balkanesel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von balkanesel »

Kino ist wohl Unterhaltung, oder glaubt jemand dass er durch einen Film gscheiter wird?

P.S.: gscheiter wird man durch das Lesen von gscheiten Büchern, wenn überhaupt^^



Axel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Axel »

Kino mag tot sein, Erzählung nicht. Die Formen wechseln. Es wird auch immer ein Bedürfnis geben, ob es den Leuten bewusst ist oder nicht, Gefühle mit anderen zu teilen, und ein "Thumbs up" auf Whatsapp nach einer durchgebingten Nacht ist nicht dasselbe. Wie das in Zukunft abläuft? Ob man Kino wiederentdeckt und neu erfindet?

Das ist doch keine Frage. Natürlich wird man das. Den Multiplexen, den Monokulturstätten aus Abschreibungsobjekten, die in die Gewinnzone kamen, von Spekulanten übernommen wurden und den Studios beibrachten, Risiko zu kalkulieren, weine ich keine Träne nach.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



macaw
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von macaw »

pillepalle hat geschrieben: Mo 17 Aug, 2020 17:07 @ macaw

Na eben. Man fördert und bewahrt die eigene Kultur. Ohne das könnten unsere Enkel nicht mehr so einfach ins Theater, in die Oper, oder ins Museum gehen.

Gerade auch die junge Kunst- und Kulturszene hätte ohne Subventionen kaum eine Chance. Die seichte Unterhaltung bekommst Du doch bereits im Multiplexkino. Wenn es nichts anderes mehr gäbe fände ich persönlich das ziemlich schade.

VG
Paraphrasiert: "Man fördert und bewahrt die eigene Kultur damit unsere Enkel die sich nicht antun müssen." - letzten Endes sagst du genau das. Dann soll man bitteschön diese Kultur irgendwo Digital speichern, da schaut/schnuppert man evtl. hinein ohne Gefahr zu laufen etwas zu erleben, wie es mir früher und kürzlich passiert ist und so nicht Zeit, Geld und Nerven zu verschwenden.
Ich hatte nämlich das "Vergnügen" als Jugendlicher in der komischen Oper hier in Berlin "Carmen" anzusehen mit einer Carmen als Rockerbraut und einer Bühne mit Motorrädern, Jeeps und anderem Mist. Ich war so enttäuscht von dieser modernen Interpretation (= Verstümmelung) daß ich nie wieder in der Oper war. Ein anderes mal, vor ca 2 Jahren hatte mich meine damalige Freundin in die Philharmonie eingeladen, leider hatte sie übersehen, daß es nicht wie im Jahr zuvor etwas wie von Franz Berwald oder Claude Debussy gab, sondern ein unerträglich langweiliges und groteskes Konzert-Theaterstück ohne jedes Bühnenbild. Kinder und Erwachsene führten da unten irgendwas skurriles auf, zu dem am Ende begeistert geklatscht wurde, einem Typen (Regisseur?) mit alberner Frisur wurden Blumen gereicht - wofür eigentlich? Grauenhaft. Diese Art von liebloser Kulturwirtschaft die sich endlos selbst feiert ist es, die sich am Ende Stück für Stück auch selbst zerstört.



pillepalle
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von pillepalle »

Ich glaube jeder hat auch schon einmal Aufführungen gesehen, die einem persönlich nicht gefallen, oder mit denen man nichts anfangen kann. Ich war auch schon mal auf Konzerten, oder in Ausstellungen die ich nicht gut fand. Deshalb bin ich aber nicht der Meinung das Konzerte, oder Kunst ganz allgemein, nur der Selbstgefälligkeit der Macher diene und die Kulturförderung deshalb fragwürdig sei. Wie gesagt, dass sie einer Reform bedürfte finde ich auch.

Bei Theateraufführungen ist da tatsächlich oft ein Problem. Ein großer Teil des Publikum erwartet vielleicht eine eher klassische Inszenierungen, aber die Theaterregisseure möchten lieber eine eigene und neue Interpretation des Stoffes. Da fühlen sich nicht wenige vor den Kopf gestoßen und für die Besucherzahlen ist das auch nicht gerade förderlich. Aber das ist eben bis zu einem gewissen Grad die Freiheit der Kunst. Man sollte es eben nur nicht übertreiben und nur Dinge zeigen die niemand wirklich sehen möchte.

Man kann aber auch sehr positive Erfahrungen machen. Was mich z.B. jedes mal bei einem Opernbesuch begeistert ist die Akustik und die enorme Dynamik im Saal. Dagegen kann man jede Aufnahme getrost vergessen. Das ist wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht ein großes Orchester und die Sänger live zu erleben. Genauso wie ein Kinoerlebnis das ich mal in Ägypten hatte. Ich war nach meinem Abitur ein paar Monate dort und hatte auch mal ein Kino besucht (war glaube ich damals Indiana Jones). Der Film war im Originalton mit arabischen Untertiteln und da scheinbar viele Kinobesucher nicht lesen konnten, wurde vielen von den Sitznachbarn die Handlung souffliert. Jedesmal wenn Indie seine Gegner fertig gemacht hatte gab es frenetischen Szenenapplaus und das ganze Kino jubelte... so wild geht es hierzulande nicht mal im Kasperletheater her. Bestenfalls mit Kultaufführungen der Rocky Horror Picture Show vergleichbar :) Es ist eben nochmal was anderes Dinge live zu erleben, oder in einer Publikumsatmosphäre, als zuhause auf dem Sofa.

VG
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Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
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Drushba
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Drushba »

balkanesel hat geschrieben: Mo 17 Aug, 2020 22:06 Kino ist wohl Unterhaltung, oder glaubt jemand dass er durch einen Film gscheiter wird?
Ja, ich.)
balkanesel hat geschrieben: Mo 17 Aug, 2020 22:06 P.S.: gscheiter wird man durch das Lesen von gscheiten Büchern, wenn überhaupt^^
Das schliesst sich ja nicht aus. Viele kennen reguläres Kino mangels Alternative leider nur als teures Kommerzkino - mit aufwändigen Effekten, aber inhaltlich meist auf Sonderschulniveau, das wirklich nicht gescheit macht.)) Ich geh eigentlich nur noch (aber dafür oft) auf Festivals, dort gibts internationale Entdeckungen und die stammen fast immer aus dem Low-Budgetbereich. Ich schau mir gerne Filme aus Ländern wie Iran an, weil diese Kulturen beispielsweise über eine sehr alte visuelle und symbolische Erzähltradition verfügen, die ins Kino übertragen wurde. Die Filme haben oft eine viel reichere Bildsprache und gehen (mir) meist sehr unter die Haut. Auch japanisches Kino oder Filme aus Lateinamerika wie z.B. aus Argentinien finde ich regelmässig gut.

Meist sind die Plots der selektierten Festivalfilme stark (im krassen Gegensatz zum deutschen Förderschmonz), das Schauspiel authentisch und es ist auch interessant so nebenbei Einblicke in Kultur und Alltag der jeweiligen Länder zu erhalten. Hinterher gibts dann noch Podiumsgespräch bzw. Q&A und nicht selten führt das mit den passionierten Lowbudget-Machern zu hart durchzechten Nächten irgendwo in Amsterdam, Prag oder Berlin.))

Auf der gleichen Schiene gefallen mir auch Dokfilme. Bin z.B. meist auf der Idfa oder in Leipzig. Das geht wirklich tief, weil meist sehr viel Können und Herzblut drinsteckt, inkl. intensiver Nähe und dichter Erzählung. Dokfilm ist IMHO im Zweifel ohnehin spannender als Realfilm. Die großen Festivals kuratieren auch sehr gut, was ziemlich erbarmungslos die Spreu vom Weizen trennt, während die kleineren Festivals das Programm oft nachspielen, weil sie sich nicht das zeitintensive und teure Sichten leisten können, aber trotzdem Qualität bieten möchten.

Das reguläre Kinoprogramm schau ich mir meist überhaupt nicht mehr an (auch aufgrund des zunehmenden Redens während der Vorführungen) aber für die Festivals sollten IMHO bestimmte Kinos schon erhalten werden. :-)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



Bluboy
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Bluboy »



Axel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Axel »

Etwas, was von seinen Strukturen her ausgelebt hat, sollte man nicht durch Förderung künstlich am Leben erhalten. Das verzerrt den Wettbewerb (rein wirtschaftlich, aber auch den Wettbewerb der Ideen) und lähmt das Engagement. Man kann's ja gut am "deutschen Film" beobachten. Trotzdem wird hier von den Diskutanten in diesem Thread meiner Meinung nach etwas übersehen:
iasi hat geschrieben: Mo 17 Aug, 2020 13:29Mittlerweile hat jeder eine tolle Küche zuhause und lernt bei unzähligen Kochshows, wie man etwas tolles zaubern kann - und dennoch finde ich oft keinen Platz in Restaurants - das war auch vor der C-Krise schon so.

Vielleicht will man sich ja einfach mal mit Freunden auf neutralem Terrain treffen.
Gastronomie ist so alt wie die Zivilisation (im Grunde älter). Sie wird auch so lange fortbestehen, wie es die Zivilisation gibt. In anderen Formen vielleicht als viele gemütlich enge Gaststätten heute, aber dennoch.

Drama ist so alt wie die Zivilisation (im Grunde älter). Es wird auch so lange fortbestehen, wie es die Zivilisation gibt. Es muss weder in Theatern aufgeführt werden noch in traditionellen Lichtspielhäusern. Es wird mit uns als Spezies sterben oder nie.

Handel ist so alt wie die Zivilisation (im Grunde älter). Er wird auch so lange fortbestehen, wie es die Zivilisation gibt. Was sich ändert, stark ändert, radikal ändert, sind die Formen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



macaw
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von macaw »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 00:41
Man kann aber auch sehr positive Erfahrungen machen. Was mich z.B. jedes mal bei einem Opernbesuch begeistert ist die Akustik und die enorme Dynamik im Saal.

VG
Ja, du hast recht. Als das Orchester die ersten Töne von Franz Berwalds 3. Symphonie anstimmte habe ich direkt eine Gänsehaut bekommen! Das war der Hammer! :-)

Versteh mich nicht falsch, ich wäre und bin ja prinzipiell für die Kulturförderung, aber was hier in Deutschland und anderswo passiert ist Vetternwirtschaft in den Medien insgesamt, wo man auch hinsieht. Und genau das führt dazu, daß das Publikum sich immer mehr und mehr verarscht fühlt, was sehr gefährlich sein kann. Wir haben schon in vielen Lebensbereichen komplette Resignation, in diversen Teilen der Bevölkerung, kürzlich bin ich über diesen Artikel gestolpert: "Die Leute haben das Gefühl: Der Staat ist nicht mehr für mich da" - das sagte Gerhard Schick, ein Ex-Politiker aufgrund u.a. des Wirecard Skandals, ich fürchte aber daß der Ausspruch leider nicht nur für die Wirtschaft gilt. Die öffentlich-rechtlichen geben weiterhin alles um mit "Staatsmedium und Lügenpresse" tituliert zu werden, der schon lange ein Selbstbedienungsladen ist und daher ideales Futter für AfD und Co darstellt. Sorry, ich schweife ab...aber Kultur kostet halt Geld und wo viel Geld involviert ist, wird es in schweren Zeiten noch schwerer für Kultur, die sich von der Bevölkerung völlig entkoppelt hat...



Frank Glencairn
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Frank Glencairn »

Kultur ist, wenn genug Leute gerne hingehen, und freiwillig bereit sind, genug für das Dargebotene zu zahlen, damit sich die Sache von selbst trägt, und die Beteiligten davon leben können, ohne am Hungertuch zu nagen - nicht wenn die Mehrheit gezwungen wird, das skurrile Hobby einer egoistischen, selbstverliebten Minderheit zu subventionieren.

Echte Kultur steht von selbst aufrecht, und wird gerne angenommen (und freiwillig vom Publikum bezahlt) - sie bedarf nicht der Subventionskrücke, um durch Theater und Kinos zu humpeln.

Ich bin auch kein Freund von Avenger-Transformer-FastFurien Filmen und CGI-Orgien, aber offensichtlich gibt es einen gigantischen Markt dafür, warum sollte man den nicht bedienen. Ich bin ja nicht gezwungen mir das anzusehen (oder dafür zu zahlen).
Und so lange es noch ein Publikum für andere Filme/Genres gibt, das bereit ist für diese zu zahlen ist ja alles gut und für jeden was dabei.
Wer exotische Filme aus dem Iran sehen will, oder bizarre Theaterstücke darf das natürlich auch weiterhin tun, wenn er bereit ist sein Vergnügen auch zu finanzieren - und da sind wir wieder bei der egoistischen Minderheit, die selbstverständlich erwartet, daß der Steuerzahler das für sie übernimmt - gefälligst!
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Bluboy
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Bluboy »

Kultur hat viel mit Sitten und Gebräuchen zu tun

In Bayeer also mit Lederhose, Dirndl, Holz vor der Huttn, Bier und Schweinshaxe

Still sitzen und auf eine Wand starren, gehört nicht dazu, ausser es ist die Kampenwand.

Fazit: Kino ist was für Preißn



Axel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Axel »

macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 08:45Versteh mich nicht falsch, ich wäre und bin ja prinzipiell für die Kulturförderung, aber was hier in Deutschland und anderswo passiert ist Vetternwirtschaft in den Medien insgesamt, wo man auch hinsieht.
Ach! Wie kommt das denn bloß?
macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 08:45Und genau das führt dazu, daß das Publikum sich immer mehr und mehr verarscht fühlt, was sehr gefährlich sein kann.
Wenn das Publikum in diesem Satz sich "verarscht fühlt", dann droht offensichtlich etwas zu passieren. Was? Dass das Publikum sich abwendet?

Wird es verarscht? Wenn ja, ist es dann nicht besser, wenn es sich abwendet?

An wen wendet es sich dann? An die Medien, die es nicht verarschen? Oder, um genau in deinem Satz zu bleiben, von denen es sich nicht verarscht fühlt? Vertraut es diesen alternativen Medien vielleicht mehr, weil sie behaupten, dort gäbe es nur Vetternwirtschaft, "wo man hinsieht", und man würde nur verarscht?

Sind es vielleicht Medien, die deshalb glaubwürdiger erscheinen, weil sie die "offiziellen" Medien undifferenziert diffamieren?

Sollte man vielleicht als Bürger mit historischer Bildung vorsichtig sein, sich an solchen vereinfachenden Jammertiraden zu beteiligen? Versuchen, selbst zu differenzieren?
macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 08:45Die öffentlich-rechtlichen geben weiterhin alles um mit "Staatsmedium und Lügenpresse" tituliert zu werden, der schon lange ein Selbstbedienungsladen ist und daher ideales Futter für AfD und Co darstellt.
Oberflächlich gegoogelt. Schick scheint zu den Guten zu zählen. Nachhaltige Finanzwirtschaft, das klingt nicht nach dumpfer Hetze, sondern nach Nägeln mit Köpfen, nach konkreten Maßnahmen. Das Zitat, so, wie du es verwendet hast, lässt es anders aussehen. Das Wort "Lügenpresse" hilft immer den Demagogen. In den USA werden wir in 2 1/2 Monaten sehen, ob der Rechtsstaat diesen Begriff überlebt, sehr spannend.
macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 08:45Sorry, ich schweife ab...aber Kultur kostet halt Geld und wo viel Geld involviert ist, wird es in schweren Zeiten noch schwerer für Kultur, die sich von der Bevölkerung völlig entkoppelt hat...
Kultur als "Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung" (Wikipedia) mag eine Gesellschaft Geld kosten. Dann sollte es selbstverständlich sein, dass dieses Geld bereitgestellt wird. Sobald der Magen mit einer verfaulten Kartoffel beruhigt ist, will der Mensch Mehrwert. Den Film zum Popcorn, die angestaubte dritte Symphonie Berwalds oder ein Hurz-Theater für dekadente Bildungsbürger:
Bild

Jedem das Seine. Es ist aber nicht allzu schlimm, wenn ein öffentlicher Geldhahn zugedreht wird, wenn höhere, intelligentere, konstruktivistische Kultur nicht gefördert wird. Im Extremfall sogar als abartig bezeichnet wird (und von genau diesen Leuten geraubt, gesammelt und verehrt wird). Kultur ist etwas, das als Ausdruck der persönlichen Unzufriedenheit und Leidenschaft für das Höhere spontan entsteht. Das noch in den abgefeimtesten Konsum-Machwerken des Kinos - und dort teilweise mit besonderem Glanz - zu finden ist. Auf welcher Seite stehst du?

Mit anderen Worten: Kultur ist immer dort des Kaisers neue Kleider, wo sie des Kaisers neue Kleider ist. Wo sie offiziell gefördert werden muss.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 10:11 Vielleicht Medien, die deshalb glaubwürdiger erscheinen, weil sie die "offiziellen" Medien undifferenziert diffamieren?

Sollte man vielleicht als Bürger mit historischer Bildung vorsichtig sein, sich an solchen vereinfachenden Jammertiraden zu beteiligen? Versuchen, selbst zu differenzieren?
Ist es denn nicht so, dass deutsche Produktionen provinziell sind und wenn überhaupt, dann nur im eigenen Ländle Zuschauer finden?
Ist es denn nicht so, dass deutsche Produktionen bei internationalen Auszeichnungen mittlerweile leer ausgehen?

Was kann man hier also noch differenzieren?
Bedauerlich ist eigentlich nur, dass das staatlich finanzierte System eher gestärkt aus der C-Krise hervorgehen wird. Nicht weil es sich ändert und verbessert, sondern weil der kümmerliche Rest von unabhängigen Produktionen nun völlig eingehen wird.
Nichts geht mehr ohne bewilligte Filmförderung und ÖR-Koproduktion. Und natürlich verteilen die Gremien die Mittel unter denen, die sie kennen und die wissen, wen man kennen muss.



balkanesel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von balkanesel »

Drushba hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 00:56 ... nicht selten führt das mit den passionierten Lowbudget-Machern zu hart durchzechten Nächten irgendwo in Amsterdam, Prag oder Berlin.....
Timothy schau oba^^



Axel
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 10:32Was kann man hier also noch differenzieren?
Zum Beispiel Fernsehen, Kino und Förderung. macaw bezog sich teilweise auf öffentlich-rechtliche Medien, und darauf nahm ich Bezug.

Was würde geschehen, wenn man ZDF, ARD und ARTE den Hahn zudrehen würde?

Das ist eine alte Diskussion, und ich finde, man kann sie differenziert führen oder nicht.

Es gibt ja als Alternativen längst nicht mehr nur die Privaten, sondern auch die ganzen Internet-Echokammern.

Kino (Threadthema)? Sollte meines Erachtens ohne Bildungsauftrag, ohne Zensur, ohne Förderung bleiben. Ich zeig dir was Schönes, und dafür gibst du mir 'ne Mark (als die Bilder laufen lernten). Ich muss selbst dafür sorgen, dass es exklusiv bleibt. Auf welchem Wege (neudeutsch: auf welcher Plattform), das hat nur mich zu interessieren. Wenn ich mich recht erinnere, gehe ich da mit iasi völlig konform.

Geld für Kultur?
Es gibt einen Kult der Obrigkeit, der sich in Prachtbauten, Denkmälern und Hymnen niederschlägt. Dann gibt es einen Kulturbetrieb, der mit Steuermitteln ermöglicht wird und dadurch zwangsläufig staatlicher Zensur unterliegt. Es ist gut zu unterscheiden von der protzigen Propaganda in Diktaturen, und zwar in erster Linie dadurch, dass sich kein Schwein dafür interessiert.

In der Antike waren die Vornehmen vornehmlich reich und die Reichen vornehm. Sie waren gebildet und wollten beweisen, dass sie nicht nur materiell Herren waren, sondern auch feinere Geister. Sie gaben praktisch ihr gesamtes freies Vermögen für Kulturförderung aus. Das Mäzenatentum war nicht selbstlos. Abgesehen von dem erkauften Prestige bestimmten die Gönner den gesellschaftlichen Diskurs, und mehr kann man als Sterblicher kaum erreichen.

Es gibt auch heute Reiche und Superreiche, denen Yachten und Diamanten zu den Ohren wieder rauskommen. Gerne würden sie sich Kunst züchten und Kreative vereinnahmen (eine fruchtbare Symbiose, die Künstler der Renaissance singen so manche Lieder darüber). Leider hat ihnen das öffentliche Wohl dazwischengefunkt. Deswegen müssen wir mit den Geissens auf der einen Seite und mit dem deutschen Film auf der anderen vorlieb nehmen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Drushba
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Drushba »

Axel hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 11:15
Kino (Threadthema)? Sollte meines Erachtens ohne Bildungsauftrag, ohne Zensur, ohne Förderung bleiben. Ich zeig dir was Schönes, und dafür gibst du mir 'ne Mark (als die Bilder laufen lernten). Ich muss selbst dafür sorgen, dass es exklusiv bleibt. Auf welchem Wege (neudeutsch: auf welcher Plattform), das hat nur mich zu interessieren. Wenn ich mich recht erinnere, gehe ich da mit iasi völlig konform.
Das haben wir schon längst: Die Filmförderung ist eine Wirtschaftsförderung ohne Bildungsauftrag und darum sind die Filme auch so schlecht. Das gilt für die wichtigen Länderförderungen und für die FFA. Auch das Referenzförderprinzip ist zuerst nach wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet. Jahrzehntelange CDU/FDP Propaganda haben die Förderungen dazu gebracht, Mist zu fördern, den am Ende doch niemand sehen will.

Zwar gibt es noch die kleinen kulturellen Förderungen wie BKM oder Kuratorium, aber deren Topf ist viel zu klein, um reihenweise gute Filme zu finanzieren. Es gibt etliche Länder, die seit Jahrzehnten gute Filme produzieren, die nicht nur künstlerisch sondern auch kommerziell erfolgreich sind. Die haben ganz einfach andere Förderstrukturen, besetzt mit Filmemachern.

Auch würde ich hinsichtlich der Frage ob eine Förderung Sinn macht, nicht auf die reinen Maschinenschrauber hören, die sich nur für (Kamera)Technik interessieren. Es gibt ein gebildetes, neugieriges Publikum in ausreichender Zahl, die oft ausverkauften Vorstellungen der hiesigen Programmkinos und die boomenden Festivals demonstrieren das ziemlich deutlich. Kino ist zudem immer noch ein wichtiger Kulturvermittler und das ist in populistischen Zeiten auch bitter notwendig.

Das deutsche Kino ist ganz einfach schlecht, was meiner Meinung nach hauptsächlich am Zwang zur Senderkoproduktion und anderen strukturellen Mängeln liegt. Die Sender und Apparatschiks aus den Gremien werfen und diese dafür mit Filmern besetzen, wäre ein Schritt in Richtung der ziemlich erfolgreichen französische Filmförderung. Besser aber noch wäre eine automatische Förderung der Hälfte des Budgets oder ab Postproduktion bzw. bei Abgabe des Films. Dadurch könnte der fehlende Markt ausgeglichen werden, den die amerikanischen Giganten immer noch direkt vor der Haustüre haben (und über den sie die Mehrzahl der Indy-Produktionen immer noch refinanzieren können).

In der Endbetrachtung schlimmer noch als kulturelle Vorgaben sind Vorgaben zum wirtschaftlichen Erfolg wie wir sie derzeit haben. Das bringt dann nämlich die ganzen Film- und Kunstfremden dazu, inhaltlich reinzumurksen und wie wir deutlich sehen, geht das gehörig schief.))
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



iasi
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 11:15
iasi hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 10:32Was kann man hier also noch differenzieren?
Zum Beispiel Fernsehen, Kino und Förderung. macaw bezog sich teilweise auf öffentlich-rechtliche Medien, und darauf nahm ich Bezug.

Was würde geschehen, wenn man ZDF, ARD und ARTE den Hahn zudrehen würde?
Dann würden sich wieder stabile privatwirtschaftliche Strukturen entwickeln und die verkappte Staatswirtschaft hätte ein Ende.

Es gibt keine Produktionsfirma in D mehr, die nicht am Förder- und Kooperationstopf hängen würde. Ohne Zugriff auf diese Töpfe kann kein Produzent mehr an die Finanzierung einer Produktion kommen.
Dies hat eben auch viel mit den Verwertungsrechten zu tun.
Und nun hofft man eben auf das Geld von Netflix & Co. die durch ein EU-Gesetz dazu gezwungen werden, auch in D zu produzieren.

Eigentlich sollte doch die ostdeutsche Vergangenheit gelehrt haben, dass Staatswirtschaft nicht der richtige Weg ist.



Drushba
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Drushba »

iasi hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:02 Dann würden sich wieder stabile privatwirtschaftliche Strukturen entwickeln und die verkappte Staatswirtschaft hätte ein Ende.
(...)
Eigentlich sollte doch die ostdeutsche Vergangenheit gelehrt haben, dass Staatswirtschaft nicht der richtige Weg ist.
Einspruch! Das Gegenteil ist richtig: Hält sich der Staat ganz raus, bricht die Kinokultur in Ländern mit kleinem Markt komplett zusammen. Das hatten wir unter Helmut Kohl in den 80ern. War der deutsche Film noch in den Siebzigern weltweit hochgeachtet, gabs dann ab '82 nur noch "Zwei Nasen tanken super" und Ähnliches. Davon hat sich der deutsche Film nie erholt, denn wenn über zwölf Jahre alles abgebrochen ist, dann wird auch Wissen nicht weiter gereicht. Diese neoliberale Propaganda spukt immer noch in allen Köpfen. Würden alle Länder diesem Diktat folgen, dann wären Frankreich und Skandinavien keine wichtigen Filmländer und wenn die Neoliberalen überall recht behielten, gäbs noch nicht mal Schweizer Eisenbahnen. Die sind auch staatlich, pünktlich und werfen Gewinn ab.) Es immer die Frage des wie, aber nicht des ob.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



pillepalle
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von pillepalle »

@ Drushba

Das stimmt ja nicht so ganz. Im gleichen Jahr wie Zwei Nasen Tanken Super kamen auch deutsche Filme wie Paris Texas heraus. Das Du immer alles durch die Brille Deiner politischen Ideologie siehst ist ja nichts neues, nur ist im Falle der Filmförderung die eine politische Partei nicht viel besser als die Andere. Ich finde ja auch das es ein strukturelles Problem gibt und man vieles ändern müsste, aber darauf zu hoffen das sich mit der Partei meiner Wahl alles zum Guten ändern würde ist wohl ein wenig illusorisch.

Mir ist auch nicht klar warum z.B. immer die gleichen Leute gefördert werden und auch immer der gleiche Käse produziert wird. Der deutsche Exportschlager in Sachen Film ist der Krimi. Also werden stumpf tausende schlechter Krimis produziert, mit dem Argument das der Markt das wolle und die Leute das gerne schauen. Von Komödien möchte ich erst gar nicht reden...

Wir Fördern wirklich jeden Schaiz, vom Sport zu bestimmten Wirtschaftsbereichen, oder den Naturschutz, aber bei der Kunst- und Kulturszene soll es dann plötzlich der Markt regeln. Verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

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Drushba
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Drushba »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:40 @ Drushba

Das stimmt ja nicht so ganz. Im gleichen Jahr wie Zwei Nasen Tanken Super kamen auch deutsche Filme wie Paris Texas heraus.
VG
Danke fürs Argument. "Paris, Texas" war im Prinzip eine französische Produktion. Wenders konnte nur Verleihfinanzierung und noch etwas Referenzgelder beisteuern, die er von seinen früheren Erfolgen liegen hatte, das wars.))

Die 80er waren dank der einseitigen und stümperhaft durchgeführten CDU-Ausrichtung auf Publikumserfolge ein verlorenes Jahrzehnt für den deutschen Film. Viele Macher konnten nur noch durchs Fernsehen überleben und sind dann darin auch begraben worden.

PS: Fairerweise sollte hinzugefügt werden, dass die CDU 2020 nicht mehr die CDU von 1983 ist. Das wäre wohl heuer eher die AfD, die wieder so filmfeindich agieren würde.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am Di 18 Aug, 2020 18:13, insgesamt 1-mal geändert.



Funless
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Funless »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:40 @ Drushba

Das stimmt ja nicht so ganz. Im gleichen Jahr wie Zwei Nasen Tanken Super kamen auch deutsche Filme wie Paris Texas heraus.
Naja um genau zu sein war Paris Texas eine deutsch-französische Koproduktion.
pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:40 Mir ist auch nicht klar warum z.B. immer die gleichen Leute gefördert werden und auch immer der gleiche Käse produziert wird. Der deutsche Exportschlager in Sachen Film ist der Krimi. Also werden stumpf tausende schlechter Krimis produziert, mit dem Argument das der Markt das wolle und die Leute das gerne schauen.
Solange Millionen an Menschen sich hierzulande jeden Sonntag Abend vor der Glotze treffen um sich Tatort anzuschauen oder sich regelmäßg Der Alte, SOKO soundso, Heldt, Wilsberg, Notruf was-weiß-ich-Kante oder wie diese austauschbaren stereotypischen Ermittlerserien sonst heißen mögen mit traditioneller Begeisterung reinknallen wird sich auch nix ändern.

Das "Volk" bekommt das, was das "Volk" will und solange das "Volk" in Form eines Boykotts des o.g. Krimi-Schrotts nicht beweist, dass es auch etwas anspruchvolleres will als diesen Krimi-Brei bleibt alles so wie's ist.

Vielleicht ändert sich ja mit der nächsten oder übernächsten Generation etwas.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



markusG
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von markusG »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:40 Ich finde ja auch das es ein strukturelles Problem gibt und man vieles ändern müsste, aber darauf zu hoffen das sich mit der Partei meiner Wahl alles zum Guten ändern würde ist wohl ein wenig illusorisch.
Immerhin gibt es Parteien, die Kultur im Parteiprogramm mit aufnehmen. Andere sind einfach nur destruktiv "dagegen"...
Funless hat geschrieben:Das "Volk" bekommt das, was das "Volk" will und solange das "Volk" in Form eines Boykotts des o.g. Krimi-Schrotts nicht beweist, dass es auch etwas anspruchvolleres will als diesen Krimi-Brei bleibt alles so wie's ist.
Mein Wunsch wäre ja dass es ein optionales On-Demand Modell gäbe, bei denen dann die Verantwortlichen auch mal merken dass gewisse Formate einfach überflüssig sind. Andererseits...mit dem Erfolg von Fukk you Göthe hab ich davor dann auch wieder Angst :D



pillepalle
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von pillepalle »

Funless hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 15:24
pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:40 @ Drushba

Das stimmt ja nicht so ganz. Im gleichen Jahr wie Zwei Nasen Tanken Super kamen auch deutsche Filme wie Paris Texas heraus.
Naja um genau zu sein war Paris Texas eine deutsch-französische Koproduktion.
Ein enorm wichtiges Detail, denn ohne das beherzte Eingreifen der Franzosen hätte Wenders aus dem Film Zwei Supernasen in Texas gemacht 🤪😂

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cantsin
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:16 Einspruch! Das Gegenteil ist richtig: Hält sich der Staat ganz raus, bricht die Kinokultur in Ländern mit kleinem Markt komplett zusammen.
Nicht nur in denen. Letztlich sind auch praktisch alle Hollywoodproduktionen von indirekten oder direkten öffentlichen Subventionen abhängig wie Steuerabschreibungen, Standortförderungen und Steuererlässe lokaler Filmindustrien (der Orte, an denen dann Hollywood-Produktionen gedreht werden) etc.etc.



cantsin
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von cantsin »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 20:24 Ein enorm wichtiges Detail, denn ohne das beherzte Eingreifen der Franzosen hätte Wenders aus dem Film Zwei Supernasen in Texas gemacht 🤪😂
Das hat dann Helge Schneider mit "Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem" nachgeholt...



macaw
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Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von macaw »

cantsin hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 20:27
Drushba hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 14:16 Einspruch! Das Gegenteil ist richtig: Hält sich der Staat ganz raus, bricht die Kinokultur in Ländern mit kleinem Markt komplett zusammen.
Nicht nur in denen. Letztlich sind auch praktisch alle Hollywoodproduktionen von indirekten oder direkten öffentlichen Subventionen abhängig wie Steuerabschreibungen, Standortförderungen und Steuererlässe lokaler Filmindustrien (der Orte, an denen dann Hollywood-Produktionen gedreht werden) etc.etc.
Unfug. Die nehmen halt alles mit, was denen auch nur im entferntesten einen finanziellen Vorteil verschafft. Als ob es auch nur den geringsten anderen Grund dafür gäbe z.b. aktuell Matrix 4 hier in Potsdam zu drehen.



macaw
Beiträge: 1255

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von macaw »

pillepalle hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 20:24
Funless hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 15:24

Naja um genau zu sein war Paris Texas eine deutsch-französische Koproduktion.
Ein enorm wichtiges Detail, denn ohne das beherzte Eingreifen der Franzosen hätte Wenders aus dem Film Zwei Supernasen in Texas gemacht 🤪😂

VG
Wie geil!!! :-D



Funless
Beiträge: 5501

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Funless »

Hat irgend jemand eigentlich diesen Nulpenschrott von Zwei Nasen tanken Super überhaupt mal geschaut? Was für eine miserable Grütze, ich hab’s damals nicht länger als 10 Minuten ausgehalten. Dagegen waren ja die Troma-Filme cineastische Meisterwerke.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



cantsin
Beiträge: 14307

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von cantsin »

macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 21:15
cantsin hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 20:27

Nicht nur in denen. Letztlich sind auch praktisch alle Hollywoodproduktionen von indirekten oder direkten öffentlichen Subventionen abhängig wie Steuerabschreibungen, Standortförderungen und Steuererlässe lokaler Filmindustrien (der Orte, an denen dann Hollywood-Produktionen gedreht werden) etc.etc.
Unfug. Die nehmen halt alles mit, was denen auch nur im entferntesten einen finanziellen Vorteil verschafft. Als ob es auch nur den geringsten anderen Grund dafür gäbe z.b. aktuell Matrix 4 hier in Potsdam zu drehen.
Wieso dann Unfug? Ich sag doch dasselbe wie Du.

Unfug wäre es anzunehmen, dass die kommerzielle Filmwirtschaft nicht öffentlich subventioniert ist.



cantsin
Beiträge: 14307

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von cantsin »

Funless hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 22:01 Hat irgend jemand eigentlich diesen Nulpenschrott von Zwei Nasen tanken Super überhaupt mal geschaut? Was für eine miserable Grütze, ich hab’s damals nicht länger als 10 Minuten ausgehalten. Dagegen waren ja die Troma-Filme cineastische Meisterwerke.
Es ist unfassbar, wie schlecht (auch in filmtechnischer Hinsicht) die gemacht waren:


Verkaufte Kinokarten damals: 2,4 Millionen...

Produzent war übrigens der Österreicher Karl Spiehs, der zu besseren Zeiten mal echte Genregranaten wie den unerreichten deutschen Gangsterfilm "Blutiger Freitag" verantwortet hatte...



klusterdegenerierung
Beiträge: 27425

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von klusterdegenerierung »

cantsin hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 22:02 aktuell Matrix 4 hier in Potsdam zu drehen.
Matrix "4"
3 wollte doch schon keiner sehen?
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



klusterdegenerierung
Beiträge: 27425

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von klusterdegenerierung »

cantsin hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 22:10 Verkaufte Kinokarten damals: 2,4 Millionen...
Tja, da war der Geschmack noch flach und die Welt noch in Ordnung.
Weiß übrigens jemand wo man Schloß am Wörthersee gestreamt bekommt?
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



macaw
Beiträge: 1255

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von macaw »

cantsin hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 22:02
macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 21:15

Unfug. Die nehmen halt alles mit, was denen auch nur im entferntesten einen finanziellen Vorteil verschafft. Als ob es auch nur den geringsten anderen Grund dafür gäbe z.b. aktuell Matrix 4 hier in Potsdam zu drehen.
Wieso dann Unfug? Ich sag doch dasselbe wie Du.

Unfug wäre es anzunehmen, dass die kommerzielle Filmwirtschaft nicht öffentlich subventioniert ist.
Na weil das bei dir so klang als wären die finanziell darauf angewiesen. Die wissen ganz genau, daß das alles Selbstläufer sind, nehmen aber schamlos und gerne jeden Cent mit...



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Drushba »

macaw hat geschrieben: Di 18 Aug, 2020 22:44 Die wissen ganz genau, daß das alles Selbstläufer sind, nehmen aber schamlos und gerne jeden Cent mit...
Das nennt sich Wirtschaftsförderung.) Tesla macht auch nichts anderes und nimmt diese mit. Der Deal ist, dass für jeden Euro, der als Förderung fliesst, das 1,x fache an Euros in der Region ausgegeben werden muss (wird individuell ausgehandelt). Die Filmförderung Berlin-Brandenburg verspricht sich davon die Ansiedlung von Dienstleistern, die Hollywood qualitativ bedienen können, quasi Knowhow-Transfer. Kann man gut finden, muss man nicht. Unterm Strich dienen die sog. Regionaleffekte (also das Geld, das in der Region ausgegeben werden muss) nur der Provinzialisierung des deutschen Films. In die USA gehen und dort einen Western drehen, käme mit unserer Art der Wirtschafts-Länderfilmförderung gar nicht in Frage, weil wir das Geld eben größtenteils hier ausgeben müssen. "Aguirre, der Zorn Gottes" wäre heute auch nicht mehr drin (es sei denn wir drehen alles im Studio in der Region) - der deutsche Film kommt eben schon förder-gehbehindert auf die Welt.)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



Axel
Beiträge: 16300

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von Axel »

In den 70er Jahren waren die Effekte der Filmförderung etwas anders. Die Filmemacher bekamen praktisch eine Hartz IV - Unterstützung, weil sie mit ihren Filmen gleichzeitig noch sich selbst bezahlten. Sie waren natürlich alle links. BRD-links, was seinerzeit radikal hieß, verglichen mit heute. Supernasenfilme, Schulmädchenreports und der Autoren-Problemfilm teilten sich weitgehend dieselbe Leinwand. Das war eine Phase, in der Kino seine Blüte hatte. Es wurden viele Filme produziert, die meisten billig. Und es waren alberne oder anstrengende Filme, aber immer mit auf irgendeine Weise originellen Ideen. Dann kam Star Wars, Gipfelflagge der young-turks (so nannten sich die das Hollywood-System von innen angreifenden Autorenfilmer Coppola, Scorsese, Friedkin und, ja, Lucas). Und nach der Renaissance kam schnell, sehr schnell, der kreative Stillstand. Vom Zwang zum Blockbuster hat sich die Branche nicht mehr erholt.

Und weil Kino zwar kein auf direktem Wege das Leben der Menschen beeinflussendes Medium ist (siehe Diskussionen über Gewaltdarstellungen und deren Nachahmung), spiegelt es doch durch Aufgreifen der unterirdischen Strömungen in unserer Kultur unsere dunklen Seiten und hilft, sie zu integrieren. Die Infantilisierung des Kinos hat unsere westlichen Gesellschaften um Jahrzehnte zurückgeworfen. Hellsichtige Kritiker glaubten schon damals, dass der Film Star Wars selbst der Todesstern sei.

Ich finde, man muss diese historischen Perspektiven berücksichtigen, wenn man den Unwert von Filmförderung einschätzen will. Oder die Bedeutung des Kinos. Kino war zuletzt ein nur noch den Status Quo zementierendes Organ des Establishments. Scheinbar harmlose Comicfilme. Immer retten Superhelden die Menschen. Die im Umkehrschluss minderwertig sind, unmündig, hilfsbedürftig.


Ich glaube an den Phoenix. Der ersteht aber bekanntlich aus seiner Asche.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24486

Re: Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Beitrag von iasi »

Die Frage ist doch: Wann wird ein Film gedreht?

Wenn ein Studio mit der notwendigen finanziellen Basis das OK gibt
oder
wenn Filmförderungsgremien und TV-Redakteure ihr OK geben?

Das Problem in D ist das Fehlen von Studios, die auch unabhängig von Förderung und TV-Kooperation eine Produktionsfinanzierung auf die Beine stellen können.

Das Studio entscheidet dann darüber wo gedreht wird, anhand der Konditionen, die geboten werden - eben WO und nicht OB.

In Deutschland (und Österreich) macht man aus Das Parfüm und sogar aus Freud einen Krimi, weil das ganze Gremien-System darauf ausgerichtet ist.

Dark ist doch letztlich auch nur ein Plagiat.
Das Boot war ebenso wie Paris, Texas ein Unikat.

Das blaue Palais oder Wallenstein waren damals auch Qualitätsserien - eben weil sie ihresgleichen suchten.



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