohne IR Cut und eine andere Canon FD Linse.

Samyang
Bildschirmfoto 2021-03-28 um 23.47.53.png
Sigma
Bildschirmfoto 2021-03-28 um 23.47.34.png
Canon FD (Soligor)
Bildschirmfoto 2021-03-28 um 23.46.40.png
Es handelt sich um diese Soligor Linse:
Bildschirmfoto 2021-03-28 um 23.56.10.png
Das weiche sieht ein bisschen aus wie schwacher Pro Mist Filter... ;)
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cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

mash_gh4 hat geschrieben: So 28 Mär, 2021 23:43 übrigens finde ich es ziemlich problematisch, den crop-faktor und das herausgreifen eines relativ kleinen bildausschnitts in relation zum vorgesehenen bildkreis der betreffenden optiken in der betrachtung weitestgehend auszuklammern.
??? Das Bild ist, wie beschrieben, mit 85mm-Objektiv an einer 24MP-Full Frame-Kamera (Sony A9) aufgenommen und nicht beschnitten.

Crop-Faktor bezogen auf Full Frame daher: Null.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

cantsin hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 01:12 ??? Das Bild ist, wie beschrieben, mit 85mm-Objektiv an einer 24MP-Full Frame-Kamera (Sony A9) aufgenommen und nicht beschnitten.
Crop-Faktor bezogen auf Full Frame daher: Null.
o.k. -- dann hab ich mich einfach geirrt bzw. diesen punkt in deiner einleitenden erklärung übersehen.

ich hätte es gefühlsmäßig für eine längere brennweite od. eben crop gehalten...



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

mash_gh4 hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 02:10 ich hätte es gefühlsmäßig für eine längere brennweite od. eben crop gehalten...
Entspricht sogar "nur" 56mm an s35. Ozu hat praktisch alle seine Filme mit einem 50mm-Objektiv gedreht...

Du kannst die zuerst geposteten JPEGs kontrollieren, die haben die volle 24MP-Auflösung der Kamera. Googles Streetview wird mit extremen Weitwinkelobjektiven aufgenommen, die Entfernungen optisch stark strecken.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

cantsin hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 02:50 Googles Streetview wird mit extremen Weitwinkelobjektiven aufgenommen, die Entfernungen optisch stark strecken.
mir ist es ursprünglich ohnehein nur um die schärfenebene gegangen -- genauer, die lage der ziegelwand vorne rechts und der häuser im bildzentrum in relation zum aufnahmestandort...

die streetviewansichten werden natürlich in etwas artifizieller weise aus mehren aufnahmen bzw. ungewohnten projektionsweisen herausgerechnet, trotzdem liefern die ansichten ja nach zoom trotzdem oft eine einigermaßen realistische ansicht od. zumindest orientierung. sinnvollerweise nutzt man aber natürlich besser den horizontalen öffungswinkel (~24° im falle von 85mm KB), den man ja auch recht einfach an hand von luftbildern od.ä. korrekt zuordnen kann.

aber, wie gesagt, in dem fall hat mich wohl mein bauchgefühl bzgl. der brennweite getäuscht.



fth
Beiträge: 113

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von fth »

Es mag abgedroschen klingen, aber ich kann gut nachvollziehen, was Vintage-Fans darunter verstehen, wenn sie von „Seele“ sprechen, die die mit Altglas erzeugten Bilder haben. Verwende ich etwa das überraschend scharfe Meike Cine T2.2/35 mm oder das MKX T2.9/18-55 mm an der Fuji X-T3, dann entstehen damit ab Offenblende hochauflösende, neutrale Videoaufnahmen. Setze ich jedoch das Summicron-R 2/35 mm oder das R2/50 mm an der Kamera an, erhalte ich vor allem bei f2 und f2,8 eine wunderbare (und völlig ausreichende) Grundschärfe, überlagert von einer leichten Weichzeichnung, die den Bildern einen bestimmten Charakter gibt, ohne ins Kitschige abzugleiten. Neben der Perfektion moderner Objektivrechnungen habe ich diese besonderen Eigenschaften von Objektiven erst zu schätzen gelernt, seitdem ich mich näher mit dem Thema Video/Film beschäftige. Das Schöne daran ist oft, dass selbst billiges Altglas wie mein Auto-Revuenon 1,4/50 mm rund um die Offenblende „vintage“ ist, um bei Blende 4 oder 5,6 selbst Pixelpeeper glücklich zu machen.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

ich seh halt einfach das problem, dass man zwar jederzeit material in unterschidlichster weise weichzeichnen und mit anderen optischen fehlern anreichen kann, um eine ähnliche wirkung zu erzielen, leider aber in die andere richtung nicht sehr viel auzurichten vermag. d.h. die eigenheiten derartiger altglas-lösungen und optischen fehler bekommt später in der regel beim besten willen nicht mehr raus.

das mag zwar manchen beglücken, weil damit zumindest die bedeutsamkeit ihrer rolle bzw. objektivwahl unterstreichen wird, scheint mir aber nicht die optimale ausgangsbasis zu sein, um tatsächlich in arbeitsteiligen und offenen prozessen einen möglichst befriediegendem gesamtergbnis zuzustreben -- weil dort besser auch platz für ein minimum an nachträglichen korrekturen und anpassungen offen gehalten wird.



Jörg
Beiträge: 10327

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von Jörg »

scheint mir aber nicht die optimale ausgangsbasis zu sein, um tatsächlich in arbeitsteiligen und offenen prozessen einen möglichst befriediegendem gesamtergbnis zuzustreben
für mich muss es das auch nicht.
Das ist kein offener Prozess, und nur begrenzt arbeitsteilig.
Das sind Stimmungen, in denen vorhandenes Licht, in einer Komposition mit den Akteuren
Wirkung zeigen soll.
Kleines, altes Haus, heute Ort einer Lesung des hier geborenen Schriftstellers,
es ist Herbst, 15:30 die Restsonne scheint durch das kleine Fenster, fügt wunderbar
weiches Licht in die Szene, die herrlich schimmernden Herbstfarben erledigen den Rest.
Leichter Staub wirbelt im Raum.

Das 24/28 mm FD passt besser als jede Faust auf irgendein Auge in diese Einstellung.
Für mich ist das "Magie" weit jenseits aller Betrachtungen, wie sie hier immer wieder über Altglas
gemacht werden.

Den Milan morgen früh um sechs, lichte ich dann wieder mit dem skalpellscharfen 100-400 ab.
Gibt es etwas besseres, als sich das Werkzeug passgenau aussuchen zu können?



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

Jörg hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 19:39 ...passt besser als jede Faust auf irgendein Auge in diese Einstellung.
Für mich ist das "Magie" weit jenseits aller Betrachtungen, ...
für mich ist es in den meisten fällen genauso grob, unbefriedigend und einschränkend wie die nutzung dieser sgn. "creative"-bildprofile, wie sie viele consumer-kameras anbieten, die ich persönlich höchstens unter androhung physischer gewalt jemals aktivieren würde.



fth
Beiträge: 113

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von fth »

Ich glaube, bei diesem Thema geht es nicht um künstlerische Selbstverwiklichung oder exzessiven Weichzeichner-Einsatz im Stil des seligen David Hamilton. Fakt ist doch, dass selbst mit Altglas und dessen besonderen Eigenschaften sich auch heute noch wunderbare Ergebnisse erzielen lassen, und: Ich glaube nicht daran, dass sich alles digital im Nachhinein überzeugend in einen Film hineinbasteln lässt. Auch wird wohl jeder ein Business-Video im neutralen Look ohne Experimente drehen. Aber es gibt halt jenseits des Brot-und-Butter-Geschäfts noch eine Welt.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

selbstverständliche bezweifle ich nicht, dass man zur not auch mit relativ eingeschränkten und evtl. veraltetetem equipment mit dem nötigen idealismus wunderbare dinge zustande bringen kann.

was mir dagegen nicht so gefällt, ist dieses verklären des unzulänglichen, unberechenbaren und objektiv fehlerhaften.

in der praxis hat kaum jemand von den vertretern dieser eklektizistischen altglasfraktion hier tatsächlich das nötige wissen, ausreichende erfahrung bzw. treffsicheres diesbezügliches urteilvermögen und eine ausreichend große auswahl an tatsächlich verfügbaren optiken an der hand, um tatsächlich ein derartiges spiel mit den feinheiten der optischen störungen souverän durchzuziehen. so bleibt es in der praxis fast immer bei recht unbefriedigenden vorstufen, denen man das unbeholfene spiel mit "effekten" bzw. die ausgeliefertheit an das vorgegebene unzweifelhaft ansieht.

aber das ist halt natürlich nur meine sicht der dinge.
wenn es jemanden spaß macht, sich diesem spiel auszusetzen, will ich ihn daran nicht hindern.

ich finde es nur recht problematisch, wenn daraus eine mode wird bzw. in diskussionen wie diese hier, weitere kollegen in in versuchung geführt werden diese irrwege einzuschlagen -- weil es ja so schrecklich langweilig, unbefriedigend und wertlos ist, handwerklich saubere bilder zu fabrizieren -- und weil man hat auch irgendwie dazugehören will...

o.k. -- in wahrheit kann einem das wirklich egal sein, weil die erwartbaren konsequenzen ja tatsächlich nicht sonderlich viel schaden anrichten. bei diskussionen um den einsatz von zeitgemäßen bohrhaken bzw. verlässlichen sicherungsmitteln beim klettern im gebirge, habe ich da z.b. eine wesentlich überzeugtere haltung, weil dort ja tatsächlich immer wieder kollegen verunglücken, nur weil hier im netz völlig ideotische ideologien rund um den heldenmut der richtigen traditionellen bergsteigerischen ethik verbreitet werden, etc.
Zuletzt geändert von mash_gh4 am Mo 29 Mär, 2021 20:35, insgesamt 1-mal geändert.



srone
Beiträge: 10474

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von srone »

in meinem speziellen fall, benutze ich fd-altglas, um das kamerainterne überschärfen des bildes der gh2 auszugleichen, da sehe ich, hinsichtlich der bildanmutung, schon einen deutlichen mehrwert...;-)

lg

srone
ten thousand posts later...



iasi
Beiträge: 24219

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von iasi »

Vintage?

Sind Zeiss Masterprime denn Vintage Linsen?

Die Berechnungen, die ein Masterprime erfordern und die Präzision bei der Herstellung, kann man heute eben doch leichter realisieren.

Wahrscheinlich gilt das hier als Vintage:
https://www.lenstip.com/582.4-Lens_revi ... ution.html

Und dies hier nicht:
https://www.lenstip.com/601.4-Lens_revi ... ution.html



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von cantsin »

Um nochmal auf meine eigenen Videos zurückzukommen, die ich weiter oben gepostet hatte: Die sind in einem Club aufgenommen, in dem Experimental-/Noisemusiker mit z.T. selbstgebauten elektronischen Instrumenten und Klangerzeugern auftreten, und das auch auf spielerisch-experimentelle und nicht ingenieurtechnisch-wissenschaftliche Weise. In dem Club gab's vor vielen Jahren mal jemanden, der zwar systematisch Konzertmitschnitte gemacht hat, aber einfach nur, indem er einen Camcorder auf ein Stativ in die Ecke gestellt und stundenlang sozusagen als Weitwinkel-Überwachungskamera mitlaufen ließ. Diese Videos waren absolut unansehlich und brachten Atmosphäre und Spirit des Clubs nicht ansatzweise 'rüber.

Mein eigener Einsatz, da mit Raw-Kameras und z.T. experimentell adaptiertem Vintage-Glas reinzugehen, und sich auch ästhetisch eher an Experimentalfilmern wie z.B. Kurt Kren oder Luke Fowler zu orientieren, und so zu denen Tönen auch konzeptuell-ästhetisch passende Bilder aufzunehmen, war da IMHO angebrachter. Und genauso wie in der Noise-Musik habe ich dann auch ggfs. Glitches und Unperfektheiten dringelassen. Da mit klinischen Objektiven reinzugehen und cleane statt 'dreckige' Videos aufzunehmen, würde nicht passen.

Das Beispiel ist auch auf andere Szenarien übertragbar. Wenn man z.B. ein Musikvideo einer Rockabilly-Band aufnimmt, könnte man dazu passend zu 50er Jahre Vintage-Objektiven greifen und das ganze Richtung Kodachrome graden - es sei denn, man will einen bewussten Stilbruch.



Jörg
Beiträge: 10327

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von Jörg »

mash schreibt
was mir dagegen nicht so gefällt, ist dieses verklären des unzulänglichen, unberechenbaren und
objektiv fehlerhaften.
was mir dazu nicht gefällt, ist diese anmaßend hochnäsige, und elitäre Anwandlung des gleichen
Autors
in der praxis hat kaum jemand von den vertretern dieser eklektizistischen altglasfraktion hier tatsächlich das nötige wissen, ausreichende erfahrung bzw. treffsicheres diesbezügliches urteilvermögen und eine ausreichend große auswahl an tatsächlich verfügbaren optiken an der hand, um tatsächlich ein derartiges spiel mit den feinheiten der optischen störungen souverän durchzuziehen.
oh mann, folget dem Weisen ...

da war n Schuss zuviel Egozentrik in der Nachtmilch.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von mash_gh4 »

Jörg hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 22:02 oh mann, folget dem Weisen ...
... oder dem [nackten] kaiser in seinen "neuen" kleidern.
Zuletzt geändert von mash_gh4 am Mo 29 Mär, 2021 22:40, insgesamt 2-mal geändert.



roki100
Beiträge: 15064

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von roki100 »

Pssssshtttt! Vintage ist amazing! Fertig aus die Maus!

;)
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
(Steve Jobs)



iasi
Beiträge: 24219

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von iasi »

Jörg hat geschrieben: Mo 29 Mär, 2021 22:02 mash schreibt
was mir dagegen nicht so gefällt, ist dieses verklären des unzulänglichen, unberechenbaren und
objektiv fehlerhaften.
was mir dazu nicht gefällt, ist diese anmaßend hochnäsige, und elitäre Anwandlung des gleichen
Autors

Mag sein. Aber die ollen Gläser haben eben wirklich reichlich Schwächen und kommen meist gerade mal an heutige Billiglinsen heran.

Ich hab noch eine alte 135/1.8-Scherbe. Ein dickes Teil mit viel Glas.
Letztlich liefert es wirklich einen ganz eigenen "Look" - kein Vergleich zum neuen 135/2. :)
Was das 135/1.8 auszeichnet, ist vor allem die schlechte Bildqualität.

Aber das mögen ja manche auch z.B. an einem Voigtlander Nokton 50 mm f/1.2 Aspherical:
In the frame centre, by f/1.2 and f/1.4, it would be difficult to call images useful because they are fuzzy.
If you are more interested in fuzzy, out-of-focus, artistic blur, smooth bokeh and such effects, f/1.2-f/1.4 apertures will give you a lot of chances to display your skills, the only thing that you will lack is sharpness.

https://www.lenstip.com/582.4-Lens_revi ... ution.html



fth
Beiträge: 113

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von fth »

Bei Themen wie diesem frage ich mich immer, warum in Deutschland immer alles gleich in unsinnige Glaubenskriege ausufern muss. Wo ist die Gelassenheit, neben der eigenen Einschätzung auch andere Meinungen zu akzeptieren? Ob das in diesem Fall nun um "Vintage-Objektive" geht oder vielleicht nur ums Arbeiten mit nicht perfekt auskorrigierten Objektiven, spielt doch keine Rolle. Manche schätzen das, andere nicht - zumal ich keinen Vintage-Papst kenne, ausschließlich das Altglasfähnchen für alle Anwendungen hochhält. Inzwischen erheitern mich Beiträge, in denen der Autor meint, er müsste Andersdenkende als ahnungslos abkanzeln. Der gleiche Menschenschlag hat einst hingebungsvoll als manuelle Dreher gegen den AF gewettert, später als überzeugte Film-User gegen die minderwertige digitale Bildaufzeichnung und noch etwas später gegen alle Aufnahmeformate, die nicht mindestens FF-Größe haben. :-)



iasi
Beiträge: 24219

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von iasi »

fth hat geschrieben: Di 30 Mär, 2021 01:01 Der gleiche Menschenschlag hat einst hingebungsvoll als manuelle Dreher gegen den AF gewettert, später als überzeugte Film-User gegen die minderwertige digitale Bildaufzeichnung und noch etwas später gegen alle Aufnahmeformate, die nicht mindestens FF-Größe haben. :-)
Wen du da beschreibst, sind ja dann wohl die Vintage-Fans.

Schon auch bemerkenswert, dass dafür ein spezieller Begriff benutzt wird. Dabei grenzt "Vintage" die neuen Objektive aus, die - sagen wir mal - nicht perfekt konstruiert sind.



bteam
Beiträge: 112

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von bteam »

Also wenn ich am Abend vor dem Job/Projekt,Test/wasauchimmer meinen Koffer packe, dann weiß ich aus Gründen doch ziemlich genau, ob ich jetzt mein Zeiss Contax Set mitnehme oder die SigmaArt`s.

Hätt ich doch besser vorher hier im Forum fragen sollen?


Und Iasi, beginnst Du jetzt nach 12 Jahren theoretischem Kamerageteste ernsthaft damit, dich mit der theoretischen Verwendung verschiedener Objektive zu beschäftigen? Dann sind die nächsten Jahre für Dich ja safe.

Und uns hier steht einiges bevor...;)



Jörg
Beiträge: 10327

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von Jörg »

Also wenn ich am Abend vor dem Job/Projekt,Test/wasauchimmer meinen Koffer packe, dann weiß ich aus Gründen doch ziemlich genau, ob ich jetzt mein Zeiss Contax Set mitnehme oder die SigmaArt`s.
so isses.
Das macht ja die Kreativität des Jobs/Hobbies aus.

Pack ich als Handwerker den Lehmann in den pickup, werde ich keine Stifte in die Wand
schlagen wollen...mit dem Altglas werde ich nicht zur AuflösungsWM fahren.
Der Eine schraubt nen BlackProMist auf sein, für manche Zwecke zu scharfes Objektiv,
der Andere greift zum seit 40 jahren vorhandenen Vintageglas.
Und?



iasi
Beiträge: 24219

Re: Was macht Vintage Linsen aus?

Beitrag von iasi »

bteam hat geschrieben: Di 30 Mär, 2021 08:43 Also wenn ich am Abend vor dem Job/Projekt,Test/wasauchimmer meinen Koffer packe, dann weiß ich aus Gründen doch ziemlich genau, ob ich jetzt mein Zeiss Contax Set mitnehme oder die SigmaArt`s.

Hätt ich doch besser vorher hier im Forum fragen sollen?


Und Iasi, beginnst Du jetzt nach 12 Jahren theoretischem Kamerageteste ernsthaft damit, dich mit der theoretischen Verwendung verschiedener Objektive zu beschäftigen? Dann sind die nächsten Jahre für Dich ja safe.

Und uns hier steht einiges bevor...;)
Ich muss mich jedenfalls am Abend vor einem Job nicht mehr fragen, welche Werkzeuge die geeignesten sind.

Vielleicht solltest du doch auch etwas mehr Zeit in die Vorbereitung investieren.



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