Typische Webcam Latenzen
Diese Frage führt uns zu den letztlich genutzten Kameras. Was kann und darf man hier erwarten? Eine erste Recherche im Netz zeigt, dass typische, externe USB-Webcams meistens eine Latenz um die 100ms bieten. Also bevor das Signal überhaupt ins Netz hinausgeht. Gesamtlatenzen unter 100ms sind mit diesen externen USB-Kameras daher in vielen Fällen von vornherein ausgeschlossen.
Will man den HDMI-Output einer (semi)professionellen DSML/R oder anderen Kamera nutzen, so spielt hier ganz besonders die HDMI Latenz eine gewichtige Rolle. Diese kann je nach Hersteller auch schon über 100ms liegen und die Kamera als WebCAM deutlich abwerten. Denn hilft ein tolles Bild, wenn es nur stark verzögert ankommt?
In diese Bresche springen nun die neuen Software-Treiber der Hersteller, welche einen direkten Anschluss der Kamera an einen Rechner via USB ermöglichen. Doch auch diese Methode ist nicht frei von Latenzen und im Netz findet man kaum Angaben oder Tests hierzu. Das wollen und werden wir uns im zweiten Teil dieses Artikels näher ansehen. Doch es gibt noch weitere Probleme:
Synchron wird zur Kür
Eigentlich sollten Ton und Bild ohne Eingriffe des Anwenders synchron übertragen werden. Lippenbewegungen sollten also exakt dem Gehörten entsprechen, sonst wirkt der Stream schnell künstlich und ist in seiner Interaktivität stark eingeschränkt. Nutzt man wie geschätzt 90 Prozent aller Anwender eine im Laptop eingebaute Webcam, so ist dies in der Regel auch kein Problem. Nutzt man aber eine externe Kamera und kommt der Ton von einem separaten Mikrofon, so gerät ein korrekter Audio-Video-Sync dagegen schnell zum Glücksspiel.
Und noch schlimmer: Ist der Ton nicht synchron, gibt es für den typischen Anwender auch keine einfache Lösung das zu ändern, da die meisten Programme und Apps keine Einstellmöglichkeiten zur einfachen Synchronisierung anbieten.
In professionellen Settings (beispielsweise in OBS) lässt sich dagegen der Audio-Input (via Sync Offset) soweit verzögern, dass der Ton synchron zum Videostream durchgereicht wird. Allerdings sind Programme wie OBS selber durch ihre zahlreichen En- und Decoding-Schritte wahre Latenz-Höllen. So muss man nicht selten in OBS das Audiosignal über 200ms verzögern, bis es zeitgleich mit einem Videostream ausgegeben wird.
Um es auch noch einmal klar darzustellen: Große Latenzen stören nicht weiter, wenn man nur in eine Richtung streamt. Sobald man aber in einer Live-Interaktion mit anderen Video Teilnehmern steht, sind bereits Latenzen ab 100ms deutlich zu bemerken.
Wenn man sich in solchen Fällen dann einen Sync mit mehr als 200ms Latenz erkaufen muss, handelt es sich in unseren Augen nicht um eine geeignete Lösung für Videokonferenzen.
Ausblick
Wie bereits erwähnt findet man im Netz recht wenig Artikel zu dieser speziellen Problematik, weshalb wir im zweiten Teil dieses Artikels einige Alternativen zur integrierten Laptop-Webcam näher betrachten und einordnen werden...