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von Pianist » Di 24 Jan, 2023 12:11
Ich kann im Prinzip alles, was Ihr geschrieben habt, voll unterstreichen. Erstens der Versuchsaufbau: Aus 50 cm Entfernung direkt besprochen ist eben anders als irgendwo vor Ort von oben geangelt. Im Alltagsbetrieb wird es daher weniger Probleme mit den S-Lauten geben, weil die Leute üblicherweise am Mikrofon vorbeisprechen.
Das MK 41 finde ich sehr mittenbetont, da würde ich EQ-mäßig deutlich dran schrauben. Da finde ich den direkten Mitbewerber MKH 50 gefälliger. Das MKH 60 ist das Mikrofon mit dem niedrigsten Eigenrauschen von allen. Das kann man also dann einsetzen, wenn man möglichst wenig Rauschen haben möchte. Denn es ist immer besser, schon am Anfang der Kette wenig Rauschen zu haben, anstatt es später digital reduzieren zu müssen. Dabei greift man sehr schnell auch das Nutzsignal an.
Das MKH 416 finde ich klanglich am schönsten, es würde in diesem konkreten Anwendungsfall aber eine Bearbeitung der S-Laute erfordern, die sind da sehr spitz.
Das MKH 8060 bietet offenbar das beste Gesamtpaket, zumindest dann, wenn es darum geht, die Aufnahme möglichst wenig bearbeiten zu müssen. Allerdings liefert es auch den kräftigsten Pegel, was den einen oder anderen Mikrofoneingang einer Kamera bei Aufnahme sehr lauter Schallquellen überfahren kann. Da ist dann das MKH 50 oder 60 sehr praktisch, weil die beiden Mikrofone einen schaltbaren 10dB-Abschwächer haben.
In den vergangenen Jahren habe ich mich bei meinen Vergleichsaufnahmen (für Foren, wo es eher um Ton geht) auf die Großmembran-Kondensatormikrofone konzentiert, die man üblicherweise in Sprecherräumen einsetzt. Da kann man auch sehr genau die Unterschiede zwischen U 87, USM 69, TLM 170, TLM 193, Gefell M 930, M 930 Ts und M 1030 herausarbeiten. Und die besitze ich auch alle.
Meiner Meinung nach gilt für Mikrofone genau das, was auch für Objektive gilt: Wenn man schon am Anfang der Kette alles richtig macht, muss man hinterher um so weniger bearbeiten, und man kommt leichter zu guten bis sehr guten Ergebnissen.
Im Prinzip kann man sagen: Die Sprachaufnahmen sind ein ganz wichtiges Markenzeichen für meine Filme, daher treibe ich da einen besonders hohen Aufwand, und der wird von der Kundschaft ausdrücklich wertgeschätzt.
Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben