Das ist doch kein Widerspruch: das Problem ist ja nur, daß die langen Erzählungen hier nicht mehr stattfinden (Kir Royal zB ist 28 Jahre alt) - oder wo siehst Du aktuelle (!) deutsche Serien mit Folgen- oder Staffelübergreifenden Spannungbögen?dienstag_01 hat geschrieben:Interessant an einigen der hier aufgezählten Serien/Mehrteilern: das sie längst mit dem angeblich amerikanischen Erfolgsrezept *langer Spannungsbogen* erzählen.
Weil es ein Erfolgskonzept ist? Es geht ja auch vielmehr um die Adaption eines Konzepts (welches mit "Im Angesicht des Verbrechens" auch schon in Deutschland qualitativ funktionierte) und nicht zwangsläufug des Inhalts. Eine deutsche Vampierserie wäre ja nun auch wirklich albern. Ärgerlich finde ich zudem, dass gerade die ÖR nicht in der Lage sind, aus dem vorhandenen Budget innovatives Fersehen zu produzieren. Was da an Geld für teure US Serien rausgeschmissen wurde, nur um die dann zu Unzeiten zu senden sollte einem schon zu denken geben...handiro hat geschrieben:Also da haben wir doch was. Warum nun diesen Serien Erfolgen aus Ameristan hinterher gurken und deren "Erfolgskonzepte" kopieren??
Was verstehst Du jetzt unter "deren Erfolgsrezept"?handiro hat geschrieben:Also da haben wir doch was. Warum nun diesen Serien Erfolgen aus Ameristan hinterher gurken und deren "Erfolgskonzepte" kopieren??
Ich muß hier mal grundsätzlich werden: Nach fast 64 Jahren in höchst unterwchiedlichen Milieus und Gesellschaftssystemen wage ich mal folgende Ansage: Aller institutioneller Unsinn und Wahnsinn dieser Welt speist sich aus mindestens zwei Hauptquellen:mannamanna hat geschrieben:An Drehbuchschreibern, die viel lieber in große Bögen große Geschichten erzählen würden, als in einer Folge jedes Mal eine neue Kurz-Geschichte (das heißt meist: einen neuen Mordfall in einem neuen Milieu), mangelt es hier nicht - ich kenne jedenfalls einige, die angeödet sind durch ihre ÖR-Aufträge (die ja dann auch noch von den jeweiligen Redakteuren, die alle ihre Marke hinterlassen müssen, umgeschrieben werden).k
manama
Weil sie panisch Angst davor haben, dass die Zuschauer das teure System in Frage stellen. IMHO ist das Übel nicht Hierarchie, sondern Selbstbezüglichkeit kombiniert mit Selbsterhaltungstrieb komplexer bürokratischer Systeme.mannamanna hat geschrieben:Warum orientieren sich die öffentlich-rechtlichen Sender/Redaktionen so starr an der Quote, wenn sie doch grade nicht von ihr abhängig sind und das Gebührengeld eh bekommen?
Der Selbsterhaltungstrieb bezieht sich aber weniger auf die, die die eigentliche Arbeit machen, vor allem auf deren kreativen Anteil. Die sind durchaus zu Änderungen bereit.cantsin hat geschrieben:Weil sie panisch Angst davor haben, dass die Zuschauer das teure System in Frage stellen. IMHO ist das Übel nicht Hierarchie, sondern Selbstbezüglichkeit kombiniert mit Selbsterhaltungstrieb komplexer bürokratischer Systeme.mannamanna hat geschrieben:Warum orientieren sich die öffentlich-rechtlichen Sender/Redaktionen so starr an der Quote, wenn sie doch grade nicht von ihr abhängig sind und das Gebührengeld eh bekommen?
Ja, aber wenn das Programm ganz auf Rentner/Arbeitslose abzielt, gibt´s doch eher mehr mediale Kritik (zB von Seiten der Zeitungen) und wird mehr die Existenzberechtigung angezweifelt, als wenn sie ein hochkulturelles Fernsehprogramm machen würden?cantsin hat geschrieben: Weil sie panisch Angst davor haben, dass die Zuschauer das teure System in Frage stellen. IMHO ist das Übel nicht Hierarchie, sondern Selbstbezüglichkeit kombiniert mit Selbsterhaltungstrieb komplexer bürokratischer Systeme.
Nee, natürlich ist mir nicht langweilig, dazu gibts ja eben die ganzen tollen US-Serien (und Kir Royal und die Münchner G´schichten kann ich mir auch zum X-ten Mal wieder anschauen :-)dienstag_01 hat geschrieben:*Mir ist so langweilig.* Sagt und schluchtzt und jammert der Unterwasserkönig in *Feurer, Wasser und Posaunen*.
Der Deutsche scheint auch ein kleiner Unterwasserkönig zu sein. *Mir ist so langweilig, kommt gar nichts spannendes im TV.* Der arme. Dabei will er sich doch langweilen. Sonst gäbs doch schließlich gar nichts zu jammern. Oder ;)
Wie meinst Du das?dienstag_01 hat geschrieben:Kulturauftrag.
Kulturauftrag?
Ich denke wirklich, dass man darüber diskutieren kann. Nein, sogar muss. Die ständige Verknüpfung mit dem Thema der Finanzierung lässt aber den Verdacht aufkommen, dass Kulturauftrag nur ein taktisches Argument im Kampf gegen das Gebührenmodel ist.
Und das wäre letztendlich verlogen.
Kritik der Feuilletons kann man mit ein paar bildungsbürgerlichen Alibi-Produktionen à la Heinrich Breloer abfangen und ruhigstellen. Man darf auch nicht vergessen, dass in Zeiten sinkender Zeitungsauflagen sich Journalisten den ÖR als Karriereoption offenhalten. Und gerade im Kulturjournalismus schreiben oft dieselben Journalisten für Zeitungen und ÖR.mannamanna hat geschrieben: Ja, aber wenn das Programm ganz auf Rentner/Arbeitslose abzielt, gibt´s doch eher mehr mediale Kritik (zB von Seiten der Zeitungen) und wird mehr die Existenzberechtigung angezweifelt, als wenn sie ein hochkulturelles Fernsehprogramm machen würden?
In gärend Drachengift hast dudienstag_01 hat geschrieben: Ja, Kulturauftrag, darüber lässt sich wirklich diskutieren.
Ein zu Tode erkrankter Chemielehrer errichtet ein Meth Labor im Erzgebirge und liefert sich Schlachten mit den tschschischen und einheimischen Drogenproduzenten/Dealern.
Wollen wir mal schauen, was hier passiert, wenn diese Serie produziert wird, wo doch schon ein blutiges Messer im Tatort einen Aufschrei der Entrüstung in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben provoziert.
Oder Dschungelcamp. Kultur? Keine Kultur?
Ich denke wirklich, dass man darüber diskutieren kann. Nein, sogar muss. Die ständige Verknüpfung mit dem Thema der Finanzierung lässt aber den Verdacht aufkommen, dass Kulturauftrag nur ein taktisches Argument im Kampf gegen das Gebührenmodel ist.
Und das wäre letztendlich verlogen.
Entweder hast Du die Serie nicht gesehn oder wenn, dann zumindest nicht verstanden. Breaking Bad glorifiert den Werdegang dieses Chimelehrers in keinster Weise, sondern zeigt den vermeintlichen Aufstieg eines liebenswert trotteligen Lehrers zum Drogendealer (mit allen Konsequenzen). Am Ende steht ein einsamer Mann und eine zerrüttete Familie, die mit dem Erbe der Kriminalität leben muss. Ein Happy End sieht anders! So viel Ehrlichkeit würde ich gerne im deutschen Fernsehen mal sehen...dienstag_01 hat geschrieben:Ein zu Tode erkrankter Chemielehrer errichtet ein Meth Labor im Erzgebirge und liefert sich Schlachten mit den tschschischen und einheimischen Drogenproduzenten/Dealern.
Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass der Hauptfigur ansonsten ein Leben als bedauernswertes Opfer seiner Krankheit und seiner sich in heuchlerischen Mitleidsbekundungen generierenden Umwelt *geblüht* hätte. Kein Grund also für ein voreiliges und der allgemeinen Beruhigung dienendes Öffnen und Schließen der Moral-Schublade - das überlassen wir doch dem deutschen Fernsehfunk ;)Tobsn hat geschrieben:So viel Ehrlichkeit würde ich gerne im deutschen Fernsehen mal sehen...
Dir glaub ich das. Aber wem noch ;)Axel hat geschrieben:Möglicherweise ist ein Meth-Labor im Erzgebirge wirklich zu exotisch und damit schon wieder harmlos.
Ich sah mal - zufällig, möchte ich betonen - eine Folge, bei der ein Ex-Kollege (andere Abteilung) der Bauer war. Der war aber in Wirklichkeit gar kein Bauer. Derselbe war auch ein Angeklagter bei Barbara Salesch (hatte seine Frau geschlagen glaube ich), und irgendwo sonst trat er auch schon auf, wie man mir erzählt hat. Er gab halt ziemlich glaubwürdig eine peinliche Figur ab. Ich gehe generell von einem hohen Fake-Anteil bei diesen Formaten aus. Ich erinnere auch an unseren Karnevalsticket-Joerg, der als Stalker gestalkt wurde und im Lichte des (RTL?)-Beitrags geradezu die Lämmer zum Schweigen brachte ob seiner Soziopathie.Frank Glencairn hat geschrieben:Dann müßte "Deutscher Bauer sucht slowakische Frau" doch DER Renner in beiden Ländern sein. Ich wer denen das mal vorschlagen ;-)
Das ist vielleicht das Traurigste an Breaking Bad. Der Deutsche, konfrontiert mit der Prognose baldiger Tod, erlebt ebenfalls einen Existenzschock. Die nach Kübler-Ross beschriebenen Phasen der psychischen Reaktion darauf müssen allerdings etwas germanisiert werden. Es sind nur noch zwei: Der Schock führt zur Starre, die sich im zweiten Schritt zum geduldigen Warten auf das Unvermeidliche aufweicht, zugeschwafelt von der politisch korrekten Umwelt. Und Tschüss!dienstag_01 hat geschrieben:Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass der Hauptfigur ansonsten ein Leben als bedauernswertes Opfer seiner Krankheit und seiner sich in heuchlerischen Mitleidsbekundungen generierenden Umwelt *geblüht* hätte.
Wobei die Veranlassung zu übertrieben verblödeten und peinlichen Reaktionen wahrscheinlich gar nicht mal so schwer vom Regisseur oder eher noch, sogar ohne ihn zu provozieren ist.Axel hat geschrieben: Er gab halt ziemlich glaubwürdig eine peinliche Figur ab. Ich gehe generell von einem hohen Fake-Anteil bei diesen Formaten aus.
Mann, das wäre geil!Schleichmichel hat geschrieben:Für eine ordentliche Neuauflage für "Ein Herz und eine Seele" hätte man inzwischen eigentlich Stoff genug. .....
Vielleicht hätte Olli Dittrich bock drauf, dann käme er wenigstens mal von Dittsche los.
das, mein freund, ist totaler quatsch. hollywood, so, wie wir es kennen, gäbe es ohne die unzähligen deutschen filmschaffenden, die in den 30gern von den nazis aus deutschland getrieben wurden, so gar nicht. hitchcock und wilder, z.b. haben ihre ersten schritte in der filmkunst in deutschland gemacht.otaku hat geschrieben:bla bla bla… aber es entspricht halt nicht unserer mentalität. andere nationen als ganzes können das besser.
ich sach nur: lubitsch! wilder!gref hat geschrieben:das, mein freund, ist totaler quatsch. hollywood, so, wie wir es kennen, gäbe es ohne die unzähligen deutschen filmschaffenden, die in den 30gern von den nazis aus deutschland getrieben wurden, so gar nicht. hitchcock und wilder, z.b. haben ihre ersten schritte in der filmkunst in deutschland gemacht.otaku hat geschrieben:bla bla bla… aber es entspricht halt nicht unserer mentalität. andere nationen als ganzes können das besser.
Natürlich Kultur… ich sag nur Grimme Preis! Spricht jetzt aber auch nicht gerade für die Kulturkompetenz des Grimme Preis.dienstag_01 hat geschrieben: …Oder Dschungelcamp. Kultur? Keine Kultur?
Na die Tatsache, dass jetzt deutsche Tintensklaven eine "Ausbildung" im Serienschreiben an der DFFB bekommen. Das ist doch die Höhe! Diese Serien aus Ameristan sind Dramaturgisch ja meinetwegen noch handwerklich gut aber der Inhalt ist IMO letzte Grütze! Da wird genau die Hohlheit und Inhaltslosigkeit der US-Kultur nur schick verpackt und das soll ein Erfolg sein?mannamanna hat geschrieben:Was verstehst Du jetzt unter "deren Erfolgsrezept"?handiro hat geschrieben:Also da haben wir doch was. Warum nun diesen Serien Erfolgen aus Ameristan hinterher gurken und deren "Erfolgskonzepte" kopieren??
manna