cantsin
Beiträge: 14305

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von cantsin »

TheBubble hat geschrieben: Mi 16 Feb, 2022 08:55 Und warum sind einige Synchronfassungen diesbezüglich sogar besser?
Vielleicht liegt auch teilweise hier die Erklärung. Deutsche Film- und Fernsehzuschauer sind auf Synchronfassungen und deren extrem cleanen Studio-Ton konditioniert.

Sowohl bei den Originalfassungen, als auch bei deutschsprachigen Film- und Fernsehfilmen wird der Ton i.d.R. live am Set geangelt, und dann sinkt im Vergleich die Verständlichkeit.



FocusPIT
Beiträge: 88

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von FocusPIT »

Darth Schneider hat geschrieben: Mi 16 Feb, 2022 10:16 Oder die Dialoge sind so grottenschlecht geschrieben, die armen
Schauspieler wollen doch gar nicht das man das alles so genau hören kann..;)))
Gruss Boris
Hallo Darth Schneider,

das ist ja auch meine Rede: Dialoge auf niedrigem Niveau. Bei Krimis z.B., die ja im deutschen TV wie aus dem Boden geschossen sind. Dazu kommt ein Desinteresse an den tatsächlichen Gegebenheiten für die einzelnen Berufsgruppen. Ein deutscher TV-Kommissar würde noch nicht mal einen einzigen Fall lösen.

Doch nicht nur in dieser Darstellungs-Sparte "Kommissar" fällt die dumme Unkentnis auf. Habe mich die Tage darüber mit einer Rechtsanwältin Unterhalten, sie sagt, sie könne kaum an sich halten über den Unsinn, der hier zu Tage tritt, wenn es um Rechtsfragen geht.

Wenn Spezialisten der Fachgebiete am Drehbuch beteiligt würden, sähe die Sache schon besser aus. Bestes Beispiel dafür ist der Film "Interstellar". Hier war der Ratgeber ein aktueller Nobel-Preisträger der theoretischen Physik, nämlich Kip Thorne.

Hier ein Interview-Auszug aus dem Tagesspiegel mit Kip Thorne zu den Dreharbeiten mit Christopher Nolan: "Gab es keinen Streit über Szenen?
Oh, wir haben viel diskutiert, aber im positiven Sinne. Manchmal kam Christopher Nolan mit ganz abgefahrenen Vorschlägen an und ich habe mich hingesetzt und nachgerechnet, ob die überhaupt mit den Gesetzen der Physik vereinbar sind. In allen Fällen konnte ich eine Lösung finden – mit einer Ausnahme. Er wollte Cooper, den Helden des Films, schneller als das Licht reisen lassen. Da habe ich ihm gesagt, nein, das ist unmöglich. Wir haben mehrfach darüber diskutiert und ich habe ihm Unterlagen mitgegeben. Nach zwei Wochen sagte er: Ich glaube, ich habe es verstanden, wir lassen das."

In dem Buch "The Science of Interstellar" erläutert Kip Thorne seine komplexe Zusammenarbeit mit dem Film-Team. Das ist natürlich ein besonders herausstechendes Projekt in Bezug auf Zusammenarbeit mit dem Spezialisten eines Fachgebietes.

Ich würde mir wünschen, wenn die Beteiligten an TV-Produktionen weniger auf die vielbeschworene "Emotion" setzen würden und ihre Dialoge mehr auf fundiertem Wissen beruhen.

Ach ja, eh ich es vergesse: Gestern nochmal in den Film, "Gestorben wird morgen" von Susan Gluth, reingeschaut, den ich vor Wochen gesehen hatte. Was ist auffallend: Keine Musik während des gesprochenen Wortes, sehr dezente, kluge Auswahl der Musik, sehr gute Recherche, immer verständliche Dialoge. Von mir die 5 Sterne für diesen Film.



carstenkurz
Beiträge: 5079

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von carstenkurz »

TheBubble hat geschrieben: Mi 16 Feb, 2022 08:55 Wie erklärt ihr Euch damit, dass inzwischen immer mehr Leute Dialoge auch im Kino als kaum verständlich monieren?

Und warum sind einige Synchronfassungen diesbezüglich sogar besser?

Natürlich gibt es nicht nur 'den einen' Grund. Synchrondialog wird unter Studiobedingungen aufgenommen, kein Umgebungslärm, hochwertigste Studioakustik und Mikrofone, kurze Aufnahmeabstände (der beste Garant für verständliche Sprachaufnahme). Da sitzt ein Synchron-Aufnahmeleiter, der so oft 'Noch eine!' sagt, bis es verständlich ist. Außerdem haben die Synchronsprecher typisch ne Sprechausbildung und sind durch den enormen Umfang an Synchronjobs in Deutschland sehr routiniert. Früher ging auch der Weg zum 'Film und Fernsehen' typisch übers Theater, da lernte man, ohne elektronische Hilfsmittel in großen Räumen deutlich zu sprechen. Immer weniger Schauspieler durchlaufen so eine Ausbildung, oder bestimmte Trends werten so eine überdeutliche Aussprache als 'künstlich' ab. Die Ansprüche an Schauspielerei sind heute auch andere als früher (was auch gut ist), da leidet der Anspruch an deutliche Aussprache aber eben etwas drunter.
Und natürlich sind die Kinomischungen heutzutage viel komplexer, dynamischer, etc. als früher und neigen mehr zu Verdeckung des Dialogs.
and now for something completely different...
Zuletzt geändert von carstenkurz am Fr 18 Feb, 2022 02:17, insgesamt 1-mal geändert.



TheBubble
Beiträge: 1910

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von TheBubble »

Ich habe vor einer Weile, vielleicht ungefähr vor ca. 9 Monaten bis einem Jahr, einen (englischsprachigen) Artikel gelesen, wo darauf eingegangen wurde. Also auf die Unverständlichkeit und darauf, dass es ein eher neues und zunehmendes Phänomen ist.

Zusammengefasst wurde gemäß meiner Erinnerung geschrieben, dass es so gewollt ist.

Leider habe ich damals keinen Link gespeichert.



Bluboy
Beiträge: 4409

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Bluboy »

Till Schweiger Look ;-((



Frank Glencairn
Beiträge: 23166

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Frank Glencairn »

FocusPIT hat geschrieben: Mi 16 Feb, 2022 11:16 ... wenn die Beteiligten an TV-Produktionen weniger auf die vielbeschworene "Emotion" setzen würden und ihre Dialoge mehr auf fundiertem Wissen beruhen.
Gibt's schon, nennt sich Doku.

Deine Einlassungen erinnern mich an diese fundamentalen Christen, die darüber diskutiert hatten, ab Dan Brown in seinen Romanen lügt.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



FocusPIT
Beiträge: 88

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von FocusPIT »

Frank Glencairn hat geschrieben: Do 17 Feb, 2022 07:28
FocusPIT hat geschrieben: Mi 16 Feb, 2022 11:16 ... wenn die Beteiligten an TV-Produktionen weniger auf die vielbeschworene "Emotion" setzen würden und ihre Dialoge mehr auf fundiertem Wissen beruhen.
Gibt's schon, nennt sich Doku.

Deine Einlassungen erinnern mich an diese fundamentalen Christen, die darüber diskutiert hatten, ab Dan Brown in seinen Romanen lügt.
Hallo Frank Glencairn,
gerade bei Dokus gibt es doch diese Zunahme an Musik. Selbst wenn gesprochen wird. Ich sag's nochmal: nervige Geigen bei Drohnenflug über die Berge. Lächerlich.
Seltsam der Vergleich. Hinkt schon ziemlich.



Darth Schneider
Beiträge: 19512

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Darth Schneider »

Äm, da gehen aber die Meinungen schon stark auseinander.
Was hast du denn gegen die Musik ?
Ist doch was schönes.
Ausserdem Musik unterstützt die Bilder und schafft Stimmung beim Publikum, ganz egal ob jetzt bei Filmen, Serien, Werbung oder bei Dokus.
(Muss ja keine Geige sein.;)

Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Frank Glencairn
Beiträge: 23166

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Frank Glencairn »

FocusPIT hat geschrieben: Fr 18 Feb, 2022 13:35 ... nervige Geigen bei Drohnenflug über die Berge.
Was willste den hören? die Motoren der Drohne?
Sapere aude - de omnibus dubitandum



andieymi
Beiträge: 1597

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von andieymi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Fr 18 Feb, 2022 14:20
FocusPIT hat geschrieben: Fr 18 Feb, 2022 13:35 ... nervige Geigen bei Drohnenflug über die Berge.
Was willste den hören? die Motoren der Drohne?
Ich kann Podcasts empfehlen, wenn man am besten nur Information ohne viel Emotion will.



FocusPIT
Beiträge: 88

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von FocusPIT »

andieymi hat geschrieben: Fr 18 Feb, 2022 14:49
Frank Glencairn hat geschrieben: Fr 18 Feb, 2022 14:20

Was willste den hören? die Motoren der Drohne?
Ich kann Podcasts empfehlen, wenn man am besten nur Information ohne viel Emotion will.
Ich hatte ja die Tage schon mal ein Statement abgeben für eine Doku die mir sehr gut gefällt. "Gestorben wird morgen" von Susan Gluth. Hier ist alles drin: Geist, Emotion, Musik, Dialog. Alles gut abgewogen. Das ist mein Fall. Schaut's Euch mal an. Hatte Frau Gluth angeschrieben auch in Bezug auf den Ton in ihrem Film. Hier eine Äußerung von ihr: "... Und ja, die Tonebene ist ein großes Problem bei den Filmen heute... "



Frank Glencairn
Beiträge: 23166

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Frank Glencairn »

Das da?



1:11 Kling-Klang-Geklimper über Drohnenflug (schön wär's - eher Handkamera aus Chesna) - geht doch angeblich gar nicht.

10:12 Weiteres Kling-Klang-Geklimper über Dialog, wobei beides dann noch mal von einer deutschen Sprecherin überlabert wird - da müssen dir doch die Haare zu Berge stehen

Weiter hab ich erst gar nicht gekuckt, weil bereits all deine Ansprüche an den ersten 10 Minuten zerschellt sind. `

Auch ansonsten handwerklich eher bescheiden - Kamera wie auch Schnitt.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



carstenkurz
Beiträge: 5079

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von carstenkurz »

and now for something completely different...



pillepalle
Beiträge: 8572

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von pillepalle »

Eine flexiblere Alternative zu Dialog+ mit verschiedenen Mischungen, sind die neuen MPEG H Audioformate mit denen man z.B. Personalisierungsoptionen hat. So könnte man in Zukunft die Lautsärke der Dialoge selber regeln zum Rest der Mischung anpassen.



VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



ruessel
Beiträge: 9761

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von ruessel »

Gestern, ARD, 20:15
Leserbrief im Spiegel
Gemessen am Nuschelfaktor war dieser Tatort wieder spitze. Wird der Tatort eigentlich vom Verband der Hörgeräteakustiker gesponsert?
Ja - ein, zwei Sätze konnte ich trotz hochwertigen Soundsystem auch nicht vollständig verstehen. Kann gar nicht glauben, das sowas bei der Endkontrolle durchrutscht. Oder wird schlecht kodiert in der Sendeabwicklung?
Gruss vom Ruessel



dosaris
Beiträge: 1701

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von dosaris »

ruessel hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 08:48 ein, zwei Sätze konnte ich trotz hochwertigen Soundsystem auch nicht vollständig verstehen. Kann gar nicht glauben, das sowas bei der Endkontrolle durchrutscht. Oder wird schlecht kodiert in der Sendeabwicklung?
das ist dramaturgisches Nuscheln !!
ganz große Kunst.

Hatte mich auch genervt.
Ich war schon versucht, ein Hörgerät zu besorgen :-(

dennoch bin ich nun etwas beruhigt, lag wohl doch nicht an meinen Ohren.

Im Pflichtenheft zur Einrechung habe ich dazu aber auch nix gefunden.
Ich wüsste auch nicht, wie man diesen Nuschel-faktor meßtechnisch erfassen könnte.
Das müsste ja im Qualitäts-Management objektivierbar sein,
weil sonst sofort ein Rechtsstreit droht bzgl versäumter Vorgaben-Erfüllung/-Ablehnung.
(ein Tatort kostet ca 1 ... 2 Mio € )

Der gestriege Ttort kam von Nordmedia.
Man müsste die Qualitätsbeurteilung mal sammeln, um zu ersehen, welche Produktions-Fa öfters auffällt.
Zuletzt geändert von dosaris am Mo 21 Mär, 2022 09:14, insgesamt 1-mal geändert.



ruessel
Beiträge: 9761

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von ruessel »

Also Nuscheln beim Schauspieler direkt? Da gibt es auch eine Hilfe, nennt sich Logopädie. Kosten übernimmt sogar die Krankenkasse.
Gruss vom Ruessel



ruessel
Beiträge: 9761

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von ruessel »

Cool:
Doch der Sender räumt auch ein, dass der schwer verständliche Ton zum Teil sogar Absicht sein kann: „So sind manchen Regisseuren authentisch-umgangssprachliche Dialoge ein großes Anliegen. Für realistische Milieuschilderungen und die regionale Verortung sind manchmal auch dialektgefärbte Gespräche unabdingbar.“ Dies werde bei jeder Produktion individuell abgewogen.

Das Alter ist schuld
Zu guter Letzt nennt die ARD noch diesen Grund: „Den Hörgewohnheiten einer älter werdenden Gesellschaft ist dabei ebenso Rechnung zu tragen wie der teils schnelleren und kürzeren Sprechweise der jungen Generation.“
https://www.focus.de/kultur/kino_tv/tat ... 67088.html
Gruss vom Ruessel



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von cantsin »

Könnt Ihr anhand der "Tatort"-Folge in der ARD-Mediathek vielleicht eine oder zwei Stellen nennen, bei denen der Dialog unverständlich ist?

Das wäre doch interessant, wenn man damit das Phänomen mal weniger spekulativ einkreisen und feststellen könnte, wo der Hund wirklich begraben liegt:

https://www.ardmediathek.de/video/tator ... TIzMjYyNzU

(Man kann übrigens über den "Teilen"-Knopf die genaue Stelle verlinken.)



Bluboy
Beiträge: 4409

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Bluboy »

cantsin hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 09:48 Könnt Ihr anhand der "Tatort"-Folge in der ARD-Mediathek vielleicht eine oder zwei Stellen nennen, bei denen der Dialog unverständlich ist?

Das wäre doch interessant, wenn man damit das Phänomen mal weniger spekulativ einkreisen und feststellen könnte, wo das Problem wirklich liegt:

https://www.ardmediathek.de/video/tator ... TIzMjYyNzU

(Man kann übrigens über den "Teilen"-Knopf die genaue Stelle verlinken.)
https://www.ardmediathek.de/video/tator ... TIzMjYyNzU

Edit:
Sorry, der link war scheinsba zeitweilig nicht erreichbar
jetzt geht er wieder



ruessel
Beiträge: 9761

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von ruessel »

Bei mir fing es ab 3:28 an..... was da über funk gesprochen wird.... immer wieder so Detailaussetzer. vieles kann man sich zusammenreimen, strengt aber an. Jetzt hier in Mono am PC meine ich sogar etwas verständlicher.
Gruss vom Ruessel



dosaris
Beiträge: 1701

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von dosaris »

ruessel hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 10:08 ...vieles kann man sich zusammenreimen, strengt aber an. Jetzt hier in Mono am PC meine ich sogar etwas verständlicher.
ja,
wenn man 2 StereoKänäle zusammen mischt wird die Atmo (re + li) 3dB reduziert und die akustische Mitte 3 dB erhöht. = 6dB besser

Deswegen ist iA in einer SurroundAnlage die Verständlichkeit im CenterKanal besser als wenn man das per Stereo anhört.
Zumindest wenn das zuvor sauber abgemischt wurde.



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von cantsin »

ruessel hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 10:08 Bei mir fing es ab 3:28 an..... was da über funk gesprochen wird....
Kein Problem hier, das zu verstehen. Aber ich höre das auch via (ziemlich guten) Kopfhörer.

Bestätigt wieder meine Vermutung, dass das Problem nicht nuschelnde Schauspieler sind, sondern die Tonwiedergabe am Endgerät... [Bzw. Tonabmischungen, die nicht für alle Endgeräte geeignet sind.]



pillepalle
Beiträge: 8572

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von pillepalle »

Ich hab auch mal ein paar Minuten mit ziemlich guten Kopfhörern reingehört und fand nicht alles gut verständlich. Und Kopfhörer sind zum durchhören besonders gut. Damit fallen einem sogar Dinge auf, die man auf Lautsprechern eher mal überhört. Und ja, die nuscheln auch recht oft, aber das ist nicht das eigentliche Problem. Der Mix ist einfach überladen und an den unverständlicheren Stellen sind Frequenzen von Musik, Atmo, oder Anderem, die die Sprache überlagern. Wie gesagt, Realismus hin oder her, das macht das Schauen einfach unnötig anstrengend. Alles andere sind faule Ausreden :) Und die 'Schuld' auf der Seite der Wiedergabegeräte zu suchen ist auch nicht der richtige Weg.

Ich möchte die Tonverantwortlichen dabei noch nicht mal wirklich kritisieren, denn man weiß ja nicht unter welchen Umständen der Ton zustande kam. Nur sollte bei einer Folge die roundabout 1 Million kostet ein guter Ton eigentlich noch mit im Budget sein.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



gunman
Beiträge: 1404

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von gunman »

Ich kann auch nur bestätigen was die allermeisten hier schon kritisiert haben.
Was einem da wieder von den Verantwortlichen zugemutet wird ist einfach eine Sauerei.
Was mich nicht umbringt macht mich nur stärker



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von cantsin »

pillepalle hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 10:50 Ich hab auch mal ein paar Minuten mit ziemlich guten Kopfhörern reingehört und fand nicht alles gut verständlich.[...] Der Mix ist einfach überladen und an den unverständlicheren Stellen sind Frequenzen von Musik, Atmo, oder Anderem, die die Sprache überlagern. Wie gesagt, Realismus hin oder her, das macht das Schauen einfach unnötig anstrengend.
Beziehst Du Dich da wirklich auf die Szene ab 3:28 (ca. eine Minute lang), die ruessel nannte?



pillepalle
Beiträge: 8572

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von pillepalle »

Ich hab' schon auch ein paar Minuten länger gehört und bin auch mal später reingesprungen. Da sind einem schon ein paar Dinge aufgefallen. Auch die unterirdischen 'Walkie-Stimmen' vom Polizeifunk. Es geht auch nicht darum, dass man bei aufmerksamen Lauschen herauskriegen kann, was gesagt wurde, sondern um unötig unverständliche Sprache. Oft weiß man nicht, ob das gesagte für den Film/die Handlung wichtig war, oder nicht. Und deshalb können auch mal unverständliche Füllwörter stören.

Das ist einfach schlechter Ton, mit Wummern und Störgeräuschen die weder wichtig sind, noch zur Immersion beitragen. Ist schon klar dass dort vermutlich oft alles mit heißer Nadel gestrickt wird und dem Ton nicht immer nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die er verdient. Man kann ja immer an allem Herumkritisieren, dem Licht, dem Grading, usw. Aber hier geht es nicht um Geschmack, sondern um das Filmerlebnis ganz grundsätzlich.

Vielleicht wird dem Downmix auch einfach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das meiste und fast alles im Internet wird heute noch in Stereo konsumiert. Da nutzt einem der schönste Surround-Mix nichts, wenn es dann 90 Prozent der Zuschauer in Stereo nicht mehr gut verstehen können. Das ist weder ein Problem der schlechter hörenden Zuschauer, noch der schlechten Lautsprecher der Konsumenten, oder nuschelnden Schauspieler. Das ist einfach ein schlechtes Produkt, wenn es die wichtigsten Anforderungen nicht erfüllt. Und die Dialoge sind nun mal essentiell in einem Film, weil über ihn ein Großteil der Handlung transportiert wird. Einen guten Mix sollte man auf jedem Wiedergabesystem gut hören können und auch jede Zuschauergruppe. Ist zumindest meine Meinung.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



ruessel
Beiträge: 9761

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von ruessel »

Kein Problem hier, das zu verstehen.
Für mich war das nicht der schlechteste Spielfilmton, da gab es in der Vergangenheit viel schlimmeres. Aber die Worte aus dem Sprechfunk (3:28) habe ich bis heute nicht verstanden...muss wohl mal zum Ohrenarzt.

https://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort ... 8e971da332
Leserbriefe vom Spiegel zum Filmton:
Abgesehen vom Inhalt war die Tonqualität dermaßen miserabel, dass es mühsam war, akustisch zu folgen. Eine Zumutung und ich glaube nicht, dass das so sein muss, wahrscheinlich ist zu kostenintensiv eine saubere und einwandfreie Hörqualität zu produzieren. Ist bei skandinavische Krimis völlig anders.
Egal, was ich gucke, Mälzers "*** Impossible", die "Rückkehr nach Rimini", die "Perfect Strangers", das italienische Original des Abendessens mit Handy-Tausch Films "Perfektes Geheimnis", die Sportschau, Moto-GP, überall sind die Stimmen und Dialoge über meine 6-Lautsprecher-Anlage klar und gut zu verstehen - nur im Tatort nicht.
Da wird genuschelt was das Zeug hält, und ich kenne niemanden, der im täglichen Leben so schnell spricht, es wirkt als wäre das im Zeitraffer mit Faktor 1,5 abgespielt.
Googelt man "Tatort Ton" stösst man auf eine interessante Diskussion von 2017. Grund sind offenbar die Produktionskosten: jat man früher akustisch schwierige Stellen im Studio nachsynchronisiert, wird heute ausschließlich Originalton genutzt, eine sehr fragwürdige Sparmassnahme.
Ich wünsche mit vorm SPIEGEL eine Abstimmung zusätzlich zu: "Wie fanden Sie den Tatort", nämlich: "Wie beurteilen Sie die Tonqualität" - vielleicht bringt das die Tatort-Macher endlich zur Vernunft. Den so viele Kommentare unten bemängeln genau das über werden alle hoch geliked, das ist doch kein Zufall?
SPIEGEL, kümmere Dich :-)
Beim Funken mitten im Satz vom Sender zum Empfänger zu schneiden hat das Verständnis der Dialoge nicht verbessert.
Mit Untertiteln Tafel 150 bekam man etwas vom Genuschel mit.
Fand die Handlung platt und deren Darstellung lieblos. Das Schlimmste aber: der Ton. Schlecht und unprofessionell. 6
Wieder einmal ein guter Tatort. Wenn sie dann das mit dem Ton in den Griff bekommen, gibt es überhaupt noch Tontechniker? Bin ich wieder regelmässig dabei
Schlechter Ton, kommt immer öfter beim Tatort vor und war schon mal Thema ( damals mit Tschirner und Ulmen). Liegt daran, dass die Dialoge direkt beim Dreh mitaufgenommen werden (inklusive Hintergrundgeräusche). Das soll dann "Authentizität" sein, in Wahrheit aber eher Kosten sparen. Nachbearbeitung kostet Zeit und Geld. Und die Darstellerinnen und Darsteller müssten ggf. die Dialoge noch mal runternudeln...
Merkt das bei den Produktionen beim Tatort denn keiner, dass die Sprecherqualitäten und die Aufzeichnung von Gesprächen immer schlechter werden. Nuscheln ist eine Sprachbehinderung die Logopäden durchaus behandeln können, auch bei einem Herrn Möhring. Ich habe nach anderthalb StundenTatort desöfteren Ohrmuskelkater .
Ich glaube eher, dass das an schlechten Lautsprechern ihres Fernsehers liegt. Wir haben eine B&W Soundbar und keinerlei Probleme bei Zimmerlautstärke.
Sehr gute Sonntagabendunterhaltung. Das Einzige was wirklich gestört war, war der schlechte Ton (was definitiv nicht an meiner Home Cinema Anlage liegt ;-) ... und eine Hörschwäche habe ich auch nicht..). Aber das ist ein Phänomen, was ja bei einigen Tatorten zu beobachten ist, dass in Dialogen zuweilen Wörter "untergehen" oder nur schwer zu verstehen sind (was nicht nur am Genuschel einiger Darsteller liegt). Aber das war zu verschmerzen. Freue mich auf den nächsten Möhring-Tatort. Denn der zeigt, dass es auch ohne "verhuschte" KomissarInnen geht, sondern es schlichtweg ein gutes Drehbuch und eine gute Besetzung braucht.
Gemessen am Nuschelfaktor war dieser Tatort wieder spitze. Wird der Tatort eigentlich vom Verband der Hörgeräteakustiker gesponsert?
Das wird vielen auch schon aufgefallen sein.
Wenn ich einen amerikanischen Film synchronisiert und abwechselnd in Originalsprache ansehe/-höre fällt mir auf, daß die deutsche Synchronfassung immer wesentlich besser verständlich ist; die Sprache ist deutlich besser zu verstehen als im Original.
Komisch, aber warum gelingt das bei deutschen Eigenproduktionen nur sehr selten?
Gruss vom Ruessel



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von cantsin »

ruessel hat geschrieben: Mo 21 Mär, 2022 13:04
Das wird vielen auch schon aufgefallen sein.
Wenn ich einen amerikanischen Film synchronisiert und abwechselnd in Originalsprache ansehe/-höre fällt mir auf, daß die deutsche Synchronfassung immer wesentlich besser verständlich ist; die Sprache ist deutlich besser zu verstehen als im Original.
Komisch, aber warum gelingt das bei deutschen Eigenproduktionen nur sehr selten?
Naja, dass ist dann halt doch das Phänomen, dass deutsche Film- und Fernsehzuschauer mit Synchronfassungen und deren extrem cleanen Studioton sozialisiert sind, und dann Probleme mit Filmen und Serien haben, bei denen der Ton live geangelt wurde.

Ich kann mich auch noch darin erinnern, wie ich irgendwann in den 90er Jahren aufhörte, synchronisierte Filme zu sehen, und trotz täglichem mühelosen Umgang mit gesprochenem Amerikanisch erst einmal Probleme hatte, den Ton zu verstehen, weil die Ton- und Sprecherqualität der Originale gegenüber den Synchronfassungen so abfiel.



Blackbox
Beiträge: 448

Re: Wie bitte? Warum Filmdialoge immer schlechter zu verstehen sind

Beitrag von Blackbox »

Liegt aber auch daran, dass nicht selten die Tonsektion am Set als störendes Paria-gedöns behandelt wird.
Niemand käme auf die Idee das Lichtsetzen drastisch abzukürzen oder das Lichtbudget kurz vor Null zu kürzen, weil auch den Sparsamsten klar ist dass das später nicht mehr zu fixen ist, aber beim Ton gehen viele davon aus, dass es eine quasi 'magische' Postpro gäbe, die untaugliche Bedingungen am Set dann wieder ausbügeln könne, was natürlich nicht bzw. nur sehr begrenzt der Fall ist.
Ich habe da zwar keinen allgemeinen Überblick, aber die Regel ist doch, dass - von Ausnahmesituationen mal abgesehen - der Ton genau NULL Sekunden Extra Produktionszeit beanspruchen darf, sondern sich geschmeidig den anderen departments unterzuordnen hat.
Würde dem Set-ton mehr Zeit und Budget eingeräumt wär das Problem schnell deutlich reduziert.
O.k. Sprecherziehung in der Schauspielausbildung ist natürlich auch ein Thema.



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