Bereits die ersten Notebooks mit Apples M1-Prozessor ließen aufhorchen. Denn sie verbanden eine mehr als beachtliche Leistung mit erstaunlich niedrigem Stromverbrauch. Dass Apple dieses Konzept nach oben aufbohren wird wurde schon relativ früh bekannt. Was allerdings kaum zu glauben war: Dass Apple auch seine interne GPU so extrem aufbohren würde, dass diese in Bereiche dedizierter Grafikkarten vorstoßen kann.
Zauberformel Unified Memory?
Dass dies nun gelungen ist liegt vor allem an einer cleveren Unified Memory Architektur, deren grundsätzlichen Vorzüge wir bei slashCAM schon sehr langeals extrem vorteilhaft predigen.
Ein ehemaliger Intel Ingenieur bringt es bewundernd auf den Punkt:
"Intel hat eine GPU in seine CPU eingebaut, aber Apple hat eine CPU in eine GPU eingebaut ... Der intelligente Teil der Apple-Architektur ist die Cache-Hierarchie, die gut genug ist, um die Speicheranforderungen an den LPDDR5-Controller zu filtern."
Hier teilen sich also CPU und GPU den Speicher, was im besten Fall sogar dazu genutzt werden kann, dass Daten zwischen der CPU und der GPU gar nicht erst kopiert werden müssen. Dies ermöglichen AMD und Intel zwar ebenfalls bei ihren Laptop-Prozessoren jedoch nur mit sehr beschränkten Bandbreiten, die noch deutlich unter 100 GB/s liegen.
Apple geht mit seinem M1 Max Prozessor jedoch in die Vollen und verbindet den Hauptspeicher über ein extrem breites 512 Bit Interface, dass eine theoretische Speicherbandbreite von 400 GB/s aufweist. Diese Geschwindigkeit findet man gewöhnlich kaum bei Laptop-GPUs, weil die Konstruktion und Fertigung derart breiter Interfaces recht teuer und komplex ist.
Implikationen
Damit ähnelt das MacBook Pro mit M1 Max weniger anderen Laptops als vielmehr einer Playstation 5, die auf einer ähnlichen Unified Memory Architektur basiert. Das Apple hier eine derart starke GPU mit einer eher durchschnittlichen CPU-Leistung verbindet führt dann zu einigen abstrusen Besonderheiten: So gibt es im gesamten GPU-Markt aktuell keine Grafikkarte mit mehr als 48 GB und solche Karten sind selbst dediziert nicht unter 4.000 Euro zu erhalten. Im MacBook Pro M1 Max kann die GPU jedoch theoretisch über 60 GB ansprechen.
Auch dürfte die Mining Leistung für Kryptowährungen mit dem MacBook Pro ziemlich interessant ausfallen. Noch gibt es keine optimierte Mining-Implementierungen für Apples Silicon-Prozessoren aber gemessen am Stromverbrauch dürfte sich ein Mining-Einsatz wahrscheinlich spürbar auszahlen. Vielleicht stürzen sich ja die Miner hier in Zukunft auf die neuen MacBooks und sorgen damit indirekt für eine Entspannung am Grafikkartenmarkt.
Das wollen wir erst einmal nicht hoffen, denn auch für Videowerker öffnet das neue MacBook Pro mit dem M1 Max neue Anwendungsfelder.
Blackmagic RAW Decoding
Sehen wir uns hierfür einmal zuerst die Performance des Blackmagic RAW Decoders an:
Hier sieht man deutlich, dass die CPU im bereich guter Laptop-Prozessoren performt, jedoch nur ungefähr ein Drittel schneller ist als der kleine M1. Sieht man sich jedoch den GPU-Bereich an, so kommt man ins Staunen. Der neue M1 Max nimmt es beim BRAW-Decoding mit den stärksten Desktop-GPUs der letzten Generation auf. Das ist schon mal eine Ansage.
Benchmarks in Resolve 4K
Ebenso interessant ist der Blick auf unsere typischen Resolve Benchmarks. Hier haben wir in letzter Zeit die Laptop-Tests in 4K und die Desktop/Workstation Tests in 8K durchgeführt, weil 4K für die meisten Desktop-GPUs keine große Herausforderung mehr dargestellt hat.
Werfen wir also zuerst einmal auf unsere Benchmarks in 4K:
Mobile 4K, Resolve 16 / 17.4
MODELL
max. Curved CC Nodes 24p
Motion Blur Better,Large,30.0
Spatial NR,small,50,50
Spatial NR,large,100,100
Temp NR 1 faster small 50 50 50
Temp NR 2 better large 50 50 50
MacBook Pro 2020 M1
13
7,5
7,5
2
11
6
MacBook Pro 2018 Radeon Pro 580X
19
7
15
4
12
5,5
MSI P65 GTX 1070Q
38
19
24+
7,5
24+
15
HP Pavilion 17 GTX 1660Ti
42
19,5
24+
8,5
24+
14,5
Lenovo Legion Y540 17IRH RTX 2060
50+
24+
24+
10
24+
18,5
MacBook Pro 2021 M1 Max
50+
24+
24+
7,5
24+
24+
MSI P65 S9F RTX 2070 Max-Q
50+
24+
24+
18,5
24+
24+
Gigabyte AERO 17 HDR RTX 2070 Super
50+
24+
24+
12,5
24+
20
Alle Benchmarks unter 16er-/17er-Versionen von DaVinci Resolve Studio. Die erste Spalte beschreibt wie viele CC-Nodes maximal bei 24 fps erreichnar sind. Alle übrigen Werte stellen die Wiedergabe in fps dar. Die Messungen wurden ohne aktive Scopes sowie ohne eine aktive Vorschaukarte ermittelt.
Hier sieht es auf den ersten Blick so aus, als spielte der M1 Max in einer Liga mit Mittelklasse-Laptops, welche mit einer diskreten GPU ausgestattet sind. Doch diese Einschätzung täuscht, da man schlecht sehen kann, wie viele Reserven die Rechner bei 4Kp24 noch ungenutzt lassen.
Benchmarks in Resolve 8K
Diese Frage beantwortet dagegen unsere 8K-Messung deutlich. Hierfür konnten wir noch einmal ein Lenovo Legion Y540 17IRH mit einer mobilen RTX 2060 sowie eine RTX 2080 Ti PCI-Karte unter der aktuellen Resolve Version 17.4 mittesten:
Desktop Workstation 8K, Resolve 17.4
MODELL
max. Curved CC Nodes 24p
Motion Blur Better,Large,30.0
Spatial NR ,small,50,50
Spatial NR ,large,100,100
Temp NR 1 faster small 50 50 50
Temp NR 2 better large 50 50 50
Lenovo Legion Y540 17IRH RTX 2060
4
8
7,5
2,5
10,5
4,5
MacBook Pro 2021 M1 Max
19
11,5
7
1,5
17,5
9,5
Desktop RTX 2080 Ti
10,5
13
21
6,5
17
10
Alle Benchmarks unter der 17.4-Version von DaVinci Resolve Studio. Die erste Spalte beschreibt wie viele CC-Nodes maximal bei 24 fps erreichbar sind. Alle übrigen Werte stellen die Wiedergabe in fps dar. Die Messungen wurden ohne aktive Scopes sowie ohne eine aktive Vorschaukarte ermittelt.
Dabei fallen vorneweg zwei grundsätzliche Dinge auf. Erstens ist das Stacking von Farbkorrektur-Nodes in der aktuellen Resolve Version 17.4 unter Windows mit Nvidia-GPUs im Vergleich zu früheren Messungen fast um die Hälfte langsamer geworden. Der Grund hierfür ist nicht klar, aber in diesem Kontrast steht Apples M1 Max aktuell noch einmal deutlich besser da. Im Gegenzug scheint Apple die spatiale Noise Reduction nicht sonderlich gut zu beherrschen. Hier liegt Nvidia wiederum schon mit recht kleinen GPUs auf Augenhöhe mit dem M1 Max.
In Summe darf man dem MacBook M1 Max jedoch attestieren unter Resolve durchschnittlich eine ähnliche Performance zu liefern, wie eine Desktop RTX 2080 Ti. Und das ist schon eine beachtliche Hausnummer. Und sogar noch mehr: So meldet die RTX2080 Ti mit ihren 11 GB Speicher beim 8K Editing immer wieder einen vollen GPU-Speicher, während es solche Probleme auf dem MacBook Pro M1 Max (wohlgemerkt mit 64 GB RAM) niemals gab.
All dies für sich wäre schon für sich eine beachtliche Leistung von Apple. Mächtige Resolve Workstation Performance in einem 2 kg 16 Zoll Laptop für 4000 Euro. Da man aktuell für eine vergleichbar schnelle Desktop GPU weit über 1.000 Euro hinlegen muss würde eine vergleichbare Windows-Desktop-Lösung mit gutem Display aktuell schon fast 3.000 Euro kosten.
Damit hat man aber auch noch nicht die unglaubliche Mobilität des MacBooks eingepreist. Die 2,15 kg unseres Testmodells wirken zwar für ein Apple Gerät ziemlich schwer, aber das Gerät ist im Vergleich zu vielen PC Laptops nicht nur massiv, sondern besitzt auch den Vorteil eines besonders kompakten und leichten 140W Netzteils (300 Gramm, mit 2 m Magsafe Kabel 350 Gramm).
Während Gaming Laptops wie das 2,8 kg Lenovo Legion mit seinem 700 Gramm 200 W Netzteil-Ziegelstein spätestens nach 2 Stunden wieder ans Netz müssen und meistens ohne Netzteil gar nicht die volle Leistung abgeben können, hält der Apple Akku auch unter Dauerlast viele Stunden durch und lässt das Gerät dabei mit voller Leistung arbeiten. Trotz eines speziellen Modus für hohe Leistung mit Netzteil gelang uns übrigens nicht, den Laptop ohne Netzteil in Resolve deutlich langsamer rechnen zu lassen als am Stromnetz. Unter Volllast gibt er zwar deutliche Lüftergeräusche von sich, jedoch liegen diese weit unter dem Geräuschpegel typischer Gaming Laptops.
Fazit:
Dass das neue MacBook M1 Max im Workstation Bereich wildern wird hätten wir noch vor einem Monat nicht zu träumen gewagt. Der relativ niedrige Stromverbrauch des M1 Max erlaubt dabei wirklich unglaublich viel Leistung in ein derart kompaktes Gerät zu packen - womit Apple gegenüber der PC Welt für Videobearbeiter plötzlich vernünftig bepreist wirkt.
Die mindestens 4.000 Euro für einen Ausbau mit einem M1 Max Prozessor sind zwar sicherlich kein Pappenstiel, jedoch ein realistischer Preis für die gebotene Leistung. Natürlich auch, weil man momentan für eine vergleichbare GPU-Leistung von Nvidia und AMD Mondpreise im Workstation Bereich hinblättern muss.
Der erste Auftritt des M1 Max ist jedenfalls definitiv gelungen. Wir planen noch weitere Tests, unter anderem wie es mit der beschleunigten Unterstützung für professionelle Codecs aussieht...
betreibe jetzt seit Januar 2022 zwei 3840 x 1600 38" Monitore am MBP14 M1 Ultra und ich würde sagen die Schnappatmung bekommt eher die TB3 Box. Ich hab schon nicht die...weiterlesen
Axel 14:23 am 5.11.2021
Und nochmal Alex Jordan:
https://youtu.be/olvTKnLJCJc
Und deutlicher könnte das Fazit nicht ausfallen. Wenn du ein Colorist bist, der ständig einen ungeduldigen Kunden im Nacken...weiterlesen
Fader8 11:11 am 4.11.2021
Hat jemand schon mit externen Monitoren getestet oder einen Test davon gelesen? Wie steht es da um Fan-Speed / Hitze`
Test: Lenovo Yoga Pro 9i 16IRP8 - DaVinci Resolve Performance mit mobiler RTX 4070 Di, 31.Oktober 2023 Ein kompakter Laptop mit dedizierter Nvidia GPU sollte für den mobilen Schnitt unter DaVinci Resolve immer eine gute Wahl sein. Doch leider hat Nvidia bei seiner mobilen RTX 4070 eine nicht unerhebliche Hardware-Änderung bei der Speicheranbindung vorgenommen...
Test: Macbook Air 15 M2 - Ideal für DaVinci Resolve unterwegs? Fr, 14.Juli 2023 Nun konnte sich auch einmal das aktuelle 15 Zoll MacBook Air mit M2 Prozessor in unseren typischen Resolve Benchmark-Tests messen lassen. Reicht die Leistung für den mobilen Schnittalltag?