Die RX10 II und die RX100 IV haben technisch viel gemeinsam: Der gleiche 1-Zoll-Sensor und der gleiche Bildprozessor sorgen grundsätzlich für eine XAVC S Video-Aufnahmemöglichkeit in 4K bis zu 100 Mbit bei 8 Bit Aufzeichnungsdichte. Damit bieten beide Kameras prinzipiell eine sehr ähnliche Bildqualität. Allerdings sind die verbauten Objektive unterschiedlich, wodurch die RX100 IV im Weitwinkelbereich ca. 1,5 Blendenstufen lichtstärker daher kommt (F1,8 vs. F2,8).
Die Objektive
Dafür glänzt die RX10 II im Tele-Bereich, der (kleinbildäquivalent) von 24-200mm bei einer durchgehenden Blende von 2.8 seine Stärken zeigt. Die kleine Schwester bietet hier nur einen äquivalenten Zoombereich von 70mm. Die RX100 fällt allerdings schon bei leichtem Einzoomen auf die F2.8 zurück, weshalb ihr Lichtstärke-Vorteil wirklich nur im absoluten Weitwinkel zum Tragen kommt. Nebenbei bemerkt: Bei realen 8,8mm taugt der Weitwinkel trotz digitaler Korrektur kaum für Personen-Aufnahmen, weil die räumliche Verzerrung hier doch schon sehr unnatürlich wirkt. Dies ist jedoch kein Sony-Spezifisches Problem.
Der Blendenring der RX10 ist entklickbar, wodurch wie bei professionellen Cine-Linsen manuelle Blendenübergänge möglich sind. Die RX100 hat dagegen gar keinen Blendenring. Ein weiterer Objektiv-Ring - den beide Modelle besitzen - kann wahlweise als Zoom- oder Fokusring fungieren. Allerdings gibt es zwischen Drehbewegung und Auswirkung eine deutliche Verzögerung, die für unseren Geschmack zu stark ausgefallen ist. Wir fragen uns, ob Sony das nicht besser kann oder absichtlich nicht besser macht, um das professionelle Gefühl eines manuellen Objektivs nicht in dieser Preisklasse anzubieten. Der Motorzoom kann bei beiden Kameras auch über einen Zoomhebel gesteuert werden und ist deutlich hörbar. Das Geräusch wird aber während einer aktiven Aufnahme interessanterweise gedämpft, was unter anderem durch eine verlangsamte Zoomgeschwindigkeit erreicht wird. Dazu ruckelt der Zoom leicht, wenn man versucht ihn sanft über sehr kleine Bereiche fahren zu lassen.
Ausstattung und Bedienung
Beide Kameras machen einen sehr soliden Eindruck, wobei die RX10 II mit ihrem dicken Objektiv deutlich „professioneller“ in der Hand liegt. Außerdem kann sie sowohl einen aussteuerbaren Mikrofon-Anschluss sowie ein Kopfhörerbuchse vorweisen. Solcher Luxus bleibt der RX100 aufgrund der Miniaturisierung weiterhin verwehrt. Die RX10 liegt eher wie eine DSLR in der Hand, die RX100 bedient sich dagegen wie eine Kompakte. Auch das Tastenlayout ist bei der RX10 etwas großzügiger ausgefallen, wodurch sich mehr Funktionen auf externe Tasten legen lassen.
Gerade die Bedienung sehen wir jedoch als einen Schwachpunkt beider Kameras an. Sie bieten eine Fülle von bemerkenswerten Funktionen, die jedoch sehr unstrukturiert bis unlogisch in zahlreichen Untermenüs untergebracht wurden. Freundlich gesagt sollten Besitzer viel Zeit einplanen um diese Kameras für die eigenen Ansprüche zu konfigurieren und den schnellen Umgang damit zu lernen. Böse gesagt scheint sich Sony nicht wirklich dafür zu interessieren, die üppigen Möglichkeiten hinter den Menüs seinen Anwendern näherzubringen.