Ja, ich hatte ja schon ganz am Anfang geschrieben, daß man das nicht vergleichen kann,
Hier ist die Rede von Arbeitszeit und nicht wann wer aufsteht oder schlafen geht. Wenn du nach einem 14h Arbeitstag mit dem Auto jemanden über den Haufen fährst, zerreißt dich der Richter in der Luft. Das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern dazu gibt es genügend Urteile.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 13:00 Wobei man auch die Kirche wenigstens ein bisschen im Dorf lassen sollte.
Hier wird ja so getan, als ob jemand der um 6 aufsteht, spätestens um 20 Uhr quasi unzurechnungsfähig ist.
In welchem Universum spart man bei einem Dreh, der sich in die Nacht hineinzieht Zuschläge?Felice Clemente hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 17:46 Die berüchtigten "Framstage" (Freitag Nachtdreh in den Samstag hinein) sind auch nur ein Mittel, möglichst günstig viel Drehzeit rauszuquetschen und Zuschläge zu sparen und reduzieren die Erholung die ein Wochenende bieten kann deutlich.
Da würde ich gene mal ne valide Statistik sehen, daß es in unserer Industrie zu signifikant "vielen" Unfällen deshalb kommt.Felice Clemente hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 17:46
Wenn sich eine Gewerkschaft für mehr Sicherheit in einer Branche einsetzt, in der es zu zu vielen Unfällen kommt, ist das doch etwas gutes!
Da hast du prinzipiell natürlich recht, dass man da nicht direkt Zuschläge einspart. Man kann aber die Arbeitszeit einer Woche maximieren und verhindert, am nächsten Tag in Unterstunden zu kommen. Dass ab 22 Uhr Zuschlag gezahlt wird ist schon klar, dass nachts Überstunden gezahlt werden ist auch klar.In welchem Universum spart man bei einem Dreh, der sich in die Nacht hineinzieht Zuschläge?
Statistik hab ich dafür keine. Es gibt aber genug Publikationen, die belegen, dass Arbeitszeiten von mehr als 8h das Unfallrisiko erhöht(https://www.handwerk-magazin.de/lange-a ... 516/316787 https://www.igmetall.de/service/ratgebe ... fallgefahr https://www.arbeitszeit-klug-gestalten. ... beitszeit/). Nimmt man jetzt den Standart 10h/Tag Vertrag oder die 50h/Woche (und das ist noch ohne Überstunden) in Kombination mit der Tatsache, dass der Job viel reisen mit sich bringt ist es recht einfach das erhöhte Unfallrisiko in unserer Branche zu erkennen. Natürlich gibt es auch andere Branchen, in denen viel gereist wird, wir reden hier aber vom Film. Und der unterschied zu jemandem, der Events filmt oder Hochzeiten oder was auch immer, ist der, dass das dann paar Tage im Monat sind, bei denen man zum Dreh muss. Wenn man dann aber am nächsten Tag im Büro sitzt und das schneidet ist es was anderes, als wenn sich das dann Tag für Tag und Woche für Woche wiederholt und das über Monate.By the way - gerade Grips/Rigger (vor allem in den USA) sind für ihren Alkohol und Drogenkonsum am Set berüchtigt - sollte man vielleicht auch mit einrechnen.
Also alle Leute die jemals Nachts Autofahren haben mehr Unfälle als Crew Mitglieder? Oder wie soll ich den Vergleich verstehen?Ohne nachzusehen wette ich, daß Leute die Nachts von einem Festival, Club, Party (selbst nüchtern) oder aus dem Urlaub nach hause fahren mehr Unfälle haben.
Nicht unbedingt.Felice Clemente hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 19:59
Ich glaube, wir haben da einfach recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht, werter Frank.
Das klingt sehr verantwortungsbewusst von Dir! Leider sehen es halt zu viele Produktionsfirmen oft nicht so.Normal plane ich eine Produktion immer so, daß alle zum Abendessen pünktlich zuhause sind, oder wenigstens ein Hotel vor Ort haben, wenn es z.B. ein Nachtdreh ist.
Da gebe ich dir auch zu 100% recht! Dass es mal Großkampftage mit heftigem Pensum und langer Reise gibt ist absolut richtig. Da hat auch jede Crew vollstes Verständnis, besonders wenn die Produktion davor zu den Leuten geht und mit ihnen spricht. Aber es ist momentan leider noch zu oft Dauerzustand und das vermeidbarer Weise. Und das zu ändern, darum gehts ja meiner Meinung nach. Glaub im Grunde sind wir uns da ja eh einig :)Manchmal gibt es aber Situationen, wo man keinen Einfluß auf die Umstände hat, oder es aus irgendeinem anderen Grund halt nicht anders geht - sowas muß man dann halt als Profi auch mal durchziehen können. Könnnen andere Profis ja auch - denk z.B. mal an THW/Feu8erwehrleute, oder Krankenschwestern in einem Notfallgebiet, von Soldaten in einem Kriegseinsatz ganz zu schweigen, da wird das auch erwartet - darf halt nicht zum Dauerzustand werden.
https://nofilmschool.com/long-set-hoursiasi hat geschrieben: ↑Mi 01 Sep, 2021 00:32 Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende
https://filmunion.verdi.de/++file++60e3 ... 202021.pdf
Obwohl ich, was die Schlussfolgerungen angeht, mit dir weitgehend einer Meinung bin: Nein, das kannst du offenkundig nicht einschätzen! Ich habe früher auch szenisch gearbeitet, mittlerweile bin ich rein journalistisch unterwegs. Ich kann dir versichern, bei langen Wahlnächten, Terrorlagen oder Einsätzen in Krisengebieten wird deutlich mehr Präsenz erwartet. Da geht's dann, existenziell gesehen, oft um ein bisschen mehr als um die Frage, wer die Linsen morgens nach 3 Std. Schlaf beim Verleiher abholt.Felice Clemente hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 17:46 An alle "Videographen" und "Eventfilmer" die hier schreiben, dass das schonmal vorkommt etc.:
Bitte beachtet, dass das Kameramänner sind, die SPIELFILME/KINOFILME auf TOP Niveau drehen, keine dokumentarischen Projekte wie es ein Event zB ist (was jetzt nicht wertend gemeint ist, falls das so aufgenommen werden könnte). Da wird mit unterschiedlichem Equipment gearbeitet und eine unterschiedliche Präsenz erwartet. Ich hab beides selbst gemacht und kann das glaube ich einschätzen.
Du nennst selbst die "Ausbeutersituationen", prangerst dann aber doch die ominösen "Ausbeuter-Schw ... chen" an.Jalue hat geschrieben: ↑Fr 03 Sep, 2021 04:56Obwohl ich, was die Schlussfolgerungen angeht, mit dir weitgehend einer Meinung bin: Nein, das kannst du offenkundig nicht einschätzen! Ich habe früher auch szenisch gearbeitet, mittlerweile bin ich rein journalistisch unterwegs. Ich kann dir versichern, bei langen Wahlnächten, Terrorlagen oder Einsätzen in Krisengebieten wird deutlich mehr Präsenz erwartet. Da geht's dann, existenziell gesehen, oft um ein bisschen mehr als um die Frage, wer die Linsen morgens nach 3 Std. Schlaf beim Verleiher abholt.Felice Clemente hat geschrieben: ↑Di 31 Aug, 2021 17:46 An alle "Videographen" und "Eventfilmer" die hier schreiben, dass das schonmal vorkommt etc.:
Bitte beachtet, dass das Kameramänner sind, die SPIELFILME/KINOFILME auf TOP Niveau drehen, keine dokumentarischen Projekte wie es ein Event zB ist (was jetzt nicht wertend gemeint ist, falls das so aufgenommen werden könnte). Da wird mit unterschiedlichem Equipment gearbeitet und eine unterschiedliche Präsenz erwartet. Ich hab beides selbst gemacht und kann das glaube ich einschätzen.
Aber es macht überhaupt keinen Sinn, dass wir uns darüber auseinanderdividieren. Wir alle, auch und gerade jüngere KollegInnen, müssen uns von dem dümmlichen Neolib-Narrativ befreien, dass wir ja privilegiert seien, weil wir "Neigungsberufe" ausüben würden und deshalb gefälligst zum Putzfrauen-Tarif zu arbeiten hätten, gerne auch mal 15 Stunden am Stück. Es ist harte, schwierige Arbeit, die ein gehöriges Qualifikationsniveau voraussetzt. Diese Botschaft an "Ausbeuter-Schw ... chen" durchzustellen, liegt nun an jedem Einzelnen. Letztlich eine Frage der (bildhaft gesprochen) Eier in der Hose.
Natürlich ist es das. Sonst wären Feuerwehr, Polizei, etc., deren Arbeitsalltag per se aus Ausnahmesituationen besteht, gar nicht handlungsfähig.